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The White Maze

Bolot aktivierte sein Netzwerk und wurde fündig. In der Sowjetzeit wurden von der Armee Expeditionen und

Ausbildungen im Chersky Gebierge durchgeführt. Die Anreise war damals auf eine russische Art undWeise leich-

ter zu organisieren. Die Soldaten wurden einfach mit einem großen Mi8 Helicopter mit mehrmaligen tanken in

die Berge geflogen. Damals in den 60er Jahren gelang auch die Erstbesteigung des Gora Pobedas. Vasily ein

ehemaliger Soldat lebt in Yakutsk und konnte

den Gora Pobeda in den 80er Jahren besteigen.

Bolot arrangierte ein Treffen mit Vasily und er war

bereit uns detaillierte Informationen zu diesem

Berg zu geben. Ein weiterer Kollege von Vasily

hatte sogar noch alte Fotos aus dieser Zeit vom

Pobeda sowie eine sehr ungenaue Karte vom Ge-

birge. Dadurch waren wir einen Schritt weiter.

Aber, wir wussten immer noch nicht wie wir den

letzten beschwerlichen Weg in die Berge hinein

bewältigen sollten. Wir mussten mit den Noma-

den sprechen, die 1300 Kilometer entfernt in

ihrer Blockhütte überwinterten. Es war klar was

als nächstes am Programm steht. Wir haben nur

die Option mit dem Kleinbus (UAZ) nach Sasyr

zu fahren damit wir zumindest in die Nähe der

Nomaden kommen. Circa 42 Stunden später

waren wir da. Der Fahrer Pasha, der mit den No-

maden aufgewachsen war, hat in Summe nur

zwei mal zwei Stunden über das Lenkrad ge-

beugt geschlafen während der Dolmetsch kerzengerade neben ihm saß, nach mehrmaligem Steckenbleiben im

Schnee und der Bergung eines anderen Kleinbusses, wobei die Insassen womöglich gestorben wären bei einer

Außentemperatur von unter -50 Grad, nicht mehr an sitzen zu denken waren wir endlich da. Die Menschen die

dort leben, haben definitiv ein hartes Leben und vor allem wie sie ihren Alltag bewältigen ist mehr als beein-

druckend.

Von dem von der Straße 300km entfernten und imWinter abgeschnittenen Ort Sasyr organisierte uns der Fahrer

Pasha eine 3 stündige Skidoofahrt zum Nomadenlager. Dort angekommen wurden wir freundlich von der No-

madenfamilie empfangen und sie servierten uns ein köstliches Abendessen - Reintierfleisch, im Fett herausge-

backene Teigwaren mit Preiselbeermarmelade und russischem Schwarztee. Neben dem Ofen sitzend, welcher

aus einem alten Ölfass zusammengeschweißt wurde, stellten sie uns viele verschiedene Fragen und vor allem

interessierten sie sich für unser Vorhaben. Wir antworteten, dass wir vom Gora Pobeda mit Skiern herunter

fahren wollen. Sie schüttelten den Kopf und mein-

ten, wir sind ein paar Verrückte, die einen Berg be-

steigen wollen, auf dem noch nie einer von ihnen

gewesen war, noch dazu mit Skiern, aber sie waren

freundlich und versprachen Unterstützung in Form

ihrer Rentierschlitten, um den Anmarsch zum Berg

zu verkürzen. Mit dem Thema Skifahren konnten sie

wenig anfangen, sie hatten zwar Langlaufskier, wel-

che sie für die Jagd verwenden. Aber mit zwei Bret-

tern die Berge hinunter zu fahren, nur aus Spaß war

für sie eher etwas Neues. Sie kannten keinen einzi-

gen berühmten Skifahrer. Biathlon ist eine Sportart

die ihr Interesse mehr erweckt, da es wahrscheinlich

eher zu ihrem täglichen Leben passt. „Dominik Lan-

dertinger“, sagte ich. Oh ja den kennt man hier aus

dem Fernsehen. Sie mögen zwar in der Nordöstli-

chen Ecke von Sibirien wohnen, trotzdem sind sie

nicht aus der Welt. In Jakutien ist Biathlon deutlich

populärer als Skifahren.Die Nomaden erwähnten

mehrmals, dass wir spätestens am 9. Mai mit unse-

rer Expedition wieder vom Berg retour sein müssen,

denn andernfalls würden die Flüsse, die natürlichen Verkehrswege im Winter, aufzutauen beginnen und für die

nächsten Monate unpassierbar werden. Ohne diese Information wären wir hoffnungslos gescheitert.

Aus unseren Erfahrungen war klar, dass wir möglichst spät im Frühjahr aufbrechen werden, dass sich der extrem

trockene, bodenlose Schnee setzen kann. Nach wie vor hatten wir noch viele Fragen zu beantworten. Die No-

maden hatten uns mehrfach von den großen Lawinenabgängen gewarnt, aber auf diesem Metier kennen wir

uns wahrscheinlich besser aus. Uns war klar, dass wir die Lawinensituation vor Ort einschätzen müssen und das

BERGSTOLZ Ski Magazin OKTOBER 2016 | Seite 41