Seite 42 | BERGSTOLZ Ski Magazin OKTOBER 2016
The White Maze
Wetter, denWind, die Sonneneinstrahlung ausreichend lange beobachten sollen, sowie verschiedenste Schnee-
profile in allen Expositionen und unterschiedlichen Höhen zu graben haben um ein Gefühl für die lokale La-
winensituation zu bekommen. Auf diesem Gebiet verlassen wir uns auf niemanden. Es gilt alle Fakten korrekt
zusammen zu fassen.
Alle Jakutier, die wir getroffen haben, haben gesagt, dass unser Vorhaben unmöglich ist. Man kann imWinter
nicht auf diesen Berg steigen, man kann nicht mit Skiern runterfahren. Davon haben wir uns nicht beirren las-
sen. Für uns war nur wichtig unser Ziel zu erreichen und welche Faktoren nötig sind um unser Ziel zu realisieren.
Ende April starteten wir dann unsere Expedition. Unsere aufwendige Vorbereitung machte sich bezahlt. Wir
hatten für jegliche Eventualitäten einen Plan B. Die Rentiere, welche uns beim Transport helfen sollten waren
weg. Sie waren früher als in den letzten Jahren losgezogen und die ersten Kühe waren bereits trächtig. Unser
im Jänner geschlossener Deal war hinfällig. Doch mit ihren alten Motorschlitten haben sie uns so weit gebracht,
wie es eben ging.“
Für die nächsten zwei Kilometer ohne Motorschlitten, brauchten wir sechs Stunden und kamen an den Rand
der Erschöpfung. Der Schnee war wie Schaum, einfach nur bodenlose. Nur Rentiere kommen mit solchen Be-
dingungen klar, wenn sie eben noch da wären.
Es wurde schön langsam spät und wir beschlossen einfach hier an Ort und Stelle, noch weit weg vom Pobeda,
das Basecamp aufzuschlagen. Am Folgetag gingen wir mit unseren Skiern, ohne Pulka-Schlitten und mit
jeweils ca. 40kg am Rücken weiter um eine Spur zu legen und ein vorgeschobenes Lager aufzuschlagen. Die
Berge waren zwar noch in Wolken, aber übers Satellitentelefon bekamen wir die Info, dass das Wetter für die
kommenden 4 Tage passen würde. Dieses Schönwetterfenster mussten wir nutzen.
Jeder der kommenden Tage wurde vom Sonnenauf- bis Untergang ausgenützt. Um diese Jahreszeit auf Höhe
des Polarkreises, sind das ausgiebige Tage mit bis zu 16 Sonnenstunden pro Tag.
Im vorgeschobenen Lager richteten wir uns eine Schneehöhle ein, da diese in den kalten Nächten besser vor
der Kälte schützt als ein Zelt.
Wir wussten immer noch nicht, ob wir den Pobeda über die Süd- oder Nordseite besteigen sollten und ob
die Schneequalität ausreichend ist, um ordentlich Ski zu fahren. Daher wählten wir einen gegenüberliegen-
den Berg mit einer Eisflanke um 1. die Pobeda Südseite einzusehen und 2. die Schneebedingungen beim
Skifahren zu testen.
Wir erkannten eine Rinne, welche zu einem Sattel auf den Pobeda führte, extrem steil und eine ordentliche
Wächte am Ende der Rinne, wir konnten sie nicht komplett einsehen und waren nicht sicher ob diese durch-
gehend ist. Unsere Erste Abfahrt über die Nordseite des gegenüberliegenden Berges war eine Mischung aus
kompaktemWindharschdeckel und Gletschereis. Nicht wirklich berauschend aber ein geiles Gefühl endlich Ski zu
fahren, eine Genugtuung und einen Schritt weiter.Wir beschlossen noch amAbend, dass wir den Pobeda einfach
am nächsten Tag über die Südseite probieren werden.
Durch die enormen Anstrengungen der Vortage war schon eine deutliche Müdigkeit bei der ganzen Crew zu spü-
ren, aber wir müssen das Ding nun durchziehen.
Nur das Nötigste wurde an diesem Tag X eingepackt. Dann gings auf! Beim Aufstieg wurden noch Kamera-
positionen von Moritz und Johannes besprochen und unser Fotograf Jonas wollte mit uns auf den Gipfel.
Die Skier mussten wir nach einem ca. 3h Anstieg abschnallen und dann ging’s mit dem Steckpickel bewaffnet
die spektakuläre Rinne hinauf. Der Schnee war gut zum Stapfen und zum Skifahren sah es auch einigermaßen
gut aus. Die Rinne hatte einen Knick in der Mitte und es war fraglich ob es da wohl durch ging, oder ob wir
eine Kletterei einbauen müssten? Zum Glück ging es durch, genial somit schafften wir das Ding! Jeder einzelne
von uns ging seinen eigenen Speed und war voll motiviert dieses Vorhaben jetzt durchzuziehen. Die Wechte
hing ständig sehr furchterregend über uns, sollte sie brechen, müssten wir schnell reagieren. Am Sattel ange-




