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TRANSIERRA NORTE – Abenteuerliches Mexico


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Die TranSierra Norte findet rund um Oaxaca de Juárez im südwestlichen Mexiko, den sogenannten Valles Centrale, statt. Umgeben von Bergen und Tälern ist diese Gegend seit jeher landwirtschaftlich geprägt: Fruchtbare Böden, Wasser und Wald ernähren mit ihren Ressourcen die Bevölkerung. Die ältesten Spuren von hier siedelnden Menschen stammen von 1.500 vor Christus! Die Zapoteca schufen mit Oaxaca dann die erste Version einer "Stadt", die sich später zur größten Stadt ihrer Zivilisation entwickeln sollte. Der Monte Alban, kulturelles Zentrum der Zapoteca und heute zehn Kilometer vom Zentrum Oaxacas entfernt, ist ein beeindruckender Zeuge dieser Zeit. Die Stadt selbst liegt auf etwa 1.500 Metern Seehöhe, der Berg um den Gipfel auf 3.300 Meter – jede Menge Höhendifferenz zum Spielen also!

Anders als in Europa gibt es hier keine Baumgrenze, der Wald reicht bis auf die Berggipfel hinauf. Während der Boden am Fuß der Berge meist trocken und steinig ist, bleiben die Wolken an den hohen Gipfeln hängen. So wird es mit jedem Höhenmeter grüner und tropischer, die Baumstämme sind moosbewachsen und der Untergrund wird zunehmend lehmiger, je weiter man raufkommt.

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[BIKE CULTURE]

Die Enduro-Szene in Mexiko ist nicht groß, aber sie wächst definitiv. Es ist die dritte Ausgabe der TranSierra Norte, an der ich teilnehme. Außerdem gibt es mittlerweile auch eine landesweite Rennserie. Hier im Bundesstaat Oaxaca werden die Trails autonom und gemeinschaftlich verwaltet: Das Land gehört den Bewohnern selbst, und sie haben gelernt, das Erholungspotenzial der Natur zu nutzen. Sie sind es, die für den Streckenbau und die Instandhaltung verantwortlich sind. Um sie zu unterstützen, werden sämtliche Teilnahmegebühren an der TranSierra Norte direkt an sie weitergegeben, damit die Einwohner hier weiter leben und arbeiten können. Wer hierher zum Biken kommt, der bekommt nicht nur frische und lehmige Trails, sondern hilft außerdem der lokalen Bevölkerung.

[DAS EVENT]

Diese Art von "Trans"-Rennen sind nicht wirklich als Wettbewerb gedacht, sondern als eine Möglichkeit, ein Gebiet zu entdecken, die besten Trails zu fahren und Menschen aus allen Himmelsrichtungen zu treffen: Vier Tage intensive Race-Erfahrung, gemeinsam mit 100 weiteren MTB-Enthusiasten aus zwölf verschiedenen Ländern. Wir alle treffen uns in Oaxaca in einem Hotel, holen unser Rennpaket ab, packen unsere Tasche mit dem Nötigsten für vier Tage und machen uns dann mit dem Bus auf den Weg ins Unbekannte. Sobald wir die Türe des Hotels verlassen, tauchen wir in die echte "mexikanische Erfahrung" ein. Alte, schicke Busse transportieren die Fahrer, 30 Jahre alte Lastwagen werden mit je 50 Fahrrädern beladen, etwas mexikanische Musik - genau das, wofür wir hierhergekommen sind.

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Die Renntage liefen allesamt ähnlich ab: Ein Mix aus Treten und Shuttlen, zwischen drei und fünf Etappen pro Tag. Jeder Renntag endet neben einem lokalen Laden und mit Snacks und Drinks für die Rider, bevor es zurück ins Camp geht. Zurück nach Hause gab es zwei Möglichkeiten: Den „coolen“ Bus, der einen bei einem netten Plausch gechillt zurückbrachte, oder den "Party-Bus" für die Motivierteren (Oben-Ohne-Tanzen, Mezcal und mehr inklusive). Übrigens: Was im Partybus passiert ist, bleibt im Partybus! Wer wissen will, was da abgeht, muss selber mitkommen!

Die Organisation des TranSierra Norte ist im Übrigen spitzenmäßig: Im Vorfeld bekommt man zwar nicht allzu viele Informationen darüber, was einen erwartet, aber gerade genug, um sich sicher zu fühlen. Es scheint auf den ersten Blick alles ein bisschen unorganisiert zu sein, aber das Sanitätsteam ist eines der besten, das ich je gesehen habe! Die Logistik ist auf dem Punkt - wir haben nie gewartet oder waren zu spät im Programm. Aus meiner Sicht eine fast unmöglich erscheinende Leistung, denn ein solches Rennen mit einer dermaßen entspannten Einstellung zu bewältigen, während man gleichzeitig super seriös und organisiert ist, ist respekteinflößend.

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[DAS CAMP]

Das Riders‘ Camp liegt auf 2.500 Metern Höhe in einer Öko-Lodge. Eine einfache Unterbringung, aber es gibt warme Duschen und gute Matratzen. Dieser Komfort ist in Anbetracht der Intensität der Tage am Bike nicht zu unterschätzen! Leider waren die Wolken in diesem Jahr wirklich zwischen den Bergen eingeklemmt, und wir hatten etwa 100% Luftfeuchtigkeit und Null Sicht im Basislager. Das Team kochte leckeres mexikanisches Essen, und wir bekamen einige lokale Gerichte und kostenlose Biere aus der Oaxaca-Brauerei zu kosten.

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Vier Tage unwegsames und wildes Gelände sind nicht einfach für Körper und Fahrrad. Wenn man also wieder im Lager ist, versucht man sich so gut es geht zu regenerieren, stellt sicher, dass das Fahrrad für den nächsten Tag bereit ist, isst und versucht, sich etwas auszuruhen. Die gegenseitige Unterstützung ist wirklich beeindruckend, und man ist nie allein im Lager, es gibt immer jemanden, der einem hilft, eine Lösung zu finden, wenn man ein Problem hat, oder ein nettes Gespräch am Feuer mit ein paar Bieren und Mezcal zu führen.

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[DAS PROFIL]

Auf der Webseite des Rennens heißt es: „Es erwarten Sie mehr als 15 Etappen mit einer großen Geländevielfalt, von sieben Kilometer langen Trails und mehr als 1.000 Tiefenmetern auf lehmigen, schmalen Singletrails bis hin zu natürlichen Steilkurven – den lockersten und felsigsten, die sich Ihre Bremsen und Hände vorstellen können. Der Singletrack in der Sierra Norte von Oaxaca wurde von mehreren internationalen Fahrern als einer der besten Trails bezeichnet, die sie je gefahren sind.“

Ich denke, es fasst die Situation recht gut zusammen. Ich bin noch nie so viele lange Etappen in einem Enduro-Rennen gefahren. Und zwischendurch hatten wir auch kurze Etappen direkt auf den Höhenrücken mit frischem, lehmigem Gelände und unglaublichem Flow. Bei Regen war der Boden weich und sanft, die Traktion war super und der Stoke am Ende jedes Trails hoch. Um ehrlich zu sein, gibt es keinen Trail, von dem ich sagen würde, dass ich keinen Spaß gehabt hätte, aber es gibt mit Sicherheit Trails, von denen ich sagen würde, dass sie die besten Etappen sind, die ich je gefahren bin. Es ist ein tricky Rennen, also erwarte einige Überraschungen, wie Spitzkehren oder unerwartete Hindernisse auf der Strecke. Dadurch ergibt sich aber auch eine fast unglaubliche Vielfalt des Geländes: Von steilem Gefälle bis zu mild abfallenden Trails, von jungfräulichen Pfaden durch einen Kiefernwald bis hin zu weiten, offenen Wiesen mit fantastischem Grip. Und selbstverständlich sind auch ein paar scharfe, kurze Anstiege dabei.

Das TranSierra Norte stellt neben der Ausdauer auch die Fähigkeit aller Rider, das Gelände zu lesen sowie ihre Bemühungen, heil und in einem Stück aus der Stage rauszukommen, definitiv auf die Probe. Die Menge an Shake-Hands, High Fives, "Holy shit!"- und „Dieser Flow ist verrückt!"-Ausrufe, sind die Strapazen aber allemal wert. Ich hab keinen einzigen Fahrer gehört, der sich über die Qualität der Strecken beschwert hätte oder auch nur nicht gegrinst hätte nach getaner Arbeit.

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[DER WETTBEWERB]

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wird beim Rennen außerdem die Zeit genommen. Das Teilnehmerfeld war ziemlich beeindruckend dieses Jahr: Die ehemaligen Enduro-Weltmeister Richie Rude und Shawn Neer – wie auch Jesse Melamed EWS Trophy Nationengewinner – der EWS-Sieger in Whistler, Ludo May, „Motivation Monday Racer“, Adam Craig die US Legende, der schnellste mexikanische Fahrer Branham Snyder, oder im Frauenfeld Andreane Lanthier Nadeau sowie Emily Slaco und viele mehr waren am Start. Zusätzliches Highlight: Das Rennen fand am Día de los Muertos statt, einem der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Deshalb hatte der Führende kein besonderes Trikot an, sondern fuhr den ganzen Tag den Tod am Bike mit herum: Eine kleine Schädelfigur, die ihren Platz im jeweiligen Rucksack fand. Im Frauenfeld hat Andreane das Tempo ziemlich hoch gehalten und jeden Tag dominiert. Sie wäre mit ihrer Zeit bei den Pro Männern auf Platz 12 gelandet! Emily Slaco folgte ihr auf dem zweiten und Megan Rose, die Organisatorin der Trans BC und Trans New Zealand, auf dem dritten Platz. Die 17 Frauen, die das Rennen beendet haben, haben meinen größten Respekt! In der offenen Kategorie gewann erstmals ein Mexikaner! Und dass Jota Ortega sein Heimpublikum stolz gemacht hatte, war nicht zu übersehen – es wurde wild gefeiert! Jota holte sich den Sieg vor dem Kanadier Noel Bolso und dem Portugiesen Filipe Caldeira, der das TransMadeira organisiert. Im Master 40 gewann Phillips Botsy mit einer beeindruckenden Zeit, die ihn unter die Top-Ten der Profi-Männer gebracht hätte. Matt Patterson belegte den zweiten und Craig Wilson den dritten Platz. Bei den Pros ging es richtig hart zur Sache: Richie Rude und Shawn Neer führten am ersten Tag, aber am zweiten Tag gelang mir ein tolles Comeback, und ich durfte den Tod in meinen Rucksack packen. Nach Tag drei trennten uns nur 15 Sekunden. Richie und Shawn gingen am letzten Tag in voller Renngeschwindigkeit an den Start. Auf den langen Stages konnte ich trotz Müdigkeit und dank meiner Erfahrung mithalten, aber gegen ihren Speed und ihr Talent war auf den kurzen Etappen für mich kein Blumentopf zu gewinnen. Schlussendlich holt sich Richie den Sieg wenige Sekunden vor seinem Teamkollegen Shawn Neer und ich landete auf dem 3 Platz. Auf Rang vier tauschten Ludo May und Adam Craig tagtäglich die Plätze. Schlussendlich war dann Adam nicht einmal zehn Sekunden weniger auf dem Track als Ludo und holte sich Blech.

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[FAZIT]

Die TranSierra Norte ist mehr als nur ein Rennen, sie ist ein einmaliges Fahrrad-Abenteuer mit der authentischsten Kultur und Tradition, die diese Region zu bieten hat. Gefahren wird auf den besten Trails Mexikos, das Essen ist außergewöhnlich, und den Teilnehmern werden die lokale Kultur und Tradition authentisch vermittelt. Der Zusammenhalt und die Freundschaft unter den Ridern sind einzigartig – eine Traumwoche auf dem Bike, und dazu die Gelegenheit, die Erlebnisse mit anderen Bike-Fans aus aller Herren Länder zu teilen! Ich bin seit langem ein Fan dieser Veranstaltung, und wegen der Kombination aus sensationellem Biken, spannender lokaler Kultur, netten Menschen und dem Rahmenprogramm durch den Día de los Muertos bleibt die TranSierra Norte auch weiterhin ganz oben auf meiner Liste von Mehrtagesrennen stehen!

Infobox

Jérôme Clementz

„Jey“ ist ein französischer Mountainbiker von Weltklasseformat: Der Enduro Weltmeister von 2013 und Europameister von 2015 war lange Zeit einer der besten Endurofahrer weltweit. Seine letzte EWS Saison 2017 beendete er auf dem 4. Gesamtrang. Seitdem nimmt er vermehrt an Etappenrennen teil, genießt aber vor allem, dass er mehr Zeit zuhause im Elsass bei Familie und Freunden verbringen kann. Seine Brötchen verdient er immer noch mit Fahrradfahren – als Mitentwickler und Produkttester für seine Partner.

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jeromeclementz.com


TranSierra Norte

Das Transierra Norte ist ein Mehrtages-Endurorennen für Amateure und Profis, um den Día de los Murtos zu feiern. Rund um Oaxaca in Mexiko geht es vier Tage lang daran, möglichst schnell sämtliche Trails runterzukommen. Das Besondere am TranSierra Norte ist aber die Community: Nirgendwo sonst kommen Locals, Bike-Fans und MTB-Pros in dieser Weise in Verbindung mit der lokalen Kultur und Tradition – ein einzigartiges mexikanisches Abenteuer! Die TranSierra Norte 2020 findet von 26. - 31. Oktober 2020 statt.

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www.transierranorte.com

 




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