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Grossglockner


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Der Großglockner ist mit seinen 3.798 Metern der höchste Berg Österreichs, gilt als einer der bedeutendsten Gipfel der Ostalpen, und ist deswegen natürlich auch ein(e Art) Prestigeziel für Bergsportler aller Couleur.

 


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Auch auf mich hat der Großglockner seit Jahren eine Faszination ausgeübt. Und ganz ehrlich gesagt, es hat mich auch ein bissl gewurmt, dass ich zwar auf vielen Gipfeln dieser Welt zum Skifahren war, aber eben noch nie am Großglockner gestanden bin, und das als österreichische Wintersportlerin. Es gab in der Vergangenheit nicht nur ein Gespräch, wo mich mein Gegenüber mit großen Augen angeschaut hatte: „Wie? Du warst noch nie am Großglockner, Sandra? Das hätt‘ ich jetzt nicht gedacht…“

Im Sommer (2020) hatte ich die Idee für die Trans Salzburgerland – einer Skidurchquerung vom Gasteinertal ins Glemmtal, die für die Dokumentationsreihe Bergwelten für ServusTV verfilmt wurde und im Jänner 2022 erstausgestrahlt wurde. Bereits bei der Routenplanung für die mehrtägige Skidurchquerung durch die Hohen Tauern kam der Großglockner immer wieder mit ins Spiel: War doch Heiligenblut am Fuße des Großglockners das Etappenziel des zweiten Tages, die Pasterze, der größte Gletscher Österreichs, unsere Etappe für den vierten Tag auf der Nordseite des Großglockners… Und zu guter Letzt sieht man den Großglockner auch noch, wenn man im Gasteinertal - zum Beispiel in Sportgastein - unterwegs ist…

Doch mein ganzer Fokus galt im Winter 2020/21 vorerst der „Trans Salzburgerland“, die wir – Viktoria Rebensburg, Sabine Schipflinger und ich – im März 2021 gemacht haben. Während unserer fünftägigen Skidurchquerung von mir daheim im Gasteinertal ins Glemmtal, Sabines Heimat, hatten wir den Großglockner ständig im Blick und in unseren Gedanken: Auf unserem ersten Gipfel, dem Silberpfennig, zwischen dem Gasteinertal und dem Raurisertal. Als wir am Hohen Sonnblick gestanden sind und unsere Blicke Richtung Westen, entlang unseres weiteren Routenverlaufs, gingen. Bei unserem nächtlichen Aufbruch aus Heiligenblut entlang der Großglockner Hochalpenstrasse hinauf Richtung Oberwalderhütte. Und natürlich bei unserer Nacht im Biwak, die wir im Angesicht des Großglockners verbracht haben. Dass ich an diesem Tag mit dem Fernglas von der Franz-Josefs-Höhe aus unzählige Menschen beim Auf- und Abstieg des Großglockners beobachten konnte, hat meine Sehnsucht, irgendwann selber auf diesem Gipfel zu stehen, nur weiter verstärkt. Doch es galt den Fokus im Hier und Jetzt zu halten. Am Gipfel des Manitzkogels, dem letzten Berg unserer Trans Salzburgerland, und beim Blick zurück in die Hohen Tauern, konnte ich mich aber nicht mehr zurückhalten und es ist förmlich aus mir rausgeschossen: „Den Glockner könnt‘ ma noch gehen!“

Im Tal herrscht bereits Frühling und die Felder sind grün, als Sabine Schipflinger und ich nach Kals am Großglockner fahren, um uns am Parkplatz direkt hinter dem Lucknerhaus auf 1.920m mit Viktoria Rebensburg zu treffen. Auch Sabine war noch nie zuvor am Großglockner, die Vorfreude auf die Winterbesteigung ist auch bei ihr riesig, gilt der höchste Gipfel Österreichs doch auch als Paradeskihochtour für erfahrene Skitourengeher und wenn’s um Skitouren gehen geht, ist Sabine ohnehin immer sofort bereit.

Die Ski auf dem Rucksack montiert starten wir zunächst wandernd los. Die warmen Frühlingstemperaturen haben bereits gute Arbeit geleistet. Erst nach der Lucknerhütte auf 2.241m können wir auffellen und steigen von dort im bewährten „Trans Salzburgerland – Rhythmus“ weiter auf. Während des Zustiegs zur Stüdlhütte bedecken Wolken den Himmel, sogar ein kurzer Regenschauer erwischt uns und ein Blick auf den Gipfel des Großglockners bleibt uns an diesem Tag sogar gänzlich verwehrt.

Die 925 Höhenmeter legen wir in ca. 2,5 Stunden zurück, und wir erreichen unser Ziel, die Stüdlhütte auf 2.801m, wie geplant am späten Nachmittag. Wir hatten beschlossen, den Glockner als 2-Tagesetappe, eben mit Übernachtung in der Stüdlhütte anzugehen. Ich hab ein mulmiges Gefühl: Sollte die Vorhersage vielleicht doch nicht stimmen, haben wir den idealen Zeitpunkt für die Glocknerbesteigung gar verpasst, steh ich auch diesen Winter nicht am höchsten Berg Österreichs? Ich versuch positiv zu bleiben, die Vorhersage ist gut, morgen Vormittag soll es ein Wetterfenster geben. Nach reichlicher und leckerer Pasta versuchen wir ein paar Stunden zu schlafen, den Wecker stellen wir uns für 2 Uhr früh. Ob ich in dieser Nacht wirklich geschlafen hab, kann ich nicht mehr wirklich sagen, bereits beim ersten Ton meines Handys bin ich hellwach. Ohne viel zu sprechen, packen wir unsere Sachen und treffen vor der Hütte auf unsere Filmer Max Maier und Franz Hinterbrandner, die uns auch schon bei der Trans Salzburgerland begleitet haben, sowie Fotograf Max Draeger. Es ist stockdunkel. Regnet oder schneit es da sogar leicht aus dem Nebel raus? Im Schein unserer Stirnlampen und fast lautlos steigen wir auf und erreichen das Ködnitzkees. Wir entscheiden uns an diesem Tag für den direkten Weg über den Gletscher. Also montieren wir die Ski auf den Rucksäcken und stapfen die steile Schneeflanke in der Morgendämmerung hinauf. Doch mit jedem Höhenmeter, den wir höher kommen, wird der Wind, der uns vom Glockner entgegen weht, stärker. Sabine spricht aus, was ich mir denke: „Wenn es so weiter bläst, dann haben wir am Grat oben wohl keine Chance!“ Der Wind nimmt stetig zu und als wir am Kleinglocknerkees oben aus der Flanke aussteigen, sind es bereits sturmartige, eisige Böen. Gipfelwetter fühlt sich definitiv anders an. Apropos Gipfel des Großglockners – der ist ohnehin in Wolken gehüllt. Der eisige Wind hat zudem Vicky zugesetzt, ihr ist extrem kalt. Da ein weiterer Aufstieg Richtung Gipfel keinen Sinn macht, beschließen wir, zur Erzherzog Johann Hütte, der sogenannten Adlersruhe, abzusteigen, um im Winterraum die Lage zu besprechen.

Es herrscht Unsicherheit. Unsicherheit, ob Vicky sich erholt, um mit uns gemeinsam weiter zu gehen; Unsicherheit, ob wir tatsächlich auch alleine weiter gehen würden; Unsicherheit ob der Wind überhaupt zulässt, dass wir weiter aufsteigen. Doch dann ändert sich alles ganz schnell. Als die Sonne aufgeht verziehen sich gleichzeitig die Wolken und der Wind hört auf. Ganz plötzlich – ideale Bedingungen. Völlig unerwartet.


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Zügig machen wir uns auf den Weg zum Glocknerleitl, wo wir auf ca. 3.200m das Skidepot errichten und uns die Steigeisen anziehen. Mit Pickel in der Hand stapfen wir das sogenannte Eisleitl hinauf. Die Bedingungen an diesem Tag sind einfach, wir können einfach im Schnee hochstapfen, ohne auf Eis zu treffen. An manchen Tagen kann diese 45° Rinne schon zur ersten Schlüsselstelle werden. Nach der Einschartung steigen wir entlang des Grates konzentriert im felsdurchsetzten Gelände bis zum Kleinglockner (3.770m) hoch. Der Ausblick ist bereits von hier einzigartig, die Fernsicht an diesem Tag grandios. Ehrfürchtig blicke ich hinunter zur Pasterze, bevor wir als Dreierseilschaft den Schneegrat überwinden. Vor uns liegt nun die Glocknerscharte, zu der wir kurz abklettern müssen, bevor wir auf der anderen Seite das schwierigste Stück, eine Wandstufe im Schwierigkeitsgrad II+, in Angriff nehmen können. Zwei, drei Schritte und wir haben den schmalen Schneegrat überwunden. Um ganz ehrlich zu sein: ich bin froh, diese Stelle überwunden zu haben, so imposant und beeindruckend sie ist, so großen Respekt habe ich auch davor. Die Wand-stufe meistern wir zügig und dann… sind es plötzlich nur noch ein paar Schritte zum Gipfelkreuz des Großglockners, dem höchsten Berg Österreichs.

Überglücklich stapfe ich die letzten Meter zum Gipfel hoch – wir haben es tatsächlich geschafft, wir stehen gemeinsam am höchsten Gipfel Österreichs – alle drei zum ersten Mal, Viktoria Rebensburg, Sabine Schipflinger und ich. Wir sind unglaublich happy und können es kaum fassen. Welch eine Achterbahnfahrt war das die letzten Stunden! Wir hatten unser Ziel die gesamte Zeit über vor Augen. Und doch hatten wir es nicht allein in der Hand, ob wir es auch erreichen würden. Nur dank der tatkräftigen Unterstützung von Mutter Natur konnten wir an diesem Tag tatsächlich unter dem Gipfelkreuz unsere Umarmungen und High-Fives austauschen. Sie hat uns fürs Durchhalten belohnt – und wir hatten den Gipfel des Großglockners, den höchsten Punkt Österreichs, komplett für uns alleine.

Nur eine einzige Zweierseilschaft, die über den Stüdlgrat den Gipfel bestieg, hatte wohl ähnliches erlebt wie wir und wurde ebenfalls mit einem einzigartigen Gipfelerlebnis belohnt. Apropos Großglockner via Stüdlgrat - ich glaub, ich hab schon ein neues Ziel und freu mich auf das nächste Bergerlebnis…

Infobox

DER GROSSGLOCKNER

Mit 3.798 Metern ist der Großglockner – häufig auch einfach nur Glockner genannt – der höchste Berg Österreichs. Die markante Spitze krönt die Glocknergruppe, eine Bergkette im mittleren Teil der Hohen Tauern, und gilt als einer der bedeutendsten Gipfel der Ostalpen.

Erstbestiegen wurde der Großglockner im Jahr 1800 von einer Großexpedition, der 62 Teilnehmer angehörten. Diese Expedition transportierte auch das 3,8 Meter hohe Gipfelkreuz auf den Glockner und stellte es auf. Die ersten, die mit Ski auf den Großglockner stiegen, waren Max Winkler und Fritz Strobl. Die später erfolgte Umrundung des Glocknermassivs, die Glocknerumfahrung, wurde seither zu einer beliebten Skitour.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessierten sich Extremskifahrer zunehmend für die Eisanstiege der Nordseite: Die Pallavicinirinne wurde 1961 erstmals von Gerhard Winter und Herbert Zakarias befahren. 1981 durchfuhr Stefan Eder die Berglerrinne, 1986 gelang Andreas Orgler die Befahrung der bis zu 70° steilen Mayerlrampe.

Trotz seiner Steilheit gilt der Berg heute für Skitouristen als beliebtes Ziel. Die Stüdlhütte ist daher auch während der Tourensaison von März bis Mai geöffnet und der Großglockner wird als Skitourenziel intensiv beworben. Der Aufstieg mit Skiern ist über das Ködnitzkees oder das Hofmannskees möglich. Üblicherweise wird jedoch nicht mit Skiern bis ganz zum Gipfel aufgestiegen.

WICHTIG

Auch wenn die Hochtour auf den Großglockner eine vielfach beschriebene und begangene Skitour ist, ist sie meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen. Der exponierte Gipfelgrat erfordert Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und kann mitunter auch zur Geduldsprobe werden. An besonderen Tagen kann der Gipfelgrat aufgrund vieler Seilschaften zusätzlich herausfordernd werden und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Auch der Abstieg erfordert aufgrund der Schlüsselstellen höchste Konzentration.

Deshalb: Wer auf dem Großglockner stehen und das Erlebnis genießen will, sollte sich dafür unbedingt einen Bergführer buchen.




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