Weltpremiere am Everest: Andrzej Bargiel gelingt Skiabfahrt vom höchsten Berg der Welt
Ohne Flaschensauerstoff
Als erster Mensch der Geschichte fährt der Pole vom Gipfel des Mount Everest auf Ski bis ins Basislager ab – und das ohne zusätzlichen Sauerstoff. Damit schreibt er ein weiteres Kapitel alpiner Rekorde.
Der polnische Skibergsteiger Andrzej Bargiel (37) hat geschafft, was zuvor als unmöglich galt: Am 22. September 2025 bestieg er den Mount Everest (8.849 m) ohne Flaschensauerstoff und fuhr anschließend mit Ski vollständig bis ins Basislager ab. Damit ist er nicht nur der erste Mensch, dem eine durchgehende Skiabfahrt vom höchsten Berg der Erde ohne Sauerstoff gelang – er bleibt auch der einzige Athlet weltweit, der sowohl den Everest als auch den K2 auf Ski bezwungen hat.
16 Stunden in der „Todeszone“
Sein Gipfelsturm begann am späten Abend des 21. September im Camp IV am South Col (7.900 m). Tiefschnee erschwerte das Spurlegen erheblich, doch nach fast 16 Stunden in der lebensfeindlichen „Todeszone“ erreichte Bargiel am Nachmittag des 22. September den höchsten Punkt der Erde. Nur Minuten später klickte er sich in seine Ski ein – und fuhr über den South Col Richtung Tal.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichte er Camp II (6.400 m) und legte eine Pause ein. Am Morgen des 23. September setzte er die Abfahrt fort, meisterte den berüchtigten Khumbu-Eisbruch – ohne Seile oder Fixpunkte – und stand um 08:45 Uhr Ortszeit erschöpft, aber glücklich im Everest Base Camp. Damit war die erste vollständige Skiabfahrt vom Mount Everest ohne Flaschensauerstoff Realität.
„Ein Traum, der in mir gewachsen ist“
Für Bargiel selbst war es die Krönung jahrelanger Vorbereitung:
„Es ist einer der wichtigsten Meilensteine meiner Sportkarriere. Die Skiabfahrt vom Everest ohne Sauerstoff war ein Traum, der seit Jahren in mir gewachsen ist. Ich wusste, dass die schwierigen Herbstbedingungen und die Linie durch den Khumbu-Gletscher die größte Herausforderung meines Lebens sein würden.“
Sein Team, darunter Expeditionsleiter Tomasz Gaj, Ärztin Dr. Patrycja Jonetzko sowie sein Bruder und Drohnenpilot Bartek Bargiel, unterstützte ihn logistisches wie medizinisch – doch auf den entscheidenden Höhenmetern war der Athlet ganz auf sich gestellt.
Eine Leistung an den Grenzen der Physiologie
Mehr als 6.000 Bergsteiger:innen haben den Mount Everest erklommen, doch nur rund 200 taten dies ohne zusätzlichen Sauerstoff – weniger als drei Prozent aller Gipfelerfolge. Dass Bargiel nicht nur den Aufstieg, sondern auch die technisch hochanspruchsvolle Abfahrt auf Ski bewältigte, gilt unter Expert:innen als beispiellose Grenzleistung.
US-Bergführer Adrian Ballinger, der selbst neunmal auf dem Everest stand, bezeichnete den Erfolg als „monumental“:
„Die Kombination aus der Besteigung ohne Sauerstoff und der kompletten Skiabfahrt durch solch schwieriges, ausgesetztes Gelände ist fast unvorstellbar. Viele haben Teile des Everest befahren – doch Andrzej ist die gesamte Linie vom Gipfel bis ins Basislager gefahren. Die Energie und Konzentration, die das erfordert, ist atemberaubend.“
Bargiels Vermächtnis
Schon zuvor hatte der Pole mit Skiabfahrten von Broad Peak, Gasherbrum I und II sowie der spektakulären „unmöglichen“ Abfahrt vom K2 im Jahr 2018 Alpingeschichte geschrieben. Mit dem Everest setzt er nun ein Ausrufezeichen, das kaum zu überbieten scheint.
Seine Expedition – die „Everest Ski Challenge 2025“ – dauerte insgesamt 4 Tage, 4 Stunden und 15 Minuten. Dokumentiert wurde sie umfassend; ein Film über das Projekt soll 2026 erscheinen.
Damit erweitert Bargiel nicht nur die Grenzen des Machbaren im Skibergsteigen – er zeigt auch, dass Träume, die einst als unerreichbar galten, mit Entschlossenheit, Präzision und Ausdauer Realität werden können.
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