Rider Profile - Rachel Atherton
Rachel Atherton ist unbestritten das Aushängeschild des MTB-Downhills – und zwar nicht nur der Damen: Mit je fünf Weltmeistertiteln und Gesamtweltcup-Siegen in der Tasche, dazu unzählige Siege in Weltcup-Rennen und anderen Konkurrenzen gehört sie zu den erfolgreichsten Radsportlern der Geschichte.
„Ich liebe es, Rennen zu fahren! Für diese fünf Minuten Spaß lebe ich!“
Sie ist das Synonym für Downhill geworden: verdammt schnell, eine Racerin wie sie im Buche steht und eine Kämpfernatur, die nach jeder Verletzung umso stärker zurück gekommen ist. „Die vergangene Saison mit der Schulterluxation und dem Schlüsselbeinbruch hat mein Selbstbewusstsein angeknackst. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, was ich schon alles erreicht habe“, erzählt Rachel von einem schwierigen letzten Jahr. Zudem fällt auch ihr auf, dass ihr die Konkurrenz in Sachen Speed ordentlich auf den Pelz rückt: „Es ist mein eigener Fehler! Wäre ich nicht so schnell gefahren, würden sie das jetzt nicht tun.“
Begonnen hat für die jüngste der drei Athertons alles mit BMX: „Mit acht Jahren fuhr ich BMX-Rennen und konnte keines davon gewinnen“, lacht sie heute. „Ich musste also schneller werden. Das Gewinnen war schon damals mein Antrieb. Wobei: So toll sich gewinnen anfühlt, so viel mieser fühlt es sich an zu verlieren.“ Dass es nicht reicht nur Rennen zu fahren, wenn man wirklich erfolgreich werden will, hat ihr ihr Bruder Dan schon früh eingeimpft: „Vor jedem Rennen hat er zu mir gesagt, dass ich mehr trainieren muss, wenn ich die Beste sein will. Ich wollte aber nur racen und dann zurück in den Schulsport. Erst als Dan und Gee Siege einzufahren begannen, kam ich auf den Geschmack. Das wollte ich auch“, erinnert sich die 30jährige.
Und so schreibt sie noch heute ihren Brüdern einen großen Anteil an ihrer Entwicklung zur DH-Racerin zu: „Ich denke es bringt das Beste in jedem Athleten zum Vorschein, wenn du jemandem hinterher jagen musst, der ein klein wenig schneller als du selbst bist. Damals waren meine Brüder stärker, geübter und technisch besser, also musste ich mich jedes Mal höllisch anstrengen, um dran zu bleiben.“ Mittlerweile hat Dan seine aktive Rennkarriere beendet und die Rennkalender verhindern gemeinsames Training. „Ich musste ein selbstständigerer Fahrer werden, meine eigene Linie wählen und kann nicht mehr einfach Gee hinterher fahren. Das war eine riesige Lernkurve für mich: Mir selbst und meinen Fähigkeiten und Einschätzungen zu vertrauen.“
Kurz nach ihrem 30. Geburtstag und vor der anstehenden Weltcup-Saison braucht sie niemanden mehr von ihren Qualitäten zu überzeugen – außer sich selbst: „Ich liebe es, Rennen zu fahren! Für diese fünf Minuten Spaß lebe ich! Trotzdem will ich ein besserer Mountainbiker werden, ein stärkerer Athlet. Ich kann zum Beispiel keinen Wheelie, das ist lächerlich, ich versuche das seit 10 Jahren zu lernen!“ gibt sie zu. „Dennoch: Vielleicht ist es jetzt für mich auch an der Zeit, mehr an die nächste Generation und die jüngeren Fahrerinnen zurück zu geben.“ Worauf sie damit anspielt, ist die Atherton Academy und die Norwegerin Mille Johnset, die Rachel unter ihre Fittiche genommen hat: „Sie fährt dermaßen stark, es ist der Wahnsinn!“
Die nächste Generation steht in den Startlöchern und ist bereit, die Königin des Downhill zu beerben. Tahnée Seagrave und Co. dürfen sich aber darauf einstellen, dass es noch ein hartes Stück Arbeit werden wird, an Rachel Atherton vorbei zu ziehen. Denn: „Mountainbiken macht mir verdammt viel Spaß!“