Rider Profile - Sofia Wiedenroth
Fallen unter der Überschrift „heimische MTB-Hoffnung“ Namen, dann sind diese in den letzten Jahren meist weiblich: Valentina Höll, Nina Hoffmann – oder Sofia Wiedenroth. Die 25-jährige Allgäuerin kommt aus dem XC und hat seit 2010 etliche Nationalteameinsätze in ihrem Palmares stehen, nach einer langwierigen Verletzung wechselte sie aber 2018 ins Enduro-Lager – und war sofort begeistert:
„Um Grenzen zu erfahren, musst du sie überschreiten können“
„Mir war klar, dass ich nach der Pause nicht direkt um Weltcup Podien kämpfen würde, daher nahm ich das Risiko und die Gefahr bei Enduro Rennen zu stürzen in Kauf und startete erstmal bei der Enduro World Series in Petzen/Slowenien. Direkt nach dem Rennen in Slowenien schrieb ich der Organisatorin und meldete mich bei allen restlichen EWS Rennen an. Die Kombination aus ultimativen Trails und das intensive, harte und ausdauernd fordernde Rennformat fand ich von Beginn an super spannend.“
Am Ende der Saison, in der sie auch gleich mal ein paar internationale Podiumsplätze einfahren konnte, meldete sie sich bei Claus Wachsmann, dem Teammanager des Cube Action Teams: „Ich erzählte ihm, dass ich vollständig vom Crosscountry zum Enduro wechseln wollte und fragte ihn, ob er mir mit seinem Team den nötigen Support geben kann, um mich in den nächsten Jahren in der EWS zu etablieren.“ Konnte er – seit 2019 ist Sofia im Cube Action Team und landete unter den Top-15 bei der EWS in Whistler. Außerdem holte sie sich auch gleich den Gesamtsieg in der E-Enduro-Worldseries.
Wenn es auch nach einem raketengleichen Aufstieg aussieht, Sofia Wiedenroth war schon lange Zeit vorher keine Unbekannte in der Mountainbike-Szene. Aufgewachsen in einem Allgäuer Dorf im Landkreis Lindau am Bodensee gewann sie mit acht Jahren gleich ihr allererstes Rennen: „Im Sportverein wurde jedes Jahr ein Cross-Country Rennen ausgerichtet. Mein Vater hat das Event mitorganisiert und fragte mich, ob ich nicht auch mit teilnehmen möchte. Da ich schon immer sehr aktiv und Sport affin bin, habe ich mich mit einem lila-weiß gepunkteten Kinderbike an die Startlinie gestellt“, lacht sie. Das war 2003. Im darauffolgenden Jahr landete sie „nur“ auf dem vierten Platz. Ihr Ehrgeiz wurde geweckt: „Daraufhin beschloss ich, regelmäßig ins Biketraining vom TSV Niederstaufen zu gehen. Meine besten Freunde waren bereits sowieso schon im Bikeclub und so hatte ich wirklich viel Spaß daran.“
Durch Rennserien wie den Allgäu-Kids Cup und den Alpencup entwickelte sich das Radfahren zu richtigem Leistungssport. 2010 wurde Sofia dann erstmals in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Sehr erfolgreich war sie dann im U19-Bereich im XC: Die Vizeweltmeisterin und EM-Dritte 2012 fuhr etliche Podiumsplatzierungen im Crosscountry-Weltcup ein.
Eine erste Enduro-Talentprobe zeigte sie 2014, als sie deutsche Vizemeisterin in der Elite-Klasse wurde. Zwei weitere deutsche Meistertitel im XC der U23 später kam es im Winter 2017 zur bereits erwähnten Verletzung: „Durch Übertraining im Winter 2017 zog ich mir eine recht langwierige Knieentzündung und einen Ermüdungsbruch im Fuß zu. Nach langer Therapie und hartem Rehabilitations-Training nahm ich 2018 wieder an den ersten Rennen teil“, erinnert sie sich. Mit entscheidenden Folgen, wie heute klar ist.
Müsste man Sofia Wiedenroth in drei Worten beschreiben: Zielstrebig, talentiert, bodenständig. Denn wer sechs Jahre die MTB-Abteilung seines Heimatvereins geleitet hat, gerade sein Studium in International Management beendet und seine Freizeit am liebsten zuhause „am oder auf dem Bodensee“ verbringt, wird schwerlich abheben – außer auf dem Bike. Dieser Höhenflug Sofia Wiedenroths scheint in absehbarer Zeit nicht zu enden, da dürfte noch was kommen: „Um seine Grenzen zu kennen, muss man sie überschreiten können.“