Seite 44 | BERGSTOLZ Ski Magazin OKTOBER 2016
EQUIPMENT
SKI SERV I CE
Es ist Oktober, die Schneefallgrenze sinkt und die
Gletscher gehen mit den ersten Powderfotos online.
Die Saisonkarte liegt auch schon zuhause, also alles
bereit fürs Einschwingen und die Openings. Alles
bereit? Beinahe: wo hat eigentlich dein Ski über-
sommert? Und in welchem Zustand? Wann wurde
der Ski eigentlich zum letzten Mal gewachst und
geschliffen? Bist du nicht auch im April außerdem
noch über den einen Felsen drübergerattert und
wolltest den Belag ausbessern? Warst dann aber
doch lieber biken…
Weil es uns doch irgendwie allen so geht haben wir
für euch einen Skiservice-Guide zum Saisonstart zu-
sammengestellt!
Professioneller Skiservice
Zu Saisonbeginn ist es sinnvoll, einen professionellen Skiservice beim Fachhändler durch-
führen zu lassen. Auf jeden Fall sollte man seinem Sportgerät aber den Profiservice gönnen,
wenn der Belag gröbere und tiefe Macken aufweist: hier kann Feuchtigkeit in den Ski ein-
dringen und dann erheblichen Schaden anrichten. Der Fachhändler untersucht den Ski au-
ßerdem auf Stauchungen und Kantenbeschädigungen und kontrolliert Bindung und
Skischuhe. Sind bei den Skischuhen nämlich die Absatzplatten abgelaufen, ändern sich
Reib- und Auslösewert der Bindung. Bei Pinbindungen wird der feste Halt von Schuhen und
Pins überprüft.
Der Schliff des Skis sollte keine zu tiefen Strukturen und keine Struktur auf den Kanten auf-
weisen, damit die Drehfreudigkeit erhalten bleibt. Als Kantenwinkel haben sich für Freeride-
Ski 88° bis 89° bewährt, sowie ein Tuningwinkel (= Abhängen der Kante) zwischen 0,7° und
1,5°. So laufen die Ski gut im Gelände und sind nicht zu aggressiv. Montana hat mit dem
3D-Tuning ein Verfahren entwickelt, das sich besonders für Freeeride-Ski und Snowboards
sehr gut eignet. Sogar extreme Rocker und Twin-Tips können problemlos bis in die Spitzen
präpariert werden. Das beste Ergebnis wird erzielt, wenn der mittlere Teil des Belags eine
etwas längere Struktur erhält, damit sich der breite Freerideski bei feuchten Verhältnissen
oder bei Ausflügen auf die Piste nicht festsaugt. Die beiden äußeren Viertel sollten eher fein
geschliffen werden.
Je nach Gebrauch gehören die Ski mindestens 2 Mal in der Saison zum Service. Während
zwischen Oktober und Januar ein feiner Kreuzschliff empfehlenswert ist, ändert sich im Früh-
jahr die Schneebeschaffenheit. Daher sollte der Ski eine gröbere Struktur erhalten – dieses
Profil dient der Wasserableitung. Klarerweise können in diesem Zug auch die Felle überholt
und wenn notwendig mit neuem Kleber versehen werden. Mittlerweile ist aber auch der ma-
schinelle Skiservice so materialschonend, dass man seinen Sportgeräten ruhig auch öfter
diese Wellnessbehandlung gönnen darf.
"Do It Yourself!"
Mit dem richtigen Equipment sind Kanten und Belag auch zuhause relativ einfach und un-
kompliziert auszubessern. Um die Kante auf Vordermann zu bringen, haben sich Tools be-
währt, bei denen Kanten- und Abhängwinkel fix eingestellt werden können. Solche bieten
eigentlich alle Hersteller mittlerweile an. Der Grat lässt sich mit einer feinen Diamantfeile ent-
fernen. Grobe Belagsschäden bessert man mit einer P-Tex Kerze aus, die man in den Belag
tropft. Anschließend wird überschüssiges Material mit einer Metallklinge abgezogen.
Grundsätzlich gibt es mehrere Varianten, den Belag zu wachsen. Instantwachse, die es als
Stick, in der Tube, als Fluid oder auch als Spray gibt, werden einfach auf den Ski aufgetragen
- noch schnell polieren und fertig. Deshalb eignen sich die auch sehr gut, um sie im Ruck-
sack mitzunehmen. Die klassische Heisswachsmethode ist etwas aufwändiger. Dabei wird
nach der Reinigung des Belags das Wachs auf den Ski getropft und in den Belag eingebü-
gelt. Dafür sollte ein Wachsbügeleisen verwendet werden, da das von Mama oder Oma aus-
rangierte Teil im Regelfall zu heiß bügelt und den Belag verbrennt. Dann braucht man die
Ski nur mehr auskühlen lassen, den Belag abziehen und strukturieren. Als Freerider solltest
du außerdem noch darauf achtgeben, dass du bei deinem Tourenski möglichst fluorfreies
Wachs verwendest – ansonsten kleben die Felle nämlich nicht mehr richtig.
Noch ein Tipp: auf den Homepages der Hersteller finden sich gut gemachte Tutorials für alle
Arbeitsschritte – anschauen lohnt sich auf jeden Fall bevor man daheim loslegt!




