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Grossvenediger


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Auf dem Weg der Pioniere durften wir dank komfortablem Zustieg mit dem E-Bike und perfekten Verhältnissen eine traumhafte Skihochtour erleben. Von Pulver-Freuden im Mai, der Faszination Frühjahrsskitour und wie die Erstbesteiger um Ignaz von Kürsinger aufgrund von Begriffen wie „weltalte Majestät“ und „Türkische Zeltstadt“ auch heute noch Teil einer jeden Bergfahrt zum Eisriesen der Hohen Tauern sind.

„Sie treten in die schweigende Nacht, ein sternenklarer Himmel überspannt das weite Firmament, der Schein des Mondes taucht das Bergrund in lichten Schimmer. Stille herrscht, eine ernste Stimmung erfasst die Herzen der Bergsteiger angesichts der Ungewissheit ihres Vorhabens und der drohenden, unbekannten Gefahren.“

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So beschreibt Oskar Kühlken in seinem romantischen Tatsachenbericht „Die weltalte Majestät“ die intensive Stimmung am Morgen der Erstbesteigung des Großvenedigers.
Es ist halb fünf, als wir uns an einem ebenfalls sternenklaren und noch dunklen Morgen am Parkplatz Hopffeldboden zum Aufbruch bereit machen - voller Vorfreude auf einen erfüllten Tag am Berg und die vielleicht letzten Ski-Schwünge der Saison.

Müdigkeit weicht konzentrierter Anspannung: Es steht uns zwar keine Erstbesteigung bevor, aber auch 181 Jahre später ist die Tour auf den Großvenediger noch immer eine lange und anspruchsvolle Unternehmung.

Die Ski an den Rucksäcken festgezurrt, die E-Bikes gesattelt - sanften Pedaltritts rollen wir die steilen Kehren des Obersulzbachtals hinauf. Dem Tagesanbruch eines kühlen Mai-Morgens und einer der klassischen Frühjahrsskitouren in den Hohen Tauern entgegen.

Faszination Frühjahrsskitour
Es ist Anfang Mai. Das einzige Weiß im Tal ist die Apfelblüte, an Schnee und Ski denken bei frühsommerlichen Temperaturen nur noch wenige. Für uns ist es die vielleicht beste Zeit im Jahr: In keiner anderen Jahreszeit leuchten die Berge so intensiv, einladend und kontrastreich. Während der Frühling die Täler in ein sattes Grün taucht, verpasst er den Gipfeln des Alpenhauptkammes mit jedem Niederschlag einen weißen Anstrich. Dem Lockruf der frisch geweißelten Hohen Tauern und den unzähligen Tourenmöglichkeiten können wir nicht widerstehen. Der Großvenediger als Grande Finale einer langen Saison auf zwei Brettern.

Im morgendlichen Zwielicht den 3.000ern entgegen
Auf Höhe der Berndlalm legt sich das Obersulzbachtal etwas zurück und eröffnet den Blick auf die schroffen Spitzen der Schliefertürme (3.142m). Die Dämmerung erhellt langsam die Gipfel des Krimmler Kamms und der Venediger Gruppe. Es ist kalt, die breiten Reifen unserer E-Bikes knirschen auf dem gefrorenen Schotter und durchbrechen immer wieder das dünne Eis der zahlreichen Pfützen.

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Kraftsparend und fast lautlos befördern uns die elektrifizierten Drahtesel bis zur Materialseilbahn der Kürsingerhütte und dem Ende des Forstweges. Neun Kilometer und 1.000 Höhenmeter sind es bis zu unserer Wechselzone. Auch wenn es kein herausragend schneereicher Winter war: ergiebigen Schneefällen im Spätwinter haben wir in den Ostalpen gute Frühjahrsverhältnisse zu verdanken. Ohne zusätzlichen Fußmarsch können wir von den Bikes direkt auf die Ski wechseln. Räder abstellen, Ski auffellen.

Flotten Schrittes über den Obersulzbach See Aufwachen heißt es jetzt für Körper und Geist. Dem fast mühelosen Aufstieg mit den E-Bikes folgt nun der zu 100% von menschlicher Muskelkraft betriebene Weiterweg auf Ski. Trotz der frühen Morgenstund sind die Sinne geschärft, schließlich bewegen wir uns ab sofort im hochalpinen Gelände.

Entlang eines rauschenden Baches, der dem Obersulzbach See entspringt, gewinnen wir schnell an Höhe. Vor uns taucht im ersten Morgenlicht der Große Geiger (3.360m) auf. Eine eindrucksvolle, von Gletschern umzogene Pyramide. Ein paar, vom schlechten Wetter der letzten Tage übrig gebliebene, Wolken machen die Mystik an diesem Morgen perfekt.

Nach einigen steilen Spitzkehren erreichen wir den noch im Winterschlaf schlummernden Obersulzbach See. Die Skispur führt schnurstracks über die solide wirkende Eisfläche.

Eine Türkische Zeltstadt im Herzen der Hohen Tauern Ein Blick in die Karte verrät für diesen Ort einen etwas abstrakt wirkenden Namen: „Ehemalige Türkische Zeltstadt“ steht dort geschrieben. Der Begriff stammt von Ignaz von Kürsinger, einem jener mutigen Männer, die 1841 den Gipfelsieg am Großvenediger errungen haben. Damals befand sich genau hier, an Stelle des heutigen Obersulzbach Sees, noch ein mächtiger, wild zerklüfteter Gletscherbruch. „Die Eistürme sahen aus wie die Zelte des Muslims“ schreibt Ignaz von Kürsinger in seinen Berichten.

Im flotten Schritt gleiten wir über den See. Ein klein wenig mulmiges Gefühl bleibt beim Überqueren von gefrorenen Gewässern dann doch immer.

Just mit dem Erreichen des Gletschers, dem Obersulzbachkees, streichelt uns die Sonne zum ersten Mal über die Wangen und spendet der kalten Nase angenehme Wärme. Der Schnee ist hart und nach dem letzten Regen von einer Eisglasur überzogen. Unsere Harscheisen bewähren sich wieder als treue Begleiter für Frühjahrsskitouren. Trotz und gerade wegen des tiefgefrorenen Schnees steigt bereits jetzt die Vorfreude auf die Abfahrt. Mit dem richtigen Timing werden wir hier später im Frühjahrsfirn dahin schmieren. Mit zunehmender Höhe erreicht die Klimax der bevorstehenden Skifreuden ihren absoluten Höhepunkt. Pulver!

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Die Kaltfront der letzten Tage hat genau das getan, was wir von ihr erwartet haben. Sie hat uns eine feine Schicht fluffigen Pulverschnee angeliefert.

Der kalte Wind an diesem Tag spielt uns in die Karten. Er konserviert die kostbare, weiße Pracht noch eine Weile, bevor sie ab Mittag von der erbarmungslosen Mai-Sonne zu einem nicht besonders skifreundlichen Matsch erwärmt wird.

In der Vorhalle der weltalten Majestät
„Die riesige, furchterregende Nordostwand des Venedigers wuchtet unmittelbar vor ihnen in die Höhe. Kürsingers lebhafte Phantasie entzündet sich an dem überwältigenden Eindruck. Mit der Wortprägung „die schaurige Vorhalle der Weltalten Majestät" gibt er seinem Empfinden Raum.“ (Oskar Kühlken)

Auch fast zwei Jahrhunderte später sind wir noch beeindruckt vom imposanten Erscheinungsbild des Großvenedigers - majestätisch! Wie eine Schaumrolle schiebt sich der Gipfelgletscher, die Venedigerwechte, über die steilen Abbrüche der Nordostwand. Am Fuße der Wand liegen große, im reinsten Gletscherblau leuchtende Eisbrocken. Mahnend markieren sie eine Gefahrenzone, in die man sich besser nicht verirren sollte.

Am Ende des großen Gletscherbeckens stellt sich uns zwischen Klein- und Großvenediger ein letzter, steiler Aufschwung in den Weg. 1.500 Höhenmeter auf Ski stecken uns jetzt bereits in den Beinen. Die Spitzkehren sind steil und kräftezehrend, die Höhe von 3.400m ist deutlich spürbar. Wie sind wir froh, als sich das Gelände an der Venedigerscharte wieder etwas zurück legt. Waren unsere Blicke bis dorthin im Gletscherkessel eingesperrt und auf die mächtige Erscheinung seiner Majestät fixiert, so lädt das neugewonnene Panorama zu einer kurzen Rast ein. Von Osten grüßen der Stubacher Sonnblick, der Großglockner und die Schobergruppe.

Früher Flintenschüsse, heute ein Schluck Whiskey
„Unbeschreiblicher Jubel bricht los, sie umarmen sich, laut tönen die begeisterten Rufe, untermischt mit Flintenschüssen, zu den unten befindlichen Kameraden, von dem glücklich errungenen Bergsieg kündend.“ (Oskar Kühlken)

Die letzten Kehren auf dem Oberen Keesboden ziehen sich. Bergsonne und Sonnencreme kämpfen in unseren Gesichtern um jede Hautzelle. Der leichte Pulverschnee bleibt auf der erwärmten Oberseite unserer Ski ungefragt kleben. Schwere Ski und zunehmend schwere Beine.
In einem großen Linksbogen umgehen wir die Wechte des Gipfelgrats, um schließlich auf diesen zu gelangen. Die schmale Schneide führt uns direkt zum Gipfel, ein 360 Grad Bergpanorama umgibt uns. Von den Dolomiten bis zum Wilden Kaiser, von den Zillertalern bis zum Hochkönig.

Am Gipfelkreuz zwar keine Flintenschüsse, aber mit einem kräftigen Schluck Whiskey aus dem kleinen Flachmann stoßen wir auf unseren Gipfelmoment an.

Timing ist alles - Pulverschwünge im Mai
Ein sonniges, windstilles Plätzchen direkt unterhalb des Gipfelkreuzes lädt zum Verweilen ein. Unsere Gipfelrast aber fällt nur kurz aus an diesem Tag. Die beim Aufstieg für gut befundenen Verhältnisse währen aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung nicht ewig. Felle ab, Schuhe verriegelt und schon gleiten wir den mühevoll erklommenen Gipfelhang hinab. Vom Wind gepresster Plattenpulver löst im oberen Teil nur verhaltene Begeisterung über die lang ersehnte Abfahrt aus. Die Venedigerscharte und somit die Einfahrt in die Nordexposition des Berges sollte schließlich unser Tor zur Pulver-Freude sein.

Jeder Schwung staubt im Sonnenlicht, wir strahlen mit den Kristallen der feinen Pulver-Auflage um die Wette. Es sind gerade mal fünf Zentimeter frischer Schnee, der uns jubelnd zu Tale wedeln lässt. Fünf Zentimeter, für die es sich lohnt, früh aufzustehen und von denen wir während des bevorstehenden Sommers noch oft träumen werden. Im unteren Teil surfen wir auf bestem Frühjahrsfirn bis zum Obersulzbachsee und überqueren diesen in schneller Schussfahrt.

Kaiserschmarren und Wurstsalat
Zurück an der Materialseilbahn schwingen wir direkt vor unseren Bikes ab. Raus aus den dampfenden Skischuhen, die Hose wird hochgekrempelt und die Jacke im Rucksack verstaut. Die Mittagssonne hat den Frost des frühen Morgens längst verdrängt. Sprudelnde Bäche signalisieren auch hier oben das herannahende Ende eines langen Winters.
Mit einem breiten Grinsen rollen wir den Forstweg hinab, die wehende Fahne an der Postalm lädt uns unmissverständlich zum ersehnten Einkehrschwung. Ob die Erstbesteiger hier ebenfalls Wurstsalat und Kaiserschmarren verzehrt haben, konnte der Autor dieses Textes nicht verifizieren. Es wäre ihnen zu wünschen gewesen!

„Und wenn in den kommenden Jahren, wie nicht zu bezweifeln ist, Karawanen von rüstigen Steigern auf jenem Eisthrone hinaus schauen in die unendliche Aussicht, und das trunkene Auge, von der göttlichen Allmacht ergriffen, über den dunklen Aether himmelwärts blicket, da mögen sie uns Bahnbrechern eine freundliche Erinnerung schenken…“ (Ignaz von Kürsinger)

Lieber Ignaz, dieser freundlichen Erinnerung kannst du dir ganz sicher sein. Auf unserer Tour zur weltalten Majestät durften wir die Faszination um diesen Berg in aller Intensität spüren und einen unvergesslichen Tag im Hochgebirge erleben.

Wir ziehen den Hut!

 

 

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