bergstolz

Innsbruck Love


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Februar 2021. Österreich ist mitten im Winterlockdown. Eigentlich darf man jetzt fast gar nichts machen. Der Handel hat zu, Restaurants sind geschlossen, die Menschen in Innsbruck, wenn man sie auf den Straßen sieht, scheinen sich langsamer zu bewegen.

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Nicht einmal seine Freunde kann man treffen. Kurzum, das Leben ist runtergefahren. Dabei sind aber nicht alle Aktivitäten verboten. Skitourengehen ist weiterhin erlaubt, und dagegen scheint auch nichts zu sprechen. Was macht also eine frisch gegründete Guidingschule die bisher ihren Schwerpunkt am Arlberg hatte? Genau: Scouten, scouten, scouten!

Wir, Florian und Stefan Meiseleder, sind zu einem guten Teil in Lech am Arlberg und in Norditalien am Idrosee aufgewachsen. Wir kommen aus einer Sportlehrer-Familie, im Winter ist unser Vater Skilehrer, im Sommer leiten unsere Eltern ein Windsurf- und Sportzentrum am Idrosee. Im Januar 2020 gründeten wir gemeinsam mit unserem Freund Pauli Pontiller ‘Guide and Ride’. Und wir planten auch, das grundsätzlich so beizubehalten.

Skitouren mit Gruppen in Lech und Bikecamps am Idrosee sollten unsere Schwerpunkte sein. Ein Jahr später wirkt Lech allerdings wie wohl zum letzten Mal vor knapp 100 Jahren: Kein Tourist und nur ein paar vereinzelte Einheimische schlendern über die Straßen - und die Berge sind quasi leer. Arbeit gibt es hier heuer keine, dann besser gleich in Innsbruck bleiben. Es locken zwar umso schönere, einsame Powdertage, aber den ganzen Winter hier oben zu verbringen ist dann doch zu viel der Einsamkeit. Dann besser Innsbruck und schauen, was vor den Toren der Stadt so geht. Wir hatten beide in Innsbruck studiert und lernten schon zu Studienzeiten die Klassiker rund um die Tiroler Hauptstadt kennen – und so einige Geheimtipps.

Die Frage, die sich uns also im vergangenen Winter stellte, war: Können Innsbruck und seine Hausberge auch einen ganzen Winter lang mit dem Freeride-Mekka Arlberg mithalten? Nach unseren gut 100 Scoutingtagen ist die Antwort klar: Die Gegend um Innsbruck liefert auf der ganzen Linie!

Freeridetage mit den fetten Latten ohne Aufstieg? Check! Jeder Innsbrucker Freerider kennt die Massen an Powder auf der Nordkette bei Nordwestwetterlage. Aber wer kennt die vielen versteckten Rinnen im Familienskigebiet Seefeld? Wer kennt die hochalpinen Runs am Stubaier Gletscher? Varianten in der Axamer Lizum sind da schon eher bekannter, aber auch hier gab's noch so einiges zu entdecken!

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Liftunterstützes Freetouring mit langen Abfahrten? Check! Je nach Schneebedingungen gibt es Freetouringoptionen in alle Richtungen. Mit der Nordkettenbahn ins Karwendel zur kleinen oder großen Innsbrucker Runde, in nur fünf Kilometern Luftlinie von der Stadt entfernt, einsamste Hänge und Rinnen befahren und mit öffentlichem Verkehr zurück? In Seefeld nach kurzem Aufstieg über steilste Rinnen ins Karwendel und mit kurzem Taxiride zurück? Oder von der Schlick mit nur 500 hm Aufstieg über eine ewige Abfahrt ins Inntal hinunter? Weite Abfahrt und steile Rinnen nach kurzem Grad-Hike im Kühtai? Den Optionen scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Skitouren in allen Längen? Double Check! In maximal 45 Minuten Anfahrt ab Innsbruck gibt es eine Vielfalt an Skitouren, mit der keine Region in Österreich so leicht mithalten kann. Treeruns mit kurzen Aufstiegen über dem Inntal bei starken Schneefällen? Kein Problem! Hochalpine Gletschertour mit über 2000 hm Abfahrt? Mehr als genug! Mittlere Skitouren mit wenig befahrenen nordseitigen Hängen? Unmöglich alle zu kennen, aber man kann es versuchen! Es ist die Variabilität, die den großen Unterschied macht, es braucht ein wenig Erfahrung, aber bald wird klar, welches der unzähligen Täler rund um Innsbruck bei welchen Bedingungen am besten funktioniert.
Ein Beispiel: Nordwestwetterlage. Hat es fünf Kilometer südlich von Innsbruck am Patscherkofel gerade mal 5 cm geschneit, lohnt sich ein Blick auf die Touren im Karwendel nördlich der Stadt, meist kommt man dann hier auf gut 20 cm. Hat es dagegen 70 cm auf der Seegrube im Karwendel geschneit, wird die Lawinensituation dort keine sinnvollen Touren mehr zulassen. Nun heißt es sich Richtung Süden orientieren z.B. ins Kühtai, dort erwarten wir 25 cm feinsten Powder. Jede Tour wird so eine kleine Lehrstunde und bald ist die Treffsicherheit verdammt hoch.

Es kristallisiert sich ein Bild heraus: Wer bereit ist sich um Innsbruck zu bewegen, der hat mit der Gegend eine Treffsicherheit für guten Schnee die ihresgleichen sucht. Nach einer solchen Saison muss der Vergleich mit dem Arlberg nicht mehr bemüht werden, Innsbruck ist ein Freeride- und Tourenmekka, das vor allem durch seine Vielseitigkeit besticht. Eine volle Saison am Arlberg? Muss es für uns definitiv nicht mehr sein, Innsbruck ist einfach zu gut. Anstatt Hotels und reiner Tourismusorientierung,  gibt es in der Studentenstadt Innsbruck echte urbane Kultur mit hippem Flair und einem Mix aus jung und traditionell. Es ist eine Sportlerstadt. So elegant wie sich Innsbrucker Studenten mit Skiern am Rucksack auf ihren Rädern fortbewegen wird man in den touristischen Hotspots Österreichs keine Menschen ihre Sportgeräte transportieren sehen. Eine Vielzahl an Bars und Kultureinrichtungen prägen die Innenstadt, die Szene ist bunt. Auch wenn wir den Arlberg immer noch als unseren Homespot bezeichnen, haben wir letzten Winter endgültig unsere Innsbruck Love entdeckt.

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Und die wollen wir auch unseren Gästen weitergeben, deshalb haben wir ganz neu ein Shuttletaxi mit neun Sitzen angeschafft. So sind wir noch flexibler und erreichen alle Gebiete rund um Innsbruck noch einfacher. Eine Anreise sogar mit dem Zug ist so leicht machbar. Dazu bieten wir ab diesem Jahr Freeride- und Skitourencamps ab Innsbruck an, geschlafen wird in der Innsbrucker Altstadt. Täglich werden andere Gebiete um die Stadt erkundet, die wir vergangenen Winter ausgekundschaftet haben.

Ein paar unserer Lieblingstouren verraten wir hier noch – alle anderen Geheimtipps erfährt, wer mit uns unterwegs ist. Falls hoffentlich kein neuer Lockdown kommt. Dann allerdings werden wir uns 2022 wohl noch besser auskennen!

Ein Freeride Klassiker mit vielen Varianten. Fahre bis zum höchsten Punkt im Skigebiet, der Bergstation „Hoadl“, und schau dann runter auf die andere Seite. Hier gibt es vielfältige Abfahrtsmöglichkeiten, eine ist direkt von oben, die nächste ist dort, wo die Piste (Damenabfahrt) das erste Mal links abbiegt. Oder du stapfst von diesem Punkt nochmal hoch zum Hochtennboden, hier dreht sich der Hang mehr schattseitig, was oft zu besserem Schnee führt. Was folgt ist eine unglaubliche Abfahrt über knapp 700 hm bis zur Kemater Alm. Extrem viel Platz und oft die Möglichkeit ein paar der ersten Spuren zu setzen. Von unten siehst du, wie sich die mächtigen Kalkkögel auftürmen. Für alle Freetourer gibt es hier die Möglichkeit, noch einen Anstieg anzuhängen und eine der gewaltigen Rinnen zwischen den Gipfeln zu befahren. Unten lohnt sich die Einkehr in die Kemater Alm, sie hat im Winter geöffnet und bietet super Tiroler Essen in einer gemütlichen Stube. Nach der Einkehr bleibt die Abfahrt über den Fahrweg bis nach Grinzens, von hier nimmst du einen Bus bis zum ersten Kreisverkehr, dann umsteigen und zurück zum Parkplatz in die Lizum.

Achtung: Auf dieser Route herrscht oft große Lawinengefahr. Mach sie nur, wenn Du Dir sicher bist, dass die Bedingungen passen oder wenn Du mit jemandem unterwegs bist, der sich auskennt.

Freetouring Love – Von der Schlick ins Inntal
Hoch in die Schlick. Rüberqueren zum Burgstallplateau. Dort die Felle anlegen. Von hier geht’s hoch zum Schlicker Schartl und dann nach einer kurzen Abfahrt (lawinenmäßige Schlüsselstelle) weiter zum Seejoch. Vom Seejoch halten wir uns für die Abfahrt in Gehrichtung und fahren über offene schöne Hänge ab ins Senderstal. Es folgt eine längeres Ziehstück über ein Bachbett bis zur Kemater Alm. Hier ist man wirklich im Nirgendwo, eine gewaltige Freetouring-Tour: Maximale Abfahrt für wenig Aufstieg. Wie oben kommen wir gegen Ende an der Kemater Alm vorbei. Eine Einkehr lohnt sich auch dieses Mal. Die Anreise in die Schlick am besten mit öffentlichem Verkehr organisieren, von Grinzens kommt man wieder easy nach Innsbruck mit dem Bus.

Variante: Wenn es die Lawinensituation zulässt, baue den Gamskogel mit ein. Die Hänge ins Senderstal sind dann steiler und total nordseitig. Höhenmeter: ca 500 (ohne Gamskogel)

Skitour Deluxe – Fischers Napf
Eine kurze, aber sehr lohnende Skitour im Schmirntal. Anreise ins Schmirntal, bei Schmirn vorbei bis zum letzten Parkplatz bei Obern. Jetzt die Felle an und unterhalb des Durrachjöchl durch einen Graben Richtung Fischers Napf. Die lawinenmäßige Schlüsselstelle ist hier klar der erste Teil der Tour. Oben erwarten uns weite offene Hänge, viele nordseitig, viele Abfahrtsvarianten die sich im Aufstieg gut scouten lassen. Ein Gipfelanstieg ist nicht notwendig aber sicherlich lohnend. Tolle Blicke auf die Tuxer Gegend und die vielen 3000er sind der Lohn. Abfahrt: Gewaltig! Höhenmeter: ca. 900

Homespot Arlberg /Freeride – Hornplätze
Ein klassischer Arlbergrun mit perfektem Blick auf Lech, der in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen ist. Arlbergtypisch an diesem Run ist vor allem die Art wie man hinkommt. Ewig queren und dann 20 Minuten in Treppenschritten hoch. Für Lift-Powder Shredder zu viel Aufstieg, für moderne Freetourer gerade zu wenig, um die Felle aufzuziehen. Hier hat Old-School noch seine Berechtigung. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass man an diesem Hang trotz perfektem Freeridegelände meistens noch die typischen Arlberg-Teppiche sieht.

Approach: Madlochbahn hoch, die Standartabfahrt circa nach einem Drittel nach rechts verlassen und unter die nordseitigen Felsabbrüche des Omeshorns queren. Nun über zwei markante Rinnen queren und dann in Treppenschritten zu den Hornplätzen hoch (Lawinengefahr). Wer etwas früher abfährt, hat durch ein Latschenfeld schön verspieltes Gelände, wer weitergeht kommt in offenere Hänge. Bei der Abfahrt immer direkt auf das Ortszentrum von Lech zielen.

Freetour – Wöster
Perfekte Freetour um zum Tagesabschluss die Schenkel nochmal ordentlich glühen zu lassen. Als wir beide noch in der Skischule arbeiteten, stellte sich oft die Frage, wie wir unsere Gier nach Tiefenmetern im Powder nach einem Tag mit Pistengästen noch stillen können. Nicht selten fiel dabei die Wahl auf den Wöster. 250 hm Aufstieg, 1000 hm Abfahrt, Platz ohne Ende und dazu noch westseitig und somit perfektes Nachmittagslicht. Mit wenig Aufwand kriegt man hier einen der ganz großen Arlberg-Runs.

Approach: Hoch mit der Rüfikopfbahn, nach einem kurzen Stück Piste gleich links in Treppenschritten hoch und dann ins Ochsengümple abfahren. Dort auffellen und etwa 40 Minuten Richtung Wösterspitzen hoch, bis es möglich ist über den Rücken in die Westhänge zu gelangen (bei vertretbarer Lawinenlage fast immer gespurt). Jetzt beliebig weit queren und sich in die ewigen Hänge stürzen. Dabei eher rechts halten, um nicht in extrem steiles Gelände zu gelangen.

Skitour – Mehlsack
Mehlsack – das ist doch der Heliskiing Berg? Genau! Dabei ist das Gesamterlebnis als Skitour auf diesen prominenten Arlberg-Gipfel viel schöner. Die meisten wissen nämlich nicht, dass der Berg an Wochenend- und Feiertagen nicht angeflogen werden darf. Wenn das Wetter unter der Woche keine Flüge zulässt und am Wochenende alles frisch angezuckert ist, dann schlägt die Stunde für diese Tour der Superlative mit drei Abfahrtsvarianten von jeweils über 1000 hm. Es ist eine Genugtuung hier vor Ankunft der ersten Heliskier einsame Spuren in den Hang zu ziehen. Von der Geld- und CO2 Ersparnis gegenüber der Flugvariante ganz zu schweigen.

Infobox

Guide and Ride
Die Brüder Florian und Stefan Meiseleder gründeten im Januar 2020 zusammen mit ihrem Freund Pauli Pontiller das Guidingunternehmen ‘Guide and Ride’ mit Sitz in Innsbruck. Im Angebot haben die drei diplomierten Skilehrer und Skiführer sowohl Ski-, als auch Bike- und Hike-Guiding.

www.guideandride.at

SERVICE
Freeride-Highlights im Winter 2021/22:
Freeride Camps mit Shuttle ab Innsbruck
Skitouren Camps mit Shuttle ab Innsbruck
Individueller Privatguide ab Innsbruck Individueller
Privatguide ab Lech

innsbruck love 05STEFAN MEISELEDER
Staatlich geprüfter Diplomskilehrer und Skiführer Bikepro Bikeguidelizenz
Bergwanderführer
Naturführer
Windsurfstationsleiterlizenz Gewerbeberechtigung Reisebüro

innsbruck love 06FLORIAN MEISELEDER
Saatlich geprüfter Diplomskilehrer und Skiführer
Mountainbikeguide

 

 

Innsbruck love 07PAUL PONTILLER 

staatlich geprüfter Skilehrer und Skiführer




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