„Des wird a lässiger Winter“
Interview mit Mäx Morandell (Gründer & Leiter des Freeride Center Morandell in Sölden)
Markus "Mäx" Morandell, Gründer und Leiter des Freeride Center Morandell, ist Freerider seit der ersten Stunde. Er hat in den letzten 25 Jahren maßgeblich bei der Ausbildung der Ski- und Snowboardlehrer und Bergführer in Österreich als Ausbilder und Lehrgangsleiter mitgewirkt. Mäx brachte auch das Freeriden als fixes Ausbildungsmodul in die österreichische Bergführerausbildung. Er ist Verfasser von Publikationen und Lehrskripten zum Thema Technik-, Taktik- und Risikomanagement beim Unterrichten und Freeriden. Seine Tätigkeiten als Bergführer, Skilehrer und Ausbilder führten ihn bis nach Kanada, wo er die Bergführer und Skiguides der größten Heliskiingfirma in Nordamerika in Sachen Freeriden ausbildete. Vor der Gründung des Freeride Center erzielte er große Erfolge mit diversen Weltcupsiegen, Welt- und Europameistertiteln und Olympiasiegen, als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.
Bergstolz: „Mäx“ bist Du sauer, wenn man Dich als „Freeride Urgestein“ bezeichnet?
Mäx: Eigentlich ja. Aber wenn´s um die harten Zahlen geht, muss ich das wohl akzeptieren. Schließlich haben wir das Freeride Center schon 2001 gegründet.
Mäx: Eigentlich ja. Aber wenn´s um die harten Zahlen geht, muss ich das wohl akzeptieren. Schließlich haben wir das Freeride Center schon 2001 gegründet.
Mäx: Das war damals schon eine wilde Zeit. „Freeriden“ war nur extrem. In den Videos wurden nur die verrücktesten Sachen gezeigt und die höchsten Cliffs gesprungen. Da wurden wir schon schnell in die Ecke „das ist doch nur für Profis“ gestellt.
Bergstolz: Wenn Du von “wir” sprichst, wer ist da gemeint?
Mäx: Ich habe das Freeride Center zusammen mit meiner damaligen Freundin Lorraine Huber gegründet. Deshalb „wir“.
Bergstolz: Wie hat sich das Freeriden seitdem entwickelt?
Mäx: Vom Business her gut. Da hat natürlich die „Generation GoPro“ auch dazu beigetragen. Es kam ja vor, dass Du in einer Gruppe mit fünf Gästen acht Actioncams gehabt hast! Und die Videos gingen dann viral und jeder konnte sehen, wie geil es bei uns im Ötztal ist.
Bergstolz: Und das Equipment?
Mäx: Da hat sich natürlich extrem viel getan. Mein Nordica Ski von 2001 war schwer und kaum tailliert. Im Powder ok, im Harten fast nicht fahrbar. Das war Arbeit und kein Vergnügen. Auch die Rucksäcke und Klamotten! Wenn man da die Entwicklung der letzten 20 Jahre anschaut – das ist schon beeindruckend.
Bergstolz: Sind die Ansprüche der Gäste gewachsen?
Mäx: Nein im Gegenteil. Der Gast will an lässigen Tag haben. Natürlich hat jeder große Erwartungen, aber auch wir mussten erst lernen, dass weniger mehr ist. Wenn Du Run an Run hängst und um vier Uhr noch mal in die Gondel springst, sind die meisten Leut nach dem ersten Tag fertig. Und der Spaß und der Genuss ist auch weg.
Bergstolz: Wenn man Dich bucht, was bekommt man?
Mäx: Bei mir ganz klar: Einen Local wie er im Buche steht. Ich bin in Sölden geboren. Bin hier mit zwei Jahren das erste Mal Skigefahren. Ich kann also sagen: ich kenn mich hier aus! Und als Guide holst Du immer dort am meisten raus, wo Du dich am besten auskennst. Klar geht nicht jeden Tag „mega“, aber das sehen die Gäste ein. Und sie merken, ob der Guide mit Lust und Leune dabei ist und heute für sie das Beste aus dem Tag rausholen wird. Und darauf können sich unsere Gäste verlassen.
Bergstolz: Du bist auf der ganzen Welt Ski gefahren. Wo sind Deine Lieblingsspots?
Mäx: Pah, schwierig. Japan und der Wahnsinnspowder dort. Aber da fehlt mir dann irgendwann das Alpinistische. Heliskifahren in Canada ist natürlich der Wahnsinn, aber mir geht da schon immer nach a paar Tagen das gerattere auf die Nerven. Der Arlberg liegt ums Eck und ist mit Gästen, die ned ganz so gut Skifahren, super. Aber da fehlt mir a bisserl das Hochgebirge. Also sind wir schnell da, wo ma angefangen haben: Bei uns im Ötztal.
Bergstolz: War klar! Und was ist Dein Lieblingsrun?
Mäx: Das Polestal und dort die Gandalf-Rinne. Die ist aus dem Skigebiet mit einem 20-minütigen Hike zu erreichen. Anfangs sau steil und eng, aber dann… Da muss es aber passen. Also bitte ned einfach raufrennen und es versuchen! Bei sowas brauchst einen Guide, der weiß wie die Bedingungen sind, der weiß, wie der Scheeaufbau ist und der beurteilen kann, ob so eine Rinne an dem Tag geht. Auch ich nehm mir immer einen Guide, wenn ich woanders zum Freeride bin. Es macht einfach dann mehr Spaß.
Bergstolz: Und wie siehst Du den Winter 20/21?
Mäx: Entspannt und lässig. Die Massen werden ausbleiben und es wird sich wieder mehr ums Skifahren drehen. Und die Leut die kommen, werden Skifahrer sein. Und die werden die Berge ganz neu erleben und a guade Zeit haben. I gfrei mi drauf!