Bergstolz Issue No. 45 - page 28

Seite 28 | BERGSTOLZ Ski Magazin Januar 2014
CHILE
Kurz vor Portillo wird unsere Reisegruppe jedoch jäh vom Posten der Carabinieros gestoppt.
Der Pass herüber nach Argentinien sei durch Schneestürme unpassierbar. Obwohl unsere Route
noch vor jener Grenz ihr Ziel finden würden und von widrigen Witterungsbedingungen keine
Spur war, stand nach einer Stunde Diskussion auch für unseren Busfahrer fest, dass es kein
Durchkommen geben wird. Ein privates Taxi vom Hotel in Skiportillo ist letztlich die einzige
Möglichkeit für uns, noch an diesem Tag das Gebiet am Laguna del Inca zu erreichen. Aber
auch dieses darf erst nach doppelt und dreifacher Kontrolle unserer Personalien – und weite-
ren Telefonaten mit dem Stützpunkt an der Grenze und unserem Hotel – endlich den Posten
passieren. Bei einer wüstenähnlich trockenen Straße wird es uns wohl auf ewig ein Rätsel blei-
ben, warum diese Passstraße überhaupt gesperrt wurde.
Oder haben sich die Carabinieros auch einfach nur um 24 Stunden verrechnet?! Denn am fol-
genden Tag bricht einer der berühmten Schneestürme in den Anden herein. Weit über 50cm
Neuschnee gepaart mit Nebel, Sturmböen und eisigen Temperaturen. Da haben wir ihn nun
direkt vor unserer Nase: Den Hochwinter!
Portillo ist auf diese Downdays vorbereitet. Unabhängig von der Kategorie, für die man sich als
Unterkunft entschieden hat, darf man vom zentralen Hotel jegliche Angebote nutzen. Und
diese erfüllen problemlos den europäischen 5-Sterne Standard. Sauna, Outdoor-Whirlpools
und Fitnessraum mag man da schon fast als selbstverständlich beschreiben. Weit mehr als das
ist aber die Hoteleigene, kleine Kletterhalle oder die mit Parkettboden ausgelegte Sporthalle!
Einen Tag später lichten sich die Wolken des ersten echten Wintereinbruchs der Saison. So
schnell wie der Sturm aufzog, so schnell verschwand er auch wieder. Noch etwas schüchtern
blitzen die ersten blauen Flecken des Himmels durch die orange erleuchtete, morgendliche
Wolkendecke. In ein weißes Kleid gehüllt, präsentieren sich die 4000er beim Blick aus dem
Fenster am Frühstückstisch. Die Vorfreude schießt bis in die Spitze des kleinen Zehs, diese
erwartungsvolle Unruhe durchströmt die Adern. Nach Monaten der Abstinenz liegt nun der
unberührte Schnee wieder zu unseren Füßen. Drei Tage sind wir nun in diesem Land.
Anstrengung und Strapazen des Reisens verfliegen beim ersten Schwung durch den eiskalten,
trockenen Schnee der Anden. Ebenso wie die glitzernden Kristalle hinter unseren Turns.
Portillo bietet alles, was sich ein Freeriderherz nur wünschen vermag: Offene Hänge, verspiel-
tes Gelände und steile Couloirs. Und für das ästhetische Auge thronen all diese mächtigen
Flanken über einem tief dunkel-blauen Bergsee auf 3000 Meter Seehöhe. Schwieriger zu
Handhaben als die Berge sind allerdings die Sicherheitsregeln, die durch die Skipatrol im
Gebiet aufgestellt werden. Nach dem Motto „eigenes Denken verboten“ werden die Hänge
entweder komplett gesperrt oder geöffnet. Wer abseits der ausgeschriebenen Routen unter-
wegs sein möchte, sollte das zuvor klar mit der Skipatrol absprechen oder alle Lines aus eige-
ner Kraft mit Fellen aufsteigen. Sonst droht der Verweis aus dem Gebiet. Hat man sich einmal
an diese strikten Regeln gewöhnt und die Patrouille davon überzeugt, dass man sehr wohl
fähig ist, Hänge einzuschätzen und die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, stehen
einem unzählige Varianten offen.
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