Hintertux
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und die Regenjacke gehört von nun an zur festen Ausstattung, wenn man das Haus verlässt. Der Herbst ist da! Die ersten Freibäder schließen ihre Tore, so auch die Badewelt Stumm, in der ich über den Sommer den Kleinen und Großen beim Planschen auf Rat und Tat zur Seite stehe. Ich bin Bademeister in der einen Saison und Skilehrer und Guide in der anderen. Ja ich weiß, was jetzt viele von euch denken – was für ein Klischee! Und ihr habt recht, dennoch für mich die perfekte Kombi für mich und meine kleine Familie. Im Sommer kann ich mich bräunen bis zum geht nicht mehr und im Winter fange ich die ersten Sonnenstrahlen mit meinen ersten Lines am Hintertuxer Gletscher ein. Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf am wunderschönen Tegernsee und habe hier auch meine Leidenschaften entdeckt: Baden und Ski fahren und das möglichst immer oft. Um diese schönen und einzigartigen Momente festzuhalten, bin ich relativ früh zum Fotografieren und Filmen gelangt. Im Rottacher Freibad habe ich gelernt und am Wallberg war ich der erste der seine Spuren durch den Powder gezogen hat. Nebenberuflich bin ich auch als Filmer tätig. Wer zum Beispiel das FreerideTestival kennt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein paar Filme und Trailer von mir zu sehen bekommen. Diesen Sommer habe ich mich dazu entschieden, aufgrund von Familienzuwachs, meinen alten Wohnsitz aufzugeben und zu meinen 3 Mädels ins Zillertal zu ziehen. Ein großes Ziel das ich derzeit habe, ist, mich in den nächsten Jahren als Skilehrer und Guide selbständig zu machen und dies mit einer anderen Leidenschaft zu kombinieren: das Filmen. Stay tuned!

Das Klingeln von meinem Handy lässt mich fast vor lauter Vorfreude in die Luft springen, denn es ist bald wieder so weit, der Winter rückt immer näher und die ersten Buchungsanfragen trödeln so langsam bei mir ein. Ein altes Sprichwort besagt: Vorfreude ist die schönste Freude. Doch ich kann euch versichern, die ersten Schwünge am Hintertuxer Gletscher mit meinen motivierten Gästen sind absolut das Beste, was es gibt. Allein wenn ich daran denke, bekomme ich jedes Mal wieder eine Ganshaut. Wie für viele andere Wintersportler ist für mich der Startschuss in die Wintersaison mit dem Beginn der Tirolcard also der 1. Oktober, welche übrigens auch in dieser Ausgabe verlost wird ;). Zum Winterbeginn trainiere ich vor allem mit den Fortgeschrittenen gerne mal in Hintertux. Aber auch mit den Skirennfahrern, die in ihrem Trainingsplan ein ausgewähltes Technik-Programm vorgesehen haben, bin ich schon recht früh in der Saison unterwegs. Wobei die Stunde von Gast zu Gast variieren kann, der eine kann das besser und der andere jenes. Bei den ersten Schwüngen sehe ich bereits, was an der Technik verbessert und optimiert werden kann. Und dann geht’s auch schon los. Ein großes Hauptaugenmerk setze ich auch auf die Beinarbeit, sowie auf das Alpine Fahrverhalten ohne einer Oberkörperrotation. Was man mitbringen muss? Gute Laune, Spaß am Skifahren und die Offenheit etwas Neues zu lernen und keine Scheu haben, dies dann auch gleich umzusetzen.
Bereits im Kindes- und Jugendalter habe ich am Hintertuxer Gletscher viel Zeit verbracht, man könnte fast schon sagen, dass es meine zweite Heimat war, die ich zu schätzen und zu lieben gelernt habe. Wenn bei uns die Schneebedingungen eher mau waren, sind wir zu unseren österreichischen Nachbarn gedüst und haben hoch oben auf dem Gletscher unsere Stangen aufgestellt. Auch als Kaderläufer war im Sommer/Herbst hier der Trainingsmittelpunkt. Nach recht erfolgreichen Jahren im Skirennlauf (3-facher Bayerischer Meister Slalom Jugend, Deutscher Schüler Meister Gesamtwertung, Nr.5 im Jahrgang auf der Welt Slalom, Junioreneuropameisterschaft + Weltmeisterschaftsteilnahme Jugend, um ein paar zu nennen) merkte ich irgendwann, dass Skifahren mehr Farben hat als nur Rot und Blau. Das es mehr zu bieten hat als gnadenlos die Piste runterzuprügeln, ohne die Möglichkeit so richtig in die Natur abzutauchen und zu sehen, was es ringsum für schöne Wälder oder auch Tiere gibt. Als Kind habe ich am Wallberg gelernt meine ersten Lines zu ziehen. Da gab es keine präparierte Piste, da hieß es: Tiefschneefahren, Buckelpiste, springen und das Wichtigste war Spaß haben. Ich bin also zum Anfang zurückgekehrt und habe mir überlegt, was für mich Skifahren bedeuten soll. Und die Antwort war ganz klar: Spaß! Das versuche ich auch meinen Gästen zu zeigen – die absolute Freude am Skifahren. Denn ein guter Skifahrer kann nicht nur auf einer gestriegelten Piste hinunter düsen, sondern auch bei weniger guten Bedingungen zum Ziel kommen. Meiner Meinung nach fangen sehr viele Rennläufer zu früh an mit Stangen zu trainieren, besser wäre es doch, mit den Kids auch mal Offpiste zu gehen oder sie „frei“ Skifahren zu lassen.

Nun Jahre später… lebe ich in Mayrhofen und starte in meine - ihr werdet es mir nicht glauben - in meine 19te Wintersaison am Hintertuxer Gletscher als Ski – und Snowboard Lehrer sowie Freerideguide bei der Skischule Tuxertal. 6 Stunden strawanze ich täglich mit meinen Gästen am Hintertuxer Gletscher. Am Abend des Vortages bimmelt mein Handy und teilt mir mit, was mich am nächsten Tag erwartet. Unterm Strich unterrichte ich eigentlich alle Könnerstufen, vom blutigen Anfänger bis hin zum Rennfahrer, Freerider, Freestyler, Snowboarder. Was für mich allerdings das Höchste ist, ist das Fahren im freien Gelände und das Spreadn im frischen Powder. Daher hab ich mich besonders gefreut, als Anne Wangler druchgeklingelt hat und fragte, ob ich kurzfristig Zeit hätte mit der Icelantic Crew freeriden zu gehen. Die Icelantic Crew setzt sich aus Julian Carr, Owen Leeper, Mark Morris, Ben Anderson, Scott Vermerris, Amyjane David und Amie Engerbretson zusammen. Die Bedingungen waren grandios, genauso wie meine Stimmung. Ich habe meine sieben Sachen zusammengesucht und los gings. Anscheinend hatten sie volles Vertrauen in den Guide, um doch noch ein paar unberührte Hänge zu erwischen, denn der Startschuss viel jeden Tag erst zur Brunchzeit. Bis es dunkel wurde haben wir uns in Hintertux rumgetummelt. Nach so vielen Treeruns, das ich aufgehört hab zu zählen, sind wir noch auf ein paar Absacker zur Eggalm und so auch zu meinem Lieblingswirt Hans-Peter. Als es allmählich dunkel wurde, meinte Julian: „Frag doch mal den Wirt, ob ich noch schnell vom Dach der Hütte mit den Ski springen darf.“ Gesagt getan - ich hab also Hans-Peter die spitzen Idee von Julian präsentiert, der dann erstmal sprachlos war, weil er im ersten Moment gedacht hat, ich veräppel ihn. Als es ihm aber langsam dämmerte, dass Julian es ernst meinte, hat er nur geantwortet: „Wenn er das will, kann er das schon machen.“ Und so standen Julian, Mark und Owen kurze Zeit später schon auf dem Dach in ca. 15 Meter Höhe und sprangen über die Terrasse der Hütte. Der Wirt spricht heute noch heute über „die Wahnsinnigen“.
Auch nach so vielen Jahren habe ich noch ein Grinsen im Gesicht, wenn ich im Gletscherbus 3 sitze und das gewaltige Bergpanorama mit den weiß gezuckerten Gipfeln erblicke.
Wer lieber dem Pisten Trubel aus dem Weg gehen möchte, hat unzählige Möglichkeiten auf lässige Skitouren fernab des Skigebiets. Als echter Tourenklassiker am Hintertuxer Gletscher zählt die Riffler-Hochtour (3231m) die mit 600hm (ca. 2 Stunden) Aufstieg vom Fernerhaus einen imposanten Panoramablick auf die Alpen gewährt. Zu einer meiner Lieblingsabfahrten zählt der Run vom Ausstieg 10er Gefrorene Wand (3033) durch die Kleegrube über Waldeben zur Talstation. Vom technischen Fahren bis hin zu Treeruns mit Pillows findet man hier alles. Und das alles im freien Gelände, bis man bei der altbekannten Talstation rauskommt. Der Sessellift „Lärmstange 2“ ist bei mir nicht nur sehr beliebt, weil er der Zubringer zu der nächsten „Must see“ Abfahrt der Piste 11 und der Kaserer 1 Abfahrt ist, sondern der Lift ist auch brutal schnell, und gewährt so der Muskulatur nur kurze Ruhepausen.
Auch für die durstigen Wintersportler und Kulinariker unter euch gibt es verschiedene Einkehr Möglichkeiten, die mit Tiroler Spezialitäten locken. Im Spannagelhaus kriegt man richtige Köstlichkeiten vorgesetzt und auch im Bedienrestaurant am Fernerhaus mangelt es nicht an der Auswahl. Absoluter Essenstipp hier ist das Bruschetta mit Lachs und Rucola.
Wer im Winter mal nach Tux zum Skitouren kommt, der sollte sich die Tour zum Rastkogel ins Auge fassen. Der Gipfel ist der höchste in den Tuxer Voralpen und zählt bei guten Schneebedingungen zu einer meiner Toptouren. Die Tour ist über verschiedene Ausgangspunkte erreichbar. Je nach Startpunkt steht ein kürzerer oder etwas längerer Aufstieg auf dem Plan.
Vom Rastkogelgipfel (2762m) der ein Rundumblick auf die Alpen bietet, fahre ich meist Richtung Geiselhöfe, da sich diese Abfahrt sehr abwechslungsreich runter schlängelt und durch verspieltes Terrain zum Eggalmnord Sessellift führt.
Dieser ist der Zubringer zu meinem Lieblingswirt Hans-Peter, der das Berggasthaus Eggalm bewirtet. Ein echter Genusstipp ist die Kombination von Weißbier, Zichna und Meisterwurz Schnaps – lasst es euch schmecken!










