UTAH | PARK CITY & DEER VALLEY
Exklusives Powdern im Tal der Frösche
Text: Petra Rapp. Fotos: Petra Rapp, Re Wikstrom, Loosmann, DPS Skis
„The Greatest Snow on Earth“ – ein großes Versprechen, mit der die Tourismusverantwortlichen des US-Bundesstaates Utah in ihre insgesamt 15 Skigebiete locken. Die liegen hoch in den Rocky Mountains in relativ schneesicheren Höhenlagen von 2100 bis über 3000 Meter. Doch was ist heute schon noch sicher. Die Temperaturen bei der Ankunft im Februar in Salt Lake City sind ungewöhnlich warm und der Schnee oben in den beiden anvisierten Skigebieten Park City Mountain und Deer Valley anfangs mehr Firn, der statt besagtem Powdervergnügen unerwartetes Frühjahrscruisen verspricht. Aber wenn es dort dann mal schneit, dann richtig und dann wird das große Versprechen mehr als wahr, wie sich zeigen soll.

Park City - Park City Mountain – Lifestyle im Schnee
Was für eine Stadt, was für ein Skigebiet! Und das nur 30 Minuten vom Flughafen Salt Lake City entfernt. Die frühere Silberminenstadt beeindruckt mit ihrer sehenswerten historischen Main Street, wo man viele Kneipen findet, in denen sich Craft- Biere, ausgefallene Cocktails und jede Menge ausgefallene Burger genießen lassen. Wo sich auch Bansky mehrfach künstlerisch verewigt hat und wo man sich im Park City Museum bestens über die spannende Historie der Stadt und Region informieren kann. Beeindruckend ist auch ein Besuch des Utah Olympic Park und des dortigen Skimuseums, wo bei den Olympischen Winterspielen 2002 die Bob-, Skeleton- und Rennrodelrennen stattfanden und man das Feeling mit einer buchbaren Bobfahrt heute nacherleben kann. Aber besonders beeindruckend ist das riesige und bestens erreichbare Skigebiet. Nach dem Zusammenschluss 2015 mit dem Skigebiet The Canyons ist das Park City Mountains Resort mit über 40 Liften auf rund 250 Kilometern nicht nur eines der größten zusammenhängenden Skigebiete der USA, sondern auch eines mit den besten Bewertungen. Kein Wunder, dass sich hier viel Prominenz in vielen versteckten Villen niedergelassen hat oder Stars wie Taylor Swift und Justin Biber im The Colony at White Pine Canyon für ihren Skiurlaub einmieten. Breite Pisten in allen Schwierigkeitsgraden ohne Ende, unzählige Tree Runs und, wenn die Schneelage passt, spannende Off-piste-Möglichkeiten in Liftnähe am Super Condor Express, am Ninety-Nine 90 oder Peak 5. Anspruchsvolle Off-Piste-Areale finden sich am Pinecone Ridge, im landschaftlich spektakulären Backcountry-Gate mit Zugang zur Park City Ridge oder am Square Top Mountain, wo sich allerdings nur sehr erfahrene Backcountry-Profis in die rund 40° steilen und deshalb sehr lawinengefährlichen wie felsdurchsetzen Hänge wagen sollten. Für Europäer aus der zentralen Alpenregion allerdings immer wieder erstaunlich: Auch hier, in einem der teuersten Skigebiete der USA sind die Liftanlagen doch etwas in die Jahre gekommen und eine Haube oder gar Sitzheizung die absolute Ausnahme.

Deer Valley - exklusives Skifahren pur
Was für ein Empfang an der Snow Park Lodge, dem zentralen Eingangsbereich ins Deer Valley Skireort. „Can I help you?“, fragt Tim. Seit acht Jahren arbeitet er hier als einer der vielen grün gekleideten Helfer im Gästeservice des Skiresorts und begrüßt alle mit einem freundlichen Lächeln. Auf die Frage, was das Besondere an Deer Valley sei, meint er: „Jeder will hierher, unsere Gäste kommen aus der ganzen Welt. Der Service, die Gourmet-Restaurants und Lodges, die Pistenpräparierung, die Off-Pistemöglichkeien, alles ist hier sehr gut organisiert und auf sehr hohem, exklusivem Niveau.“ So exklusiv, dass Snowboarder in Deer Valley wie auch in den Skigebieten Alta Ski Area und Mad River Glen, nicht erwünscht und die Tagestickets reglementiert sind, was hilft, lange Warteschlangen an den Liften zu vermeiden. Es fährt sich tatsächlich sehr entspannt in dem weitläufigen, hügeligen, 2000 Hektar großen Areal, das sechs Berge mit seinen unzähligen Espen- und Nadelbaumlichtungen umfasst und im kommenden Winter 2025/2026 im Terrain am Bald Mt. und Deer Valley Est Village auf eine Gesamtgröße von knapp 5800 Hektar und weiteren 16 Sesselliften erweitert werden soll. Alle sind gut drauf und smalltalken im Lift, auch wenn das Wetter an diesem Tag eher mau und der Schnee viel zu weich ist. Die Freestyler, die hier im speziell präparierten Areal des Carpenter-Express-Lift für den in zwei Tagen stattfindenden Moguls- und Aerial-Weltcup trainieren, kommen heute eher nicht auf ihre Kosten. Dann aber wird aus dem Schneeregen über Nacht das, was wohl gemeint war mit dem „The Greatest Snow on Earth“. Fluffig weicher Powder, von dem Ted Ligety, der in Deer Valley zuhause ist, im Interview so geschwärmt hat. Weißes Gold, das zumindest am letzten Tag so richtig glänzt und ein paar Powderturns und Tree Runs möglich macht. Und Lust auf viel mehr hier im einstigen „Frog Valley“, das früher ein Erholungsort für Bergleute war, bevor es von Edgar Stern und später vom norwegischen Freestyle-Skipioniers Stein Eriksen zum exklusiven Place-to-be Skigebiet avancierte.



INTERVIEW - TED LIGETY
Wo genau hast Du Skifahren gelernt?
Ich bin hier in Deer Valley aufgewachsen. Im Wild West Areal am Snowflake-Lift habe ich meine ersten Schwünge gemacht. Aber ich bin dann natürlich auch viel in Park City gefahren, wo ich immer noch im Vorstand des Park City Ski und Snowboardclubs aktiv bin.
Wo fahren Deine drei Söhne (8 Jahre und fünfjährige Zwillinge) am liebsten?
Sie lieben die Tree Runs hier, vor allem, wenn ein paar Zentimeter Neuschnee drin sind. Es macht unglaublich Spaß, so die Natur zu erkunden. Ein natürlicher Hindernisparcours, in dem sie skitechnisch besser werden, ohne dass man ihnen selbst groß etwas beibringen muss.
Hast Du viel Zeit, mit Ihnen zu fahren?
Wir versuchen, einmal pro Woche als Familie zusammen Ski zu fahren. Sie fahren gottseidank auch alle sehr gerne. Mein Ältester nimmt bereits an einem Skiförderprogramm teil. Mein Wunsch wäre, dass sie alle bis sie Zwölf sind, auch an Wettkämpfen teilnehmen, um eine gute Basis zu haben. Ob sie dann im Skirennsport dabeibleiben wollen, wird sich zeigen.
Deine Tipps zum Apres Ski und für abends?
Die Sticky Wicket Bar hier oben in Deer Valley am Berg (Silver Lake Lodge) ist richtig cool. Abends bin ich gerne im No Name Saloon in Park City.
Wie sieht ein perfekter Skitag für Dich zuhause aus?
Ein perfekter Tag ist für mich, wenn mindestens 30 cm Neuschnee, gute Sicht und blauer Himmel auf mich warten. Aber ich habe auch nichts gegen einen Tag auf der Piste bei strahlend blauem Himmel.
Wann bist Du selbst am liebsten offpiste unterwegs?
An einem Powdertag bin ich am liebsten in der Mayflower Area am Bald Mountain. Wenn Tree Skiing angesagt ist, treibe ich mich dort auf der rechten Bergseite auf der Nabob-Route rum. Da gibt es viele Tree Runs und coole Spots. Und da ist vor allem weniger los als am Empire, wo immer alle hinwollen.
Wo fährst du am liebsten auf der Piste?
Meine Lieblingsabfahrt onpiste ist frühmorgens die Stein's Way am Sultan Express Lift am Bald Mountain. Sie ist nach Osten ausgerichtet und bekommt so Morgensonne ab. Eine malerische, wirklich schöne und abwechslungsreiche Deer-Valley-Abfahrt mit Blick auf den Jordanelle See.
Wie unterscheiden sich Deer Valley und Park City?
Ich bin von kleinauf in beiden Skigebieten unterwegs. Deer Valley ist kleiner und ruhiger. Hier dürfen keine Snowboarder fahren. Das ist manchmal schwierig, weil ich auch Freunde habe, die Snowboard fahren. Park City ist größer und ein fantastisches Skigebiet, vor allem für Pistenfans und Familien.
Offpiste skiing – was ist in den USA anders als in Europa?
Ich glaube, in den USA fahren so ziemlich alle sehr gerne offpiste, besonders im Powder. In Europa bleiben mehr Skifahrer auf den präparierten Pisten, zumindest außerhalb der großen Freeride-Gebiete. Wenn man dort dann ins Gelände geht, muss man sehr gut vorbereitet sein, sich mit Lawinen und den alpinen Gefahren sehr gut auskennen. Es ist in Europa unglaublich schön und faszinierend, aber definitiv gefährlicher. In den USA werden die Skigebiete viel stärker kontrolliert und gesichert.
Wo bist Du in den Alpen am liebsten mit Ski unterwegs?
Oh, das hängt davon ab, mit wem ich dort zum Skifahren gehe. Mit meiner Familie bin ich sehr gerne in den Dolomiten. Die Gegend ist super, vor allem auch für Kids, das Essen fantastisch. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, dann wollen wir natürlich mehr ins Gelände. Da gibt es einige sehr schöne Spots wie zum Beispiel den Arlberg.











