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Seite 38 | BERGSTOLZ Ski Magazin Januar 2015

PARADISKI

Freerider wie Adrien Coirier lieben das französische Superski-

gebiet Paradiski. La Plagne und Les Arcs punkten mit endlosen

Tiefschneehängen und kilometerlangen Pisten, sowie Urlaubs-

orten zwischen Retortenstation und modernem Chaletdorf mit

direktem Zugang ins Schneereich.

"Der Hang ist meine Leinwand" erklärt Adrien Coirier mit leuchtenden Augen bei einem Treffen in einer Bar in Les

Arcs, "und in die versuche ich die perfekte Linie zu zeichnen". Der braungebrannte, 33-jährige aus Les Arcs ist süchtig

nach dem Gefühl von Freiheit hoch oben in den Bergen, abseits der präparierten Pisten. Die Liebe zu den zwei

Brettern, die nicht nur für ihn die Welt bedeuten, wurde ihm quasi in die Wiege gelegt – sein Vater war Skilehrer.

Ausschlaggebend für seinen Weg zum Freerider und erfolgreichen Teilnehmer der Freeride World Tour war jedoch

der 1983 gedrehte Film Apocalypse Snow. Ein für damalige Zeiten sensationeller Skifilm, in dem ein Snowboarder

von bösen Monoskifahrern verfolgt wird und dabei mit Vollgas die genialsten Powderhänge unter sein Brett nahm.

Gedreht wurde der Film in Les Arcs, so dass man getrost sagen kann: Les Arcs brachte Snowboarden nach Europa.

Der "Spirit", der in dem Film transportiert wird, zog Jahre später Adrien in seinen Bann – und lockt noch heute die

Freerider nach Les Arcs hoch über Bourg Saint Maurice. Seit dem Bau der Verbindungsbahn Vanoise Express hinüber

nach La Plagne treten die beiden Stationen unter dem Namen Paradiski auf und gehören damit zu den größten Ski-

gebieten der Alpen. Für denWinterurlauber hat dies nur Vorteile: Ein gemeinsamer Skispass ist der Türöffner für 132

Lifte, über 400 Kilometer Pisten, zwei Snowparks, drei Boardercross-Anlagen und ein sensationelles Off-Piste-Gebiet.

Aiguille Rouge und Sommet de Bellecôte heißen die beiden mit Liften erschlossenen Dreitausender, an denen Tief-

schneehänge bis zum Abwinken locken. Schnee gibt es der Regel mehr als genug, wenngleich nicht immer soviel

wie im Frühjahr 2013. "Allein letzte Nacht fiel rund ein halber Meter Neuschnee, entsprechend hoch ist die Lawi-

nengefahr" erklärt Claude Schneider in seinem Büro in La Plagne. Auf detaillierten Landkarten hat er alle kritischen

Bereiche farbig markiert. "Rund 280 Gefahrenstellen haben wir in unserem Skigebiet erfasst, bei rund der Hälfte

müssen wir potenzielle Lawinen sprengen." Für den Chef des Sicherheitsdienstes und sein Team bedeutet dies

Schwerstarbeit, schließlich soll der Großteil der Lifte pünktlich in Betrieb gehen.

Seit gut 25 Jahren kümmert sich Claude um die Sicherheit auf den Pisten. Dazu gehört auch die Erfassung der Schnee-

höhe. "Kumuliert haben wir bereits acht Meter Schnee bekommen" berichtet er stolz und gibt die Hoffnung nicht

auf, dass es noch mehr schneit: "Nur noch acht Zentimeter, dann wird dies der zweitbesteWinter seit Beginn meiner

Aufzeichnungen". Der viele Schnee, das abwechslungsreiche Gelände, die perfekte Erschließung mit Liften und Pisten,

sowie die Unterkünfte mitten im Skigebiet ergeben einen Mix, der keine Wünsche offen lässt und Paradiski einen

Platz in der Spitzengruppe der französischen Skigebiete sichert. Die Zahlen sprechen für sich: Alleine in Les Arcs

werden durchschnittlich 26.000 Skifahrer pro Tag gezählt und mehr als zwei Millionen Skitage in einerWintersaison

verkauft. In La Plagne sind es sogar 2,5 Millionen – so viele wie in keiner anderen Skistation auf der Welt.

Süchtig nach Adrenalin

LA PLAGNE

|

LES ARCS

ES ARCS

Fotos: TRISTAN SHU & STEFAN HERBKE

Text: STEFAN HERBKE