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Seite 18 | BERGSTOLZ Bike Magazin AUGUST 2016

LIVIGNO

genügend Punkte wären, spielen auch Umweltaspekte, wie zum Beispiel der Abfluss von

Regenwasser, eine nicht zu verachtende Rolle.

Schön und gut. So viel zur Theorie. Doch halten die neuen Flow Trails in Livigno auch den

hohen Erwartungen der Realität stand? Um dieser Frage nachzugehen, machen wir uns

im Sommer 2015 auf den Weg ins Veltlin, um den neuen Fahrspaß auf Jumps und Berms

zu prüfen.Wir sind nicht die Einzigen.Wir sind gar in prominenter Gesellschaft. Hans Rey

himself gibt sich die Ehre, am Eröffnungswochenende die jungfräulichen Wege zu shred-

den. Damit aber noch nicht genug: auch Trials-Star und YouTube-Phänomen Danny

MacAskill schaut in dem italienischen Tal vorbei. 2012 war er schon einmal der

Einladung nach Livigno gefolgt, die Trails der Umgebung zu erkunden. Nun ist er zurück-

gekehrt, um selbst das Werk seines Jugendidols zu testen. Genug der Worte. Die erste

Fahrt steht an. Wir lassen uns von der Kabinenbahn auf knapp 3000 Meter bringen. Von

dort müssen wir noch ein klein wenig bergauf strampeln – allerdings so minimal, dass

es auch Freeride Bikes gut nach oben schaffen. Vor dem Vergnügen steht wohl immer

die Arbeit... Oben angekommen, liegen sechs Kilometer feinster Trail vor uns: der „Coast

to Coast“. Mit einer Höhendifferenz von 469 Metern geht es im freien Gelände einmal

quer über den Berg. Und wie versprochen: nichts als ein sanft abfallender Weg,

anschmiegsame Anlieger und kleine Sprünge. Wir genießen die Abfahrt, probieren uns

aus. Vor uns Hans und Danny, jeder in seiner Geschwindigkeit, jeder in seinem

Rhythmus. Alles fließt. An der Costaccia-Hütte auf 2.360 Metern bleiben wir das erste

Mal stehen. Kurze Verschnaufpause. „Woran erkennt man, dass es wirklich Flow Country

ist?“ fragt uns Hans. „An dem breiten Grinsen in den Gesichtern.“ Wie Recht er hat!

Doch damit noch nicht genug. Die Fahrt ist noch nicht zu Ende. Also wieder rauf aufs

Bike und weiter zum „Roller Coaster“, eine 3,5 Kilometer lange Strecke, die teilweise

durch denWald führt und mit einem fantastischen Blick auf den Livigno See auf uns war-

tet. Ein wenig technischer als der „Coast to Coast“ Trail, aber immer noch auch für weni-

ger geübte Fahrer super machbar. Kurve um Kurve schlängeln wir uns nach unten – und

fühlen uns tatsächlich wie in einer Achterbahn. 342 Höhenmeter später erreichen wir

glücklich und zufrieden die Carosello I Talstation. Nach diesem Eröffnungsritt sind wir

begeistert und haben Lust auf mehr. Mittels Lift- undWadelkraft machen wir uns auf den

Weg zurück zum Startpunkt. Im Carosello 3000 Restaurant legen wir eine Pause ein und

Hans plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: „Wir haben hart dafür gearbeitet und

ich bin happy, wie Carosello 3000 die Trails umgesetzt hat. Diese Trails waren erst der

Anfang – Livigno ist einer der weltweit besten Orte für Mountainbiking und die neue

Anlage komplettiert das Angebot perfekt.“ Auch Danny ist vom Flow-Fieber angesteckt.

„Ich bin gerne in Livigno, wo ich zusammen mit Hans schon einiges abgefahren bin. Die

Flow Trails sind der Hammer und machen auch mir als Pro wahnsinnig Spaß“, resümiert

der Schotte seine erste Abfahrt. Doch nicht nur die neuen Wege haben es ihm angetan,

sondern auch die Pferde, die dort oben frei vor sich hin grasen. Nach einer kleinen Selfie-

Session ziehen wir weiter. Zweite Runde Flow-Trail-Spaß. Und nach dieser folgt eine wei-

tere. Wir können gar nicht genug bekommen. Zum Abschluss biegen wir ins Val Federia

ab, das unseren Tag auf dem Carosello 3000 mit seiner großartigen Landschaft mehr als

würdig abschließt. Die dortigen Singletrails fühlen sich nahezu ungewohnt an, jetzt wird

uns erst richtig der Komfort der Flow Trails bewusst. Unten im Tal angekommen, gibt es

erst mal eine ausgiebige Stärkung. Verhungern kann man in Livigno wirklich nicht.

Nach diesem Wochenende sind wir richtig angefixt. Wir wollen mehr Flow. Ein paar

Wochen nach unserer Jungfernfahrt kommen wir zurück nach Livigno, um den neu eröff-

neten „Hutr Dream“ zu testen. Zunächst geht es wieder ein Stück den „Coast to Coast”

Trail runter, dann biegen wir rechts ab in den „Hutr Dream“. Dieser kommt ein wenig

trotziger daher. Schnell und – natürlich – flowig mit weiten Anliegern und großen Tables.

Wir geben Gas. Wow, holy sh…! Hier bekommen wir richtig Airtime und fliegen durch

die Luft. Wir werden eins mit unserem Bike, vergessen alles andere um uns herum.

Der Glücksgefühlpegel schießt ins Unermessliche. Wissenschaftler nennen diesen

Zustand – genau… Flow! Hier ist der Beweis! 4,4 Kilometer und 400 Höhenmeter

Geschwindigkeitsrausch später bremsen wir bei der Mittelstation. Wir wollen mehr über