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NORWEGEN
BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2017 | Seite 21
die Kojen waren vergeben, eigentlich immer eine etwas seltsame
Situation. Nicht so diesmal, Tora und Jo kannte ich von der ispo,
Umberto aus Italien auch, mit den beiden Russen Sergeji und Atom
war ich nach 10min und zwei Gläsern 0,2l Wodka dick befreundet
und der Skipper von unserem Segelboot – Christian aus der
Schweiz – schien auch ganz in Ordnung zu sein. Den folgenden
Abend könnte man fast als „Hüttenabend“ durchgehen lassen. Al-
lerdings schaukelte die Hütte!
Bei „Sail Norge“ sind die Aufgaben und Pflichten klar verteilt und
alle an Bord werden in die täglichen Abläufe eingebunden: Früh-
stück für alle herrichten, Segeln, Angeln, Kochen. Eigentlich wie auf
einer Hütte – nur dass es enger ist und schaukelt! Der große Un-
terschied zwischen Hütte und Boot ist aber, dass man bei einer
Hütte die Ski vor der Tür hat, rausgeht, anschnallt und losläuft, bei
einem Boot aber zuerst mit dem ganzen Gedöns an Land muss.
Also Skisäcke – keine einzelnen Ski oder Stöcke, denn die könnten
ja das Schlauchboot beschädigen – und Passagiere ins Beiboot und
in mehreren Fahrten übergesetzt.
Leider empfingen uns die Lofoten mit ziemlich unschönen Wetter:
kalt, windig, Schneefall und schlechte Sicht. Bis die ganze Besat-
zung von beiden Booten an Land war, machten die ersten schon
Hampelmänner um sich warm zu halten, bis sich der Bandwurm
aus bunt gekleideten Tourengängern aus der ganzen Welt endlich
im Bewegung setzte. USA, Schweden, Dänemark, Spanien,
Russland, Italien, Schweiz, Deutschland und natürlich Norwegen –
nicht nur farblich ein bunter Haufen! Bergführer Trond zügelte die
Euphorie und legte erst mal den typischen „nur-nicht-Schwitzen-
Bergführer-Gang“ ein. Sehr gemächlich aber mit sehr netten Ge-
sprächen ging es also unserem ersten Norwegischen Gipfel
entgegen. Leider wurde die Sicht immer schlechter und der Wind
frischte so stark auf, dass einWeitergehen irgendwann keinen Sinn
machte. Aber die erste Abfahrt mit Meeresblick entschädigte alle
für das verweigerte Gipfelglück.
Übersetzen, Skigepäck an Deck verzurren, Anker lichten, Segel setz-
ten, Kaffee kochen, essen vorbereiten – jeder hatte schnell seine
Aufgaben für sich entdeckt und das Team funktionierte schon nach
dem ersten Tag erstaunlich gut. Sichtlich erleichtert erklärte mir
Emil, Eigentümer der beiden Boote und Mastermind hinter Sail
Norge, dass das genau sein Konzept sei. Jeder solle mitsegeln – im
wahrsten Sinne des Wortes. So teilte sich die Gruppe schnell auf:
An Deck wird gesegelt, unter Deck das Essen für alle zubereitet.
Gegessen wird dann in zwei Schichten, bevor sich alle zu der be-
eindruckenden Einfahrt in den Trollfjorden an Deck versammeln.
Norwegen wie aus demWerbefilm: links und rechts fast senkrechte
Felswände und eine enge Durchfahrt, die so imposant ist, dass sie
auch auf den Routen der Hurtigruten fester Bestandteil ist. Am hin-
teren Ende des Fjords befindet sich ein Wasserkraftwerk mit Steg,
öffentlicher warmer Toilette und freiem WLAN. Was beides für
große Begeisterung sorgt.
Am nächsten Tag steht dann die Königstour auf den 975m hohen
Blåskaveltind an. 975 Meter klingen in den Ohren von Alpenbe-
wohnern natürlich nach kleinen Vorbergen, auf den Lofoten ist der
Blåskaveltind aber eine der höchsten Erhebungen, und wenn man
bei Seehöhe Null losgeht auch ein ganz schöner Hadsch! Die ersten
200 Höhenmeter begleitet uns noch lichte Vegetation, die aber
schon bei 400hm gänzlich verschwindet. Und die Wände, Rinnen
und Berge die sich vor uns auftun, haben mit Voralpen nichts zu
tun. Außer uns ist noch eine zweite Gruppe, die mit dem Speedboot




