bergstolz

VULKAN WEDELN - Etna


Vulkan Wedeln Bergstolz

SKITOUR ZWISCHEN LAVA & ORANGEN

Fotografen: Jonas Nefzger | Maxi Dettenhofer | Max Kroneck
Autoren: Alemax Meier | Maxi Dettenhofer | Lia von Spreckelsen | Silvia Meier

…und wieder einmal schien Frau Holle den Winter nicht in den Alpen zu verbringen. Aber das ist natürlich für eingefleischte Schneefans kein Grund, auf den geliebten „weißen Sport“ zu verzichten. Nach ausgiebiger Recherche stand fest, dass Frau Holle im Süden überwintert: Olymp, Ätna oder Korsika hießen die vielversprechendsten Spots für ein exotisches Skitouren- Abenteuer. Obwohl die meisten hiermit vermutlich eher Götter, Lava und Sommerurlaub verbinden, sollte sich zeigen, dass wir mit unserer Recherche goldrichtig lagen.

Bei der Entscheidung spielte schlussendlich das Budget die entscheidende Rolle und so wurden Flüge nach Catania auf Sizilien gebucht. Die Crew stand, Unterkunft und Mietauto waren schnell organisiert. Wer die Insel knapp vor Afrika nicht mit sonnigen und sommerlich sandigen Kindheitserinnerungen in Verbindung brachte, der assoziierte doch zumindest Vulkanausbrüche und die Mafia mit ihr. Was uns wirklich erwarten würde, wusste keiner…

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Das erste Ziel hatten wir allerdings recht deutlich vor Augen: Espresso, tiefschwarz, mit perfekter Crema. Deshalb wurde, kaum dass wir Catania Richtung Ätna verlassen hatten, auch gleich ein Café zum Sondieren der kulinarischen Lage sowie zum ersten Kartenstudium angesteuert.

Es gibt im Norden und Süden je ein Skigebiet am Ätna, welche sich als Ausgangspunkte für Skitouren anbieten. Hier führen die Straßen bis auf ca. 1800m, wo sich auch ungefähr die Schneegrenze befand.

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Erstaunt über die sommerlichen Temperaturen (T-Shirt-Wetter und reife Orangen an den Bäumen!) steuerten wir das erste Skigebiet an, das südseitige. Die Temperaturen fielen langsam immer tiefer und eh man sich versah, waren die schwarzen Lavafelder in weiße Pracht gehüllt. Der Klimawechsel wurde von unzähligen Straßenhändlern begleitet, welche aus ihren Autos Overalls im 80er-Jahre-Style und Plastik-Bobs in allen Farben des Regenbogens verkauften. Zweifel über das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage wurden sofort ausgeräumt, als die Ausläufer des Skigebiets in Sichtweite kamen: Ein ameisengleiches Gewusel aus neonfarbenen Italienern mit Plastik-Bobs überzog die Minikrater neben dem Parkplatz. Die völlig verwaisten Pisten ließen vermuten, dass Sizilien sich wohl eher mit einer Bobmannschaft als mit einem Ski-Team für Olympia 2018 qualifizieren würde.

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Wir schmissen uns also in unsere vergleichsweise farblosen Skiklamotten und setzten uns einen Vorgipfel des Ätnas nur knapp oberhalb des Skigebietes als erstes Ziel. Der Aufstieg zeigte uns schon einen deutlichen Ausblick auf den Spielplatz für die nächsten Tage: Weite Flanken, unzählige kleine Krater, Hügel und Kanten. Eine sanft geschwungene Komposition unterschiedlichster Formen, scheinbar ohne gerade Linien, die alle dasselbe verhießen: Unendlich viele Möglichkeiten stilvoll und formvollendet in höchstem Genuss und mit unbeschreiblichem Vergnügen auf dem gelobten Weiß vor Freude jauchzend ins Tal zu gleiten!

Vom Vorgipfel offenbarte sich uns dann auch der Vulkan in all seiner Pracht. Der schwarze Kegel wurde permanent von Rauch und Aschewolken umweht, die ständigen Eruptionen waren in den folgenden Tagen eine mahnende Erinnerung daran, dass dies kein erloschener Vulkan, geschweige denn ein normaler Berg war. Uns zeigte sich der Ätna zwar von seiner friedlichen Seite, aber keine zwei Wochen nach unserer Reise fanden wir in unserer Presse doch noch sein wahres Gesicht. Auf Bildern sahen wir Lavaströme, die unsere Skispuren verdeckten. Die Asche sorgte sogar dafür, dass kurzzeitig der Flughafen in Catania lahmgelegt wurde. Der höchste Vulkan Europas und einer der aktivsten Vulkane der Welt hat es zum Glück gut mit uns gemeint. Unsere Abfahrt führte uns gleich zum ersten Mal ins Valle del Bove. Anfangs noch blindlings durch die hereingezogenen Wolken fahrend, bot sich uns beim Durchbrechen derselben ein unvergesslicher Anblick: Ein unfassbar großer, halbkreisförmiger Krater, knapp 6 km im Durchmesser, von unzähligen, feindselig emporragenden, schwarzen Felsmauern und Türmen durchzogen, zerklüftet und facettenreich gegliedert, beeindruckend steile 800 hm tief.

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Der Kontrast zum Aufstieg war perfekt. Um sich J.R.R. Tolkiens Werk als Vergleich zu bedienen: Wir stiegen durch das sanft geschwungene Auenland auf und fanden uns bei der Abfahrt unverhofft im schroffen Mordor wieder. Diese vielfältigen Facetten des Berges entsprachen unserer skifahrerisch inhomogenen Gruppe: Von schwanger bis steilwandaffin, jeder kam auf seine Kosten!

Auch das nordseitige Skigebiet wurde schnell erkundigt. Von hier konnten wir der Überquerung zum Skigebiet der anderen Himmelsrichtung nicht widerstehen. In Krater’s Nähe bewegten wir uns dann auf sanften Skiern. Der heiße Stein unter dem Schnee brachte die Schneedecke hier oft zum einbrechen, so dass etwas Vorsicht geboten war. Der Vulkan formte uns bisher unbekannte Schneeverhältnisse, da im Leh vom Berg sich die weiße nun zur schwarzen Pracht färbte. Malerisch hinterließen wir hier unsere weißen Spuren.

Je nach Gusto bot uns der feuerspeiende Berg auf dem Eiland im Süden die perfekten Spots: Steile Abfahrten im Firn, spielerisches Dahingleiten im Sonnenuntergang, waghalsige Schwünge in die unzähligen Krater, ungewiss, ob nicht doch unter dem Schnee Lava lauert, und natürlich die alles in den Schatten stellende Szenerie aus Vulkan, Schnee und Meer am Horizont!

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Im Laufe der Woche kamen dank perfektem Wetter - Regen im Tal, Sonne am Berg - und geringer Lawinengefahr viele tausend Höhen- und vor allem Abfahrtsmeter zusammen. Zum Glück bot die Kulinarik Italiens erwartungsgemäß beste Voraussetzungen, um leere Kraftreserven schnellstens wieder zu füllen: Die Speisekarten in den Ristoranti wurden jedem Mafia-Gelage gerecht und die Mamma in unserer Unterkunft verwöhnte uns mit einem Frühstück, dass den Wunsch nach Sport in den Hintergrund rückte: Selbst gebackene Kuchen, Salat aus frischen Orangen mit Parmesan und Olivenöl, Prosciutto und Cappuccino.

Der Sprung ins Meer rundete den Trip dann gänzlich ab. In der Badehose betrachteten wir den speienden Vulkan, den wir erst am Vormittag einen Besuch abstatteten. Außer den fleißigen Fischern waren wir jedoch zu der Jahreszeit die einzigen, die sich im Meer die Haare nass machten. Auch die touristischen Küstenorte entpuppten sich im Februar als verträumte und pittoreske Plätze, die sonst in einem Reiseführer unter Geheimtipps zu finden sind. Kulinarisch ließen wir uns hier mit einer wohlschmeckenden Pizza a la italia verwöhnen und flanierten mit einer Kugel di gelato durch die verwinkelten Gassen Siziliens.

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Neben den Gaumenfreuden der Cucina casalinga kamen wir leider auch in den „Genuss“ einer mafiösen Autovermietung: Weit entfernt von fairen Geschäftspraktiken wurden wir mit undurchsichtigen Übergabeprotokollen gewaltig übers Ohr gehauen. Die Erinnerung an die Erlebnisse am Ätna ließen die Cosa Nostra aber zum Glück auch schnell wieder in den Hintergrund rücken und beseitigten sämtliche Zweifel:

Wir waren uns alle einig, dass wir im nächsten „Jahrhundertwinter“ gerne wieder den Schnee zwischen Lava und Orangenbäumen suchen würden!

INFO BOX

Vulkan Wedeln Bergstolz

Der Ätna auf Sizilien ist mit 3323 Metern der höchste Vulkan in Europa und Dank seiner Höhe überraschend schneesicher. Bei der Reiseplanung unbedingt die Vulkanaktivität klären!

ANREISE.
  • Flüge von München nach Catania gibt es ab 150 ¤. Vor Ort empfiehlt sich ein Mietwagen – seriöse Vermieter sind zu bevorzugen! Von Catania zum südlichen Skigebiet sind es 35 km.
  • Alternativ ist die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug möglich. Fährverbindungen nach Sizilien gibt es von Genua, Livorno und Villa San Giovanni. Für Geduldige gibt es noch die Möglichkeit einer Zuganreise von Norditalien bis Catania ohne umsteigen!

SKIFAHREN.
  • An der Nord- und an der Südseite des Ätna gibt es jeweils ein Skigebiet. Deren Parkplätze sind auch für die diversen Skitouren die besten Startpunkte.

ÜBERNACHTUNG.
  • Als Ausgangsort bietet sich die Ortschaft Zafferana Etnea an, die genau zwischen den beiden Skigebieten und in Reichweite zum Meer liegt. Wir wohnten im B&B Aria Dell’ Etna und wurden dort bestens umsorgt.



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