Rider Profile - Caroline de Wailly
Weibliche CEOs in der Skibranche sind sehr, sehr rar gesät – insgesamt gibt es weltweit nur zwei! Eine der beiden – nämlich Caroline de Wailly - verantwortet die Geschicke des Skibrands ZAG aus Chamonix seit 2015.
„Racerin seit ich denken kann, genieße ich jetzt jeden einzelnen Powderturn“
„Ich arbeitete in Singapur als Consultant für die Sportbranche, als ich mit den ZAG Shareholdern zusammentraf. ZAG hatte schon damals ein großartiges Portfolio, war aber im operativen Bereich nicht optimal aufgestellt. Für mich bot sich eine einmalige Gelegenheit: Ich konnte meine Erfahrungen in strategischem Management und Business Development für ein Unternehmen einbringen, das meine Leidenschaft und Werte teilte“, erinnert sich die 46-jährige an ihre Anfänge bei ZAG.
Erste Amtshandlung: „83mm-Latten weg, 112mm her!“ Sie lacht: „Der Wechsel von Race- auf Freeride-Ski wurde mir unglaublich leicht gemacht, weil alle im ZAG-Team fanatische Skifahrer sind. Und ehrlich gesagt“, fügt sie schmunzelnd hinzu, „bin ich heilfroh, dass ich auf meine Racetechnik zurückgreifen kann, wenn ich mit dieser schneeverrückten Truppe in den Grands-Montets in Chamonix unterwegs bin.“
Zweite Amtshandlung als Chefin: „Nachhaltigkeit als oberste Priorität.“ In diesem Punkt ist sie bestimmt, unnachgiebig: „Nachhaltigkeit ist die größte Herausforderung für die Skibranche. Von Beginn an setzte ich dieses Thema ganz oben auf unsere Liste, heute ist es im Mindset des ganzen Unternehmens verankert, Nachhaltigkeit ist einer unserer Kern-Werte. Das beginnt bei der Auswahl der verwendeten Materialien und endet noch lange nicht an der Zuweisung der Spenden, die wir tätigen. Protect our playground!“
Diesen Spielplatz weiß sie zu schätzen: „In der Haute-Savoie ist Chamonix der heilige Gral. Aber auch in La Clusaz oder Manigod, von wo ich komme, gibt es wunderschöne Flecken zu entdecken. Am liebsten tut sie das – logisch – auf ZAG-Ski: “1.000 Höhenmeter oder mehr und am Gipfel eine schöne Flasche Rotwein mit Reblochon-Käse – perfekt! Das ist, was ich am meisten am offpiste-Skifahren liebe“, erklärt sie. „Nicht zu vergessen natürlich das unvergleichliche Vergnügen einer Abfahrt in frischem, fluffigem Powder.“
Die Renn-Skitechnik, die sie heute auf ihren Touren in die Waagschale wirft, legte sie sich über viele Jahre zu: „Ich bin in Skiclubs praktisch aufgewachsen, seit ich drei Jahre alt war. ‚Born to race‘ sozusagen. Als ich in Paris die Uni besuchte, sind meine Freunde und ich jedes Wochenende zum Skifahren in die Alpen gefahren.“ Ihr Lieblingsski heute: „Nie ohne meinen Slap 112!“
Gut möglich, dass sie auch die Leidenschaft fürs Freeriden an ihre Kinder weitergeben wird, denn mit dem Race hats ganz gut geklappt: „Alle meine drei Kinder sind aktive oder ehemalige Rennläufer im Manigod Ski Club.“ Braucht denn diese Frau nie eine Auszeit von den zwei Brettern, die die Welt bedeuten? „Oh doch“, lacht sie. „Wir lieben es, mit dem Wohnmobil die Welt zu erkunden. Wir waren schon auf vier Kontinenten! Und ich kann es kaum erwarten, nach Covid endlich wieder loszufahren.“
Spricht sie über ihre Familie, so kommt man nicht umhin zu bemerken, dass wohl offenbar auch das ZAG-Team eher die ZAG-Familie bedeutet. Caroline de Wailly schaut auf „ihr“ Unternehmen wie auf eine Familie – oder zumindest eine empfindliche Pflanze: „ZAG soll langsam, Schritt für Schritt, wachsen und sich als nachhaltigstes und authentischstes Skibrand etablieren. Wir arbeiten hart daran, einen respektvollen Umgang im Umgang mit den Bergen zu entwickeln.“ Die Entwicklung in den amerikanischen Markt wird dem Unternehmen aus Chamonix nicht schaden. Vor allem, wenn es sich auf seine Stärken verlässt: „Unsere Ski sollen „made in Chamonix“ und 100% nachhaltig sein. Und selbstverständlich dieses einzigartige, intuitive Surf-Feeling bieten, das unsere Ski auszeichnet.“ Die Zukunft sieht rosig aus für ZAG. Und das nicht nur, aber auch, weil eine Caroline de Wailly vor fünf Jahren ihre Passion zum Beruf machte und ihre Vision eines Skiunternehmens in die Tat umsetzte.