FAHRTECHNIK MIT TOM ÖHLER - #4 - Hindernisse bewältigen
DIE GRUNDLAGEN
Zuerst müssen wir lernen, das Vorderrad und/ oder das Hinterrad aktiv zu entlasten und anzuheben. Das gelingt beim Vorderrad naturgemäß relativ leicht, da wir den Lenker gut im Griff haben. Wichtiger Grundsatz beim aktiven Entlasten ist folgender: Vor dem Entlasten müssen wir das jeweilige Rad belasten. Es braucht einen Preload, einen Absprung.
Wollen wir das Vorderrad anheben, bedeutet das folgendes: wir beugen die Arme leicht und drücken dann den Oberkörper aus dieser Position explosiv nach oben. Nach diesem Preload können wir zusätzlich noch den Lenker nach oben ziehen (im Unterschied zum Manualimpuls). Dabei sollten wir darauf achten, dass unser Oberkörper zentral über dem Rad bleibt.
Beim Anheben des Hinterrads wird das Ganze etwas komplexer, zumindest wenn Flatpedals verwendet werden. Ich kann aber wirklich jedem nur empfehlen, diese Technik ohne Klickpedale zu üben, um sie auch korrekt zu lernen. Entscheidend ist jetzt die Verbindung zu den Pedalen. Wir müssen uns auf dem Bike verkeilen. Die Arme geben leicht Druck nach vorne, mit den Füßen drücken wird zuerst nach unten (Preload) und in der Hochbewegung geht der Druck nach hinten/oben. Die Fußgelenke werden dabei gestreckt, wenn die Zehenspitzen weiter nach unten schauen, können wir uns besser mit den Pedalen verkeilen. Fokus ist hier auf dem Schokoladefuß, denn hier verlieren wir schneller den Kontakt zum Pedal. Bei den ersten Übungen schadet es nicht, Schienbeinschützer zu verwenden bzw. die Knieschoner auf das Schienbein runterzuschieben.
Im dritten Schritt können wir noch versuchen, beide Räder gleichzeitig zu entlasten und anzuheben. Der altbekannte Schweinchenhop bzw. Preload-Hop bedeutet, dass wir mit beiden Rädern gleichzeitig abspringen und landen. Das gelingt recht einfach und wird als Fahrtechnik oft unterschätzt. Man kann mit dieser Technik sehr viele Probleme auf dem Trail lösen. Z.B. Stufen, die nicht mehr abrollbar sind, Baumstämme überqueren, Drops springen oder Regenrinnen „entschärfen“.
BEWÄLTIGEN VON STUFEN
Jetzt kommen wir zum spaßigen Teil. Die jetzt beschriebene Grundtechnik zum Bewältigen von Stufen funktioniert bis zu einer Höhe von ca. 80cm. Je höher das Hindernis; umso besser muss allerdings das Timing stimmen.
Kurz erklärt müssen wir „nur“ das Vorderrad auf das Hindernis heben und dann im zweiten Schritt das Hinterrad nachziehen. Damit das ideal klappt; muss man aber ein paar Details beachten.
Wir brauchen für diese Technik nicht viel Geschwindigkeit, je schneller wir anfahren, umso weniger Zeit bleibt uns für den zweiten Schritt, das Nachziehen vom Hinterrad. Um das Timing zu optimieren, versuchen wir das Vorderrad möglichst präzise auf das Hindernis zu setzen. Aber Vorsicht: setzen wir das Vorderrad zu früh ab, droht ein Überschlag, denn dank des Trägheitsgesetzes bleibt unser Körper auch in Bewegung, wenn das Rad bereits steht – darum auch die geringe Anfahrtsgeschwindigkeit.
Ist das Vorderrad nun auf dem Hindernis, springen wir mit den Beinen nach vorne/oben ab (Preload für das Entlasten vom Hinterrad), um auch den Oberkörper in die ideale Position zu bringen. Nach der Streckung beugen wir die Beine wieder und nehmen das Hinterrad durch das Verkeilen mit den Pedalen mit hoch. Bei höheren Stufen können wir uns durch nach vorne Schieben des Bikes weiterhelfen.
BEWÄLTIGEN VON HINDERNISSEN
Gilt es Hindernisse auf dem Trail zu überwinden, ist der größte Unterschied zur vorherigen Technik, dass wir meist keine ebene Fläche haben, um das Vorderrad auf dem Hindernis weiterrollen zu lassen.
Gleich wie zuvor müssen wir im ersten Schritt das Vorderrad auf das Hindernis heben. Im zweiten Schritt müssen wir jetzt aber den Preload-Hop anwenden. Sobald das Vorderrad auf dem Hindernis positioniert ist, machen wir nun beide Räder leicht, und nicht nur das Hinterrad. Je kürzer das Hindernis, z.B. Baumstamm, umso präziser müssen wir das Vorderrad absetzen und umso schneller müssen wir den zweiten Impuls setzen und beide Räder leicht machen. Im Idealfall sollten danach beide Räder wieder zur gleichen Zeit Kontakt mit dem Untergrund haben. Es ist aber durchaus gewollt, dass das Hinterrad noch auf dem Hindernis aufkommt, während das Vorderrad schon am Boden ist.
WEITERFÜHRENDE ANTRIEBSTECHNIKEN
Ist diese Grundtechnik erstmal verinnerlicht, kann man sich an weitere Techniken rantasten. Anstatt das Vorderrad nur duch den Oberkörper anzuheben, können wir auch den Antrieb nutzen. Hier unterscheiden wir zwei Techniken – der Pedalkick und die dreiviertel Kurbelumdrehung. Der Pedalkick kommt eher im sehr technischen verblockten Gelände zur Anwendung, die dreiviertel Kurbelumdrehung funktioniert am besten bei leichten Steigungen. Eine genaue Erklärung dieser Techniken sprengt aber leider dieses Format, darum darf ich an dieser Stelle an das WorldWideWeb verweisen!
Ich wünsche euch viel Spaß beim Üben und noch mehr Spaß dabei, eure neuen Fähigkeiten auf dem Trail umzusetzen! See you on the trails, euer Tom










