Weltpremiere in Obergurgl
Ab sofort wird in Obergurgl erstmals eine Labortechnik erprobt, mit der hochwertiger Neuschnee mit relativ geringer Dichte, deutlich reduziertem Energieverbrauch und wesentlich effizienterer Nutzung der Ressource Wasser in einer künstlichen Schneewolke hergestellt wird. Im Vergleich zur bereits bekannten Kunstschneeproduktion mit Schneekanonen könnte diese im Obergurgler Freiluftlabor angewandte "NEUSCHNEE-Technologie" DIE revolutionäre Entwicklung im modernen Wintersport sein.
Nachhaltige Schneeproduktion ist ein Gebot der Stunde: Die im Obergurgler Freiluftlabor angewandte „NEUSCHNEE-Technologie" verspricht feingliedrige, echte Schneekristalle, wie sie bislang nur die Natur erzeugt. In einer künstlichen Wolke ist es nun möglich aus einem Kubikmeter Wasser bis zu 15 Kubikmeter Pulverschnee mit relativ geringer Dichte von 80-220 kg/m³ zu erzeugen. Der pulvrige Neuschnee soll in Skigebieten zunächst überall dort eingesetzt werden, wo qualitativ hochwertiger Naturschnee den Skibetrieb aufwertet (z.B. Funparks, Anfängerpisten).
Dipl.-Ing. Michael Bacher, wissenschaftlicher Leiter des Projektes, beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren intensiv mit diesem Thema. Jetzt führt der Weg vom Labor in die Natur: Im Rahmen des Winteropenings in Obergurg-Hochgurgl wird das Neuschnee-Freiluftlabor eröffnet. Nahe der Mittelstation der Hohen Mut – Bahn wird dies anlässlich des Winteropenings eröffnet. Den ganzen Winter über wird nun unter realen Bedingungen geforscht und gearbeitet, um die neue Technologie auch im großen Stil einsetzen zu können. Nach der Patentanmeldung und Weiterentwicklung der „Dendritic Snow Production" gründete er 2014 das Unternehmen „Neuschnee".
Aber nicht nur im Inneren findet sich ein visionärer Ansatz – für die „Außenhülle" zeichnet Gestalter und Visionär Walter Klasz verantwortlich. Am Institut für Gestaltung | unit koge, der Universität Innsbruck, wurden gemeinsam mit Studierenden zahlreiche weitere Anwendungsbeispiele wie z.B. der „Schneedrucker" erdacht – diese werden im Rahmen einer Ausstellung im Universitätszentrum Obergurgl präsentiert.
Zentraler Baustein des Freiluftlabors ist eine Wolkenkammer, die es ermöglicht, Wassertropfen und Eiskeime miteinander zu vermischen. Wie in einer natürlichen, großen Wolke auch, benötigt man für die Schneeproduktion in der Wolkenkammer tiefe Temperaturen, also Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, idealerweise kälter als rund -5°C.
Wassertropfen werden in die Wolkenkammer eingesprüht und damit eine kleine, künstliche Wolke erzeugt. Durch die tiefe Umgebungstemperatur kühlen die Tröpfchen ab, meist unter den Gefrierpunkt, aber ohne dabei selbst zu gefrieren. In diesen Nebel werden Kristallisationskeime eingebracht – in diesem Fall kleine gefrorene Eisplättchen. Damit sind in der Wolke alle drei Phasen des Wassers gleichzeitig vorhanden: fest, flüssig und gasförmig. Die Kristallisationskeime wirken dabei wie Magnete, die laufend Wassermoleküle, also Wasserdampf, anziehen und in der festen Phase binden. Das bedeutet, dass diese Keime zu größeren Kristallen wachsen und als Schnee aus dem Wolkenbehälter nach unten ausfallen. Genauso, wie es auch in der Natur passiert.
In der Atmosphäre liegt natürlich die Dimension einer Wolke bzw. einer Wetterfront um etliche Größenordnung über der Labor-Wolkenkammer. Der Prozess der Schneekristallbildung muss so intensiviert werden, um akzeptable Schneemengen zur produzieren. Daher ist die Nebeldichte in der Wolkenkammer zumindest eine Größenordnung höher als in natürlichen Wolken.
Wieviel „Output" eine Wolke nun wirklich liefern kann, wie sich äußere Einflussfaktoren wie Wind, Wetter & Co. auswirken – all dies wird in den nächsten Monaten in Obergurgl erforscht. „Mit all diesen wertvollen Erfahrungen können wir vielleicht im nächsten Winter schon die erste „echte" Wolke in Betrieb nehmen – natürlich in Obergurgl", so Michael Bacher.