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Rider Profile - Jil Lehnert & Max Zimmermann


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„Höher, weiter, besser war bei mir bisher immer ein großes Thema“

„Ich bin gerade dabei, meine Ziele neu auszurichten“, eröffnet Jil Lehnert unser Interview. Für eine 20-Jährige mit erklecklicher Contest-Erfahrung etwas überraschend, ist doch für die Erdingerin bisher in Punkto Skifahren alles ziemlich straight forward gelaufen.

 

Aufgewachsen mit zwei Brüdern und Skibegeisterten Eltern, steht Jil schon in sehr jungen Jahren auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuten sollten: „Wir sind alle drei Skirennen gefahren“, erinnert sie sich. „Als Familie waren wir immer gemeinsam in den Bergen. Mir hat das viel Spaß gemacht: In den Bergen zu sein, Ski zu fahren, und auch die Rennen, in denen ich mich mit anderen messen konnte. Ich bin sehr ehrgeizig, und dass ich schnell gemerkt habe, dass ich vorne mitfahren und auch mal was gewinnen konnte, hat mich sehr motiviert.“ Irgendwann nahm ihr Vater sie und ihren älteren Bruder mit ins Gelände, und Jil erlebte ein ganz anderes Skifahren: „Freeriden ist viel freier, und auch das Skigefühl selbst ist ein komplett anderes“, schwärmt sie. „Das hat mich wahnsinnig gereizt.“ Ihr älterer Bruder begann, Contests zu fahren. „,Ich kann das auch!‘ hab ich mir gedacht. Ich bin da dann gut reingerutscht und direkt vorne mitgefahren. Das hat mich motiviert“, erzählt sie weiter. „Der Gedanke, dass ich gut dabei bin, aber es auch noch viele Dinge gibt, in denen ich mich verbessern kann. Zum Beispiel waren Sprünge für mich eine komplett neue Welt. Mich da ranzutasten hat mir richtig Spaß gemacht.“

Es dauert nicht lange, und Familie Lehnert ist bei Junior Contests mit drei Startern vertreten – durchaus erfolgreich. „Bei mir ging es stets bergauf, bei der WM landete ich 2021 auf dem 4. Platz. Dadurch hab ich mich für die 4*-Qualifier qualifiziert“, erinnert sie sich an die Zeit vor ziemlich genau einem Jahr zurück. „Für mich war das kaum zu begreifen, wie schnell das Skifahren plötzlich mehr Raum in meinem Leben einnahm, als ich mir jemals vorgestellt hätte.“ Auch wenn ihre erste 4*-Platzierung enttäuschend war, war sie zufrieden: „Ich bin beim allerletzten Sprung gestürzt. Aber ich bin richtig gut gefahren, eine Line, die gut zu mir gepasst hat, und hab begriffen, dass ich da wirklich was verloren habe.“

Sie hält inne: „Höher, schneller, weiter – das war bei mir schon immer ein großes Thema.“ Und dann erzählt sie von einem Skitourentag vergangenen Winter, an dem sie mit einem Freund am Gegenhang einen Lawinenabgang beobachtet hat, der mehrere Menschen unter sich begrub. Sie erzählt von der Erstsuche am Lawinenkegel, von ihrer ersten, unmittelbaren Erfahrung mit einer Lawine. Und Jil erzählt davon, wie sehr sie das aus der Bahn geworfen hat: „Man weiß vom Risiko, man sieht Filme, aber man ist nicht gewappnet. Dieses Erlebnis hat mich stärker umgehauen, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.“

Wenig später ist an einen Start bei Contests nicht mehr zu denken: „Zehn Minuten vor dem Start bekam ich aus dem Nichts eine Panikattacke. Mein Kopf hat komplett zugemacht, da ging nichts mehr. Ich wollte das zuerst nicht begreifen, dass ich das nicht mehr machen konnte, nur, weil mein Kopf Angst hat.“ Als die Angst aber beginnt, sie auch im Alltag einzuschränken, war klar, dass Feuer am Dach ist: „Meine Mama hat Alarm geschlagen. Da wollte ich das noch lieber runterspielen. Als mir klar wurde, dass ich die Saison beenden werden müsse, hab ich mir professionelle Hilfe geholt. Ich wusste alleine einfach nicht mehr weiter. Bei Jil wurde schließlich eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert.

Ein paar Monate später sieht sie das Trauma an sich gut bewältigt, aber immer noch große Aufgaben vor sich: „Durch dieses Erlebnis wurde mir erst klar, wie viel Druck ich mir selbst beim Contestfahren gemacht habe: ,Du musst da gut sein!‘ Zusätzlich war auch mein Alltag immer vollgepackt. Deshalb dreht sich bei mir gerade alles darum, weg vom reinen Leistungsdenken zu kommen und meine Ziele neu auszurichten“, „Vielleicht muss ich gar nicht immer an meinem krassesten Limit fahren, um was zu erreichen? Vielleicht ist es auch einfach genug, so Ski zu fahren, wie es mir gut tut, und Spaß zu haben?“

Sie selbst sagt, dass sie sich im Moment ein bisschen „unstimmig“ fühlt, was wohl jedem bekannt vorkommen wird, der selbst schonmal eine einschneidende persönliche Verände-rung erleben durfte. „Ich weiß noch nicht genau, wie mein Weg weiter aussieht, denn in Wahrheit träume auch ich immer noch von der Freeride World Tour. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob ich diesem Ziel tatsächlich alles unterordnen will und muss“, beschreibt sie ihre Gedanken. „Ich möchte jedenfalls wieder Contests fahren, aber ohne den krassen Druck, dass ich da unbedingt gut sein und gewinnen muss.“ Und schließt ab: „Das hätte ich ohne dieses Erlebnis, und was es in mir ausgelöst hat, nicht begriffen.“

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„In fünf Jahren will ich besser Skifahren als jetzt“

Einfach den Job kündigen, in den Van springen und ab sofort in den Bergen und vom Skifahren leben – diesen Traum hatte wohl jeder Freerider schon mal vor Augen, wenn ihn der Alltag eingeholt hat. Max Zimmermann hat das nicht nur geträumt, er hats gemacht. „Ich habe drei Jahre als Industriekaufmann gearbeitet. Aber nach ein paar Jahren habe ich es vermisst: Die Freiheit am Berg, mit echten Freunden zu shredden und viel über mich selbst zu lernen und hinauszuwachsen, sodass ich Hals über Kopf meinen Job kündigte. Ich musste zurück in die Berge. Jetzt lebe ich von meinen Ersparnissen und im Winter vom Skifahren“, erzählt er mir. „Ich weiß, wie es ist, in einer Festanstellung zu arbei-ten. Deshalb bin ich froh, das machen zu können – und ich hoffe, das bleibt noch eine Weile so!“

Einfach machen, was man will – das zieht sich wie ein roter Faden durch Max‘ Leben. Geboren in Nürnberg, ist er in Rosenheim aufgewachsen. Er und seine Schwester Lisa – ja genau, die X-Games-Goldgewinnerin – waren beide im bayerischen Leistungskader. Allerdings Eiskunstlauf, nicht Skifahren. „Meine Eltern leben getrennt, und Papa hat uns praktisch alle zwei Wochen im Campervan mit ins Zillertal zum Skifahren genommen“, erinnert sich Max. „So sind Lisa und ich dann in Mayrhofen im Park gelandet.“ Nach einer Saison waren die Geschwister so angefixt vom Freestyle-Virus, dass sie am Wochenende mit dem Zug auf eigene Faust ins Zillertal gefahren sind.

Es kam, wie es kommen musste: „Mit zehn hab ich mich für das Freestyle-Skifahren entschieden. Mein ganzes Taschengeld hab ich bei Blue Tomato ausgegeben für Skifilme. Die hab ich mir den ganzen Sommer und den ganzen Winter angeschaut. Ich hab nur noch ans Skifahren gedacht – das verträgt sich nicht gut mit sechs Mal die Woche Training im Eiskunstlauf-Kader“, lacht Max. Und er ergänzt umgehend: „Aber Eiskunstlaufen trainiert einen extrem gut, da bekommt man ein super Setup mit: Körperspannung, Beweglichkeit, Krafttraining. Die Schwierigkeit war im Park weniger die Sprünge selbst, sondern das Skifahren.“

Heute lebt Max in Innsbruck und hat Freeriden für sich entdeckt. „Ich bin im Winter wirklich jeden Tag am Berg, bei allen Bedingungen. Das hilft mir enorm viel, auch fürs Contest-Fahren. Ich habe mittlerweile viele gute Skifahrer kennengelernt und wir pushen uns gegenseitig. Mit der Übung kommen auch die Erfolge, einerseits in Contests, andererseits entwickle ich mich persönlich immer weiter hin zu dem Style, den ich fahren will, mit den Tricks, die man dafür braucht. Für mich zahlt es sich also aus, möglichst viel Zeit am Berg zu verbringen und Tricks zu üben, auch bei Nassschnee und grauem Wetter“, grinst Max. „Bei Contests ist das ja auch so, dass das Wetter und der Schnee nicht perfekt sind. Und manchmal muss ich mich auch ein bisschen überwinden, ein hohes Cliff zu springen, das ich an einem Nicht-Contest-Tag nicht springen würde.“

In der Qualifier-Serie hat er sich in den letzten drei Jahren etabliert, scheiterte in der vergangenen Saison knapp daran, ins FWQ-Finale zu kommen: „Das ist definitiv mein Ziel für diese Saison, mich für das Finale zu qualifizieren. Dann ist, denke ich, mit ein bisschen Glück alles möglich… Mit Line habe ich ein Filmprojekt geplant, plus ein paar kleinere Filme für meine Sponsoren.“ Er überlegt kurz, und legt nach: „Aber mein Hauptziel ist es, einfach immer besser Ski zu fahren. Und solange es geht, möchte ich davon leben. Wenn wir uns in fünf Jahren wieder mal treffen, dann hoffe ich, dass wir uns immer noch übers Skifahren unterhalten!“ Und lacht.

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Jil Lehnert

Alter: 20

Homespot: Skigebiete um Innsbruck je nach den besten Schneebedingungen, Zillertal/Mayrhofen

Beruf: Studentin - Mechatronik und Atmosphärenwissenschaften

Sponsoren: Kästle, AquaNovoBoot

Erfolge: 3. Platz Freeride Junior World Championship 2019
4.Platz Freeride Junior World Championship 2021
2. Platz Freeride Junior Tour 3* Fieberbrunn
1. Platz FJT Kappl 2*
12. Platz Verbier 4* FWQ
9. Platz Bruson 3* FWQ,15. Platz La Rosière 4* FWQ

Instagram @jil.lehnert


 

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MAX ZIMMERMANN

Alter: 25

Homespot: Hochfügen, Zillertal

Beruf: Industriekaufmann, Fernabiturient

Sponsoren: LINE Skis, BackCountryAccess, POC, Insta360

Erfolge: German Freeride Champion 2022

TikTok @zimmermann.max

Instagram @max.zimmermann





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