bergstolz

Montenegro


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Abenteuerlust & Filmerfrust / Freeriden in Montenegro ist wie ein Muffin – Du weißt nie, was Du kriegst! Was für eine verrückte Schnapsidee! Es ist Oktober und ich sitze mit Gabriel Indrist im Camper am Parkplatz in Hintertux im Föhnsturm. Skifahren heute – echt kein Vergnügen. Während wir die Zeit totschlagen und hoffen, doch noch ein paar vernünftige Turns zie-hen zu können, erinnere ich mich an die besten, vergnüglichsten Schwünge, die ich überhaupt jemals gefahren bin…

 

Ein paar Monate zuvor, anderer Gletscher, andere Company. Ende Januar bin ich mit Fabi Lentsch am Pitztaler Gletscher. Der ganze Winter steht mehr oder weniger unter dem Motto „Skifahren zuhause“, in Tirol haben wir das Glück, überhaupt Skifahren gehen zu können. Der Schnee ist nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber irgendwie sollten wir noch was filmen für den neuen Legs of Steel Streifen. Mitten in unsere Ratlosigkeit platzen unverhofft die besten Nachrichten seit Langem: Freunde vom Balkan berichten uns vom „besten Winter ever“, von „unglaublichen Neuschneemen-gen“, vom „phänomenalsten Skifahren ihres Lebens“. Und sie bombardieren uns regelrecht mit ihren Apellen: „Ihr müsst UNBEDINGT runterkommen!!! Wir haben hier einen Jahrhundertwinter!!!“ Abenteuer Montenegro – wir kommen! Dass wir uns lange und ausführlich beraten hätten, wäre leicht übertrieben. Noch am selben Abend fassten wir den Beschluss und begannen mit der Planung. Mitten im Covid-Winter einen Roadtrip nach Montenegro, wo wir noch nie gewesen waren, unternehmen – wir waren aufgeregt. Fabi und ich sollten gleich am nächsten Tag aufbrechen und eine Woche lang Lines scouten, und wenn das Gelände und der Schnee wirklich so gut wären, wie uns gesagt wurde, würde das Filmteam mit Raphael Pöham, Markus „Moggä“ Ascher, Valentin Wal-ther und Florian Breitenberger nachkommen. Tobi Reindl organisierte alle Unterlagen, die wir für die unterschiedlichen Grenzübertritte brauchen würden – wir sprechen ja immer noch vom Corona-Winter - wir packten die ganze Ausrüstung ins Auto und machten uns auf den Weg. Da der Snowmads-Truck immer noch im Iran steht, blieb uns nichts anderes übrig, als mit dem Auto zu fahren und in Hütten oder kleinen Pensionen zu übernachten. Wie auch immer – auf diese Weise sollten wir jedoch zumindest noch mehr mit den Locals in Kontakt kommen, dachten wir uns: Etwas weniger Flexibilität, dafür mehr Authentizität. Die Arbeitsbestätigung war dann überraschenderweise nicht an allen Grenzen wirklich hilfreich. Besser gefahren sind wir letztendlich damit, mit den Grenzern ein Gespräch zu beginnen, um ihnen zu erklären, was wir machten. Da waren die meisten dann zwar etwas erstaunt, der Grenzübertritt selbst war aber wenig problematisch.

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Viele Autostunden und zahlreiche Grenzen später schienen wir endlich an unserem Ziel angekommen: Zabljak, der höchstgelegenen Stadt Monte-negros auf 1.456 Metern Seehöhe und inmitten des Durmitor-National-parks gelegen. So richtig konnten wir unsere Zielankunft allerdings noch nicht feiern, denn die tiefverschneite Straße war nicht geräumt und wir durften noch eine Nacht im Auto schlafen.
Am nächsten Tag dann endlich konnten wir von Zabljak weg unsere erste Skitour unternehmen. Wir haben zwar online ein bisschen Kartenmaterial durchforstet, sind dann aber einfach los in den Wald und aufgestiegen. Als wir aus dem Wald rausgekommen sind auf eine erste freie, erhöhte Fläche, haben wir zum ersten Mal einen kleinen Überblick über das Gelände bekommen: „Da hinten könnte es ganz gut zum Filmen sein.“ „Da drüben, das sieht auch ganz vielversprechend aus.“ Man muss dazusagen, dass es in Montenegro nur sehr wenige Locals gibt, die Skitouren unternehmen und die man nach Tipps fragen könnte. Dazu existieren keine Freeride-Infos, keinerlei Lawinenwarndienst oder eine Bergrettung, wie wir es aus den Alpen kennen. Wir hatten in Wirklichkeit wenig Plan, waren noch nie dagewesen und mussten uns zu 100% auf uns selbst verlassen. Das bedeutete auch, dass wir unsere Scouting-Touren sehr defensiv angegangen sind. Wir haben Schneeprofile gegraben und uns sehr intensiv mit möglichen Lawinengefahren auseinandergesetzt. Tag 2, die Straße wieder gesperrt. Wir hatten am Vortag eine schöne Pil-lowzone gefunden, die sollte nach einem langen Hinweg auf Fellen unser Tagesziel werden. Eine Woche ungefähr verbrachten wir so zwischen Sonnenschein und Schneesturm: Auffellen, Skitouren gehen, abfahren. Auch mal ins falsche Tal, wie das so passiert, wenn man sich nicht auskennt. In der Dunkelheit trampten wir zurück nach Zabljak, glücklicherweise hat uns ein Einheimischer mitgenommen. Für uns war klar: Ja, das lohnt sich – in dieser Woche bin ich den besten Schnee gefahren, den ich je unter meine Ski bekommen habe - und ja, das Filmteam sollte kommen!
Eine weitere Woche verging, bis die Jungs schließlich alle in Zabljak ein-getroffen waren. Ab diesem Zeitpunkt wars allerdings vorbei mit dem Jahr-hundertwinter am Balkan – perfektes Timing. Das Wetter wurde schlecht, und es wurde immer wärmer und der Wind wurde zunehmend stärker. Uns war klar, dass wir ordentlich reinhauen mussten. Wir sind fünf Tage am Stück Skitouren gegangen, haben gefilmt und versucht, so produktiv wie möglich zu sein.

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Filmtag sechs hat dem ganzen aber dann noch die Krone aufgesetzt. Nach fünf Tagen Skitouren und Drehen freuten wir uns alle auf einen Ruhetag. Aber wie so oft kommt es anders: Am Ende des fünften Tages fahren wir noch die eine Rinne. Plötzlich sehen wir hinter der Kuppe auf der anderen Talseite das Bilderbuchface, eine Wahnsinns Location, ein mega Bergrücken. Sicher, der Zustieg war wirklich lang und weit, zuerst durch das ganze Tal rein und dann noch vier Stunden Aufstieg. Aber das Face sah zu gut aus. OK, es nützt nichts, wir müssen das morgen einfach noch machen. Unser Wecker klingelte um ein Uhr morgens. Mitten in der Nacht machten wir uns auf den Weg zu unserem vermeintlich letzten Face für diesen Film, alle dachten dasselbe: „Wenn wir das heute noch bei gutem Wetter in den Kasten kriegen, dann sind wir fertig.“ Die frischen Tierspuren im Schnee – inklusive Bären- und Wolfsspuren – haben unsere Aufregung nicht unbedingt gemindert. Jeder fährt noch einen Warmup-Run, dann gehen wir den Aufstieg an. Nach vier Stunden Plackerei stehen wir dann oben am Einstieg – und Wolken ziehen auf. Kurzzeitig machte sich da echt mal der Frust breit. Skifahren bzw. filmen hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr – Raphi, Moggä, Vale und Flo sind schließlich heimgefahren. Fabi und ich hatten andere Pläne: Wir wollten auf Ski in den Kosovo zu Freunden von uns. Sie betreiben im Ereniku Tal auf der Südseite des Gje-ravica das Catskiing-Unternehmen Lynx Freeride. Wir freuten uns auf ein paar Tage Catskiing, davor mussten wir aber erstmal hinkommen. Glücklicherweise bekamen wir von Freunden den Kontakt eines Einheimischen im letzten Ort vor der kosovarischen Grenze, der hat uns so weit wie mög-lich hochgefahren. Von dort gings dann auf Ski weiter – was für eine Mis-sion! Nach sieben oder acht Stunden kamen wir endlich bei unseren Freunden von Lynx Freeride an.
Wir genossen dort die paar superentspannte Tage in der Lodge mit ihnen, aber leider machten uns auch hier Wind und Wetter einen Strich durch die Rechnung - die Pistenraupe blieb unbenutzt. Und als ob der verkappte Filmdreh und die unbenutzte Cat nicht schon frustrierend genug gewesen wäre, hab ich mir am Weg in den Kosovo auch noch die Schulter ausgekugelt. Nicht bei einem Sturz in einer Mörderline, oder bei einer verhauten Landung, nein: Ich hab beim Ausgleichen in einer Sturmböe im Stehen eine blöde Bewegung mit meiner Schulter gemacht und zack, draußen war sie. Also ruhigstellen, langsam machen, und erst ein paar Tage später gings dann wieder. Nach diesem Abstecher in den Kosovo tourten wir also wieder zurück nach Montenegro – und der Rückweg war noch beschwerlicher als der Hinweg. Im Nebel und bei Schneesturm nahmen wir eine andere Route, und das bei superbatzigem, schwerem Schnee. Wir waren vielleicht erleichtert, als wir endlich die Ski abschnallen konnten! Wenig später traf dann auch die restliche Crew wieder in Zabljak ein. Die vorausgesagten Neuschneemen-gen waren enorm und wir wollten unbedingt nochmal unser Bilderbuchface probieren. Der Schnee kam auch, allerdings mit dermaßen starkem Wind, dass praktisch nichts liegen blieb. Am Ende hats bis auf 2.500 Meter hoch geregnet – grausig. Nachdem es nun auch der positivste unserer Truppe eingesehen hatte, packten wir zusammen und fuhren in Richtung Grie-chenland. Die ganze Küste in südlicher Richtung und Athen hätten so viel Schnee wie noch nie bekommen, hieß es.

 

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Ganz so weit wollten wir dann schließlich aber doch nicht. Wir wussten aus dem Sommer, dass es auch in Albanien superinteressante Berge gibt, von denen man ebenfalls bis zum Meer abfahren konnte. Doch auch hier dasselbe Bild: Viel zu viel Wind, der alles an Schnee verblasen hat, was gekommen wäre. Im Hinterland sind wir dann doch noch drei Tage mit Freunden auf Skitour gewesen, das war noch eine richtig gute Zeit und ein versöhnlicher Abschluss des Trips.
Diese ganze Geschichte fällt mir ein, während ich in heimischen Gefilden im Camper im Föhnsturm sitze. Eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, könnte ich ganz gut wieder mal vier Wochen Balkan brauchen, die Abgeschiedenheit und Ruhe. In den vergangenen Wochen war wirklich viel los, wir hatten Filmpremieren in Frankreich, England und Österreich, sind dafür quer durch Europa gefahren. Da wäre so ein bisschen montenegri-nische Einsamkeit ganz ohne touristische Erschließung eine schöne Er-holung. Und das, obwohl der Planungsaufwand für ein solches Projekt nicht zu unterschätzen ist: Wie gesagt, es gibt keine Infos, wo man dort zum Freeriden gehen könnte, es gibt nur wenige Locals, die auf Skitour gehen – und selbst die kennen oft nicht den Berg ein Tal weiter. Trotzdem: Wenn man sich auf das Abenteuer einlässt und – das ist das Wichtigste – genügend Zeit mitbringt, dann verliebt man sich mit hun-dertprozentiger Sicherheit in Land und Leute. Kleiner Insidertipp für alle, die jetzt auch nach Montenegro wollen: Wenn man weder serbisch noch montenegrinisch spricht, dann kann ein wenig Trinkfestigkeit nicht scha-den – denn über den obligatorischen Raki kommen hier am Balkan alle zam, egal welche Muttersprache man spricht.

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Infobox

MONTENEGRO
Montenegro liegt an der südöstlichen Adriaküste in Südosteuropa. Das montenegrinische Staatsgebiet grenzt an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Kosovo und Albanien an. Zabljak ist die höchstgelegene Stadt Montenegros auf 1.456 Meter Seehöhe und liegt mitten im Durmitor-Nationalpark.

» Lynx Freeride - Catskiing im Kosovo
» Location: Gropa Erenikut, Gjeravica www.lynxfreeride.com

Legs of Steel: Long Days
Der neue Streifen der Legs of Steel Crew geht „back to the roots“:
Der Film soll ungefiltert zeigen, was die Athleten machen und was es braucht, um einen Skifilm zu drehen. Auf Zeitlupenaufnahmen wurde komplett verzichtet, alles wird in „Real Time“ gezeigt. Zu sehen ist „Long Days“ seit 15. Oktober exklusiv auf RedBull.tv

www.legsofsteel.eu




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