Frühjahr in den Alpen – Die Einsamkeit der Höhe lockt

Der Frühling naht... Oder treffender... Der Frühling ist da! Temperaturen jenseits der 20 Gradmarke zeichnen seit Tagen den Alpenraum, was aber nur bedingt heißen muss, dass sich die Gedanken vom Skifahren abwenden. Ganz im Gegenteil! Das Frühjahr hat seinen ganz speziellen Reiz. Die Tage werden länger, die Sonne lädt ein zu den ersten Grillabenden im Tal. Und in diesem Jahr hat der Winter seine Geschenke derart reichhaltig ausfallen lassen, dass in der Höhe selbst die südlichen Expositionen noch immer eine reichhaltige Unterlage aufweisen. Frühjahrstouren, Big Mountain Lines im Powder der Nordwände und das wohl verdiente Radler in der Nachmittagssonne prägen diese einzigartige Zeit.

Der fette Neuschnee des Januars und die klirrende Kälte des Februars scheinen für diese Saison passé zu sein. Nachdem Snowboarder Marcel Zalewski und Photograph Paul Masukowitz noch einige Zeit in den Alpen weilen wollten, entschieden wir uns, in diesem Frühjahr das spartanische Leben am Berg zu zelebrieren. Reduziert auf das Nötigste, um glücklich zu sein: Ein Dach über dem Kopf, Sonne, Gipfel, Powder und ein paar Gleichgesinnte um sich. Nachdem Anfang März die Wetterprognose für die Ostschweiz kaum besser hätten sein können, entschieden wir uns begleitet von Barbara Vigl, den ersten unserer Trips ins Rätikon zu starten.

Fernab vom Trubel des Alltags, fängt man an, die einfachen Dinge wieder schätzen zu lernen. Das leise Geräusch der schlagenden Flammen im Ofen oder ein einfacher Zettel und Stift, um den Versuch zu unternehmen, die eigenen Gedanken in Worte zu fassen. Wie selten bleibt die Zeit, in dieser Weise zur Ruhe zu kommen? Eine Ruhe, die nach 1000m Aufstieg mit Gepäck für 4 Tage, ausreichend Verpflegung und Photoausrüstung buchstäblich besonders schwer wiegt. Ein Downday zur Regeneration gefolgt von zwei traumhaften Sonnentagen, war dann vielleicht das wohl verdiente Geschenk, das wir nur zu gerne annahmen. Für jene beiden Tage besuchten uns schließlich noch Tine Huber und die Filmer von Sofa-Movielab Ltd. Fast schon übertrieben kitschig zeichnen sich die Bilder des ersten Shootings im Licht des roten Sonnenuntergangs zurück in meinem Kopf. Eine Stimmung, die man im Tal in der Weise nie bekommen wird.

Zurück in Tirol nutzen wir die Tage, um von einzelnen Skigebieten aus, die zusätzliche Freiheit mit Fellen und Schneeschuhen zu genießen. Nach 4 Tagen aus eigener Muskelkraft lernt man den Luxus der technischen Hilfsmittel wieder ganz neu zu schätzen. Doch der Ruf der Einsamkeit drang bald wieder zu uns durch. Südlich vom Gerlospass erstrecken sich drei Täler, die schon seit langem eine immense Faszination auf uns ausübten. Steile Flanken in den Expositionen West über Nord bis Ost. Ein Eldorado für jeden Big Mountain Fahrer. Zudem fernab von jeder Liftstation im sonst so dicht besiedelten Tirol.

In der Früh brachen wir vom Zillertal aus auf. Nach einigen Organisatorischen Schwierigkeiten unser LVS Material betreffend konnten Paul, Marcel und ich dann mit knapp zwei Stunden Verzögerung gerade noch rechtzeitig vor der intensiven Mittagssonne den Aufstieg Richtung Süden starten. Nur leicht verschüchtert blicken die einst zwei Meter hoch stehende Wegweiser aus der Schneedecke und führten uns auf unseren Wegen zum Winterschutzraum. Leider blieben zeitlich nur zwei Tage auf der Zittauer Hütte, aber mit dem Gedanken, dass dies sicher nicht unser letzter Besuch in jenem versteckten Seitental war, fiel die Abreise weniger schwer.

Mit wenigen Worten lassen sich letztlich diese Tage des Hüttenlebens wohl beschreiben. Frühstück, der Blick aus dem Fenster... Die Entscheidung: Wow, diese Line möchte ich fahren. Oder die, oder die?! Ach... Der Tag am Berg hat 12 Stunden, also alle! Abendessen, schlafen... Ein wahrlich einfaches Leben! Man muss es nur zulassen...

Damit wünsche ich eine kreative Frühlingszeit auf den Bergen dieser Erde! Der Frühling hat seinen Reiz... Auch im Schnee...

-Bastian-

Weitere Impressionen der Tage in der Galerie von www.sofa-movielab.com

Bastian Bäumer @ Zittauer Hütte

Marcel Zalewski @ Carschina Hütte