Rider Profile - Piers Solomon
Spricht man mit Piers Solomon, dann hat man das Gefühl, sich mit einem Spezl zu unterhalten: Bodenständig und total normal wirkt er. „Für mich ist es immer noch ein Wahnsinns Glück, dass ich das Skifahren tagein, tagaus leben kann, und das schon beinahe mein ganzes Leben.“
“Ich fühle mich als ästhetischer Skifahrer”
Piers Solomon kennt man nicht aus Contestrankings, sondern aus den souligen Kurzfilmen von DPS Cinematic. Dort setzt der 24jährige aus Engelberg Sprayturn um Sprayturn in den metertiefen Pulver – und baut schon mal den einen oder anderen Drop ein, den Normalverbraucher eher nicht springen würden.
Aufgewachsen ist Piers in Engelberg, dem Schweizer Freeride Mekka. Dort stellte ihn seine Mutter – eine Amerikanerin – mit drei Jahren das erste Mal auf Ski. Mit sechs begann er mit alpinem Rennlauf. „Für Großbritannien - mein Vater ist Engländer. Alle fuhren damals Rennen, das war einfach so“, erzählt er. „Mit 12 war ich dann im Britischen Nachwuchsteam und wurde 2006 auch British Land Junior & Children’s National Ski Champion.“ Mit 15 hatte er keine Lust mehr und stieg auf Twintips um. Zu Beginn fuhr er noch Freeride-Contests: „Für mich war Sport immer auf Wettkampf ausgelegt, deshalb bin ich auch Contests gefahren, zum Spaß. Zu dieser Zeit haben aber immer die gewonnen, die die irrsten Dinge gemacht haben. Das war nicht meins, ich mag am Freeriden mehr das Verspielte. Heutzutage ist das anders, in den letzten 10 Jahren hat im Contestbereich sehr viel Entwicklung stattgefunden. Judging und Herangehensweise haben sich stark verändert, das gefällt mir deutlich besser.“ Trotzdem wird Piers eher nicht mehr auf der Wettkampfbühne zu sehen sein: „Ich bekam sehr schnell die Möglichkeit, im Film- und Fotobusiness zu arbeiten, da ich schon mit 18 Oskar Enander über einen gemeinsamen Freund kennenlernte.“ Oskar Enander ist einer der bekanntesten Freeride-Fotografen der Welt und in Engelberg zuhause. „Zu der Zeit bin ich viel mit einem älteren Freund unterwegs gewesen, der war in Engelberg so etwas wie der Local Hero und kannte Oskar natürlich. Der hat uns zusammengebracht.“ Von da an ging es steil bergauf, auch wenn nicht von Anfang an alles reibungslos klappte. „Am Anfang war für mich alles neu“, erinnert sich Piers. „Was ich lernen musste war, dass Skifotografie nicht Skifahren ist. Man muss sich in den anderen hineinversetzen und versuchen zu verstehen, was er sieht. Ein simpler Turn ist nicht so einfach, wie es am Bild dann aussieht.“ Mittlerweile funktionieren die beiden aber als Team außergewöhnlich gut: „Ich weiß, wie und was Oskar sieht und er weiß, wie ich Ski fahre. Das erleichtert die Arbeit. Mit anderen Fotografen braucht es manchmal etwas Zeit, bis man sich eingestellt hat.“ Durch die Arbeit mit Oskar Enander landete Piers auch bei DPS und Patagonia. „Als DPS mich als Rider wollte, hab ich sofort zugesagt. Der Spoon hat mich schon 2011 dermaßen vom Hocker gehauen, dass ich bei ihnen hängenblieb“, erinnert er sich. „Den Leuten bei Patagonia gefiel, wie ich Skifahre, aber das ist für dieses Brand nicht allein entscheidend. Sie legen Wert darauf, dass man als Rider auch die Werte der Marke teilt.“ Das schlechte Gewissen fährt bei Piers also permanent mit: „Klar, ich fliege rund um die Welt. Das kann ich in meinem Beruf aber nicht vermeiden. Deshalb versuche ich sonst, so umweltbewusst wie möglich zu leben, zum Beispiel regional einzukaufen und aus jedem Ort, an dem ich bin, das meiste herauszuholen, die Gegebenheiten zu nutzen. Ich glaube auch, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, das Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit zu verbreiten und Aufmerksamkeit für diese Themen zu schaffen. Es gibt noch viele Menschen, die gar nichts von der Erderwärmung wissen.“
Die Arbeit mit dem Fotografen öffnete Piers auch die Türe zu Valhalla, seinem ersten Filmtrip. Nach Alaska. „Die Berge dort sind einfach wahnwitzig! Es war irre für mich, denn ich saß auch das erste Mal in einem Heli und dann gleich in Alaska!“ ist er auch heute noch begeistert. In den letzten Jahren nahm das Filmen, vor allem für die DPS Webisodes, immer mehr seiner Zeit in Anspruch: „Vom Aufwand her ist filmen ähnlich wie fotografieren, aber es herrscht mehr Fluss. Da darf ich dann auch mal zwei oder drei Turns fahren anstatt nur einen“, lacht er. „Ich mag die DPS-Filme auch sehr. Das wichtigste sind immer Story und Ästhetik, auch Nicht-Skifahrer sollen sich das gerne anschauen. Die Filme sollen anders sein als die superextremen, supergefährlichen Skifilme. Das passt auch besser zu meinem Stil als Skifahrer.“
Für DPS Cinematic fliegt Piers rund um den Erdball: Alaska, Japan, British Columbia oder Kirgistan. „Wir haben aber auch in der Schweiz und in Italien gefilmt, das liegt wesentlich näher“, grinst er. Auch den Sommer verbringt er im Schnee: „Ich bin gerade aus Argentinien zurück. Da coache und guide ich in Cerro- Cathedral in der Nähe von San Carlos de Bariloche“, erzählt er. „Mir gefällt die Arbeit für SASS Global Travel dort: Ich kann den Menschen meine Erfahrung weitergeben, ihnen Dinge zeigen, die für mich ganz normal sind, die ich jeden Tag mache. Und ich freu mich total, wenn ich sehe, dass ich dieses Gefühl weitergeben konnte und andere sich durch mich in ihrem Können entwickeln. Ich kann so etwas von dem Glück zurückgeben, das ich habe, indem ich das Skifahren jeden Tag leben kann. Und für mich ist das auch der einzige Grund, warum man diese Arbeit macht.“ Piers Solomon ist ein Ski-Begeisterter. Im Gespräch mit ihm beginnt man sich vorzustellen, dass er bei jedem einzelnen Turn, den er für ein Foto oder einen Film fährt, breit grinst. Die Begeisterung fürs Skifahren wird er wohl so schnell auch nicht verlieren: „Ich lerne noch so viel im Skifahren und bergsteigen dazu, dass ich glaube, es geht jetzt erst los für mich: Afghanistan, Pakistan, Indien, die Antarktis, China – so viele spannende Orte auf der Welt, die noch auf mich und meine Ski warten!“