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YUKON

BERGSTOLZ Bike Magazin März 2016 | Seite 17

„Ich schau immer, wo die nächste Grenze ist“

300 Meilen mit dem Rad durch Kanada - also 482,80 Kilometer. Das hört sich jetzt doch

gar nicht so dramatisch an, oder? Wäre es nicht mitten im Kanadischen Winter und

würde es sich nicht um den kältesten und härtesten Ultra Marathon der Welt handeln.

Situationen, die unter normalen Umständen wenig problematisch sind, können im tie-

fen Winter des Yukon Territory absolut lebensbedrohlich werden. Der Trail des

Montane Yukon Arctic Ultra folgt der Strecke des Yukon Quest, des härtesten

Hundeschlittenrennens der Welt.

Dass Florian „Flori“ Reitberger kein Problem mit Kälte hat, sieht man schon an seinem

Outfit bei unserem Treffen im Dezember: Während alle anderen Kunden des Kaffee

Dinzler am Irschenberg in wärmende Funktionsjacken gekleidet sind, erwartet er uns –

natürlich direkt nach einer Skitour - in T-Shirt und kurzen Hosen. Dass sie gerade neben

einem Extremsportler Ihren Cappuccino schlürfen, wissen sie natürlich nicht. Und das ist

ihm so auch lieber, er ist keiner, der seine Touren, Gipfel und Erfolge rausposaunt. Er

macht es für sich. Die morgendlichen Touren vor der Arbeit, Die „Summits für Nepal“,

„Bike & Skimountaineering“ von seinem Wohnort am Chiemsee ins „Mont Blanc“-

Gebiet und zurück, die Ski am Rad verstaut, hin und zurück in 4 Wochen. Und jetzt eben

den Yukon Arctic Ultra.

Ein Zufall bringt ihn und Robert Pollhammer zusammen. Pollhammer organisiert das

Rennen seit 12 Jahren. Witzigerweise sitzt er mit seiner Firma im Garmisch

Partenkirchen, was natürlich vieles sehr viel einfacher macht. Flori und er verstehen sich

auf Anhieb und so ist der Entschluss, bei dem Rennen zu starten schnell gefasst und die

Vorbereitungen können beginnen. Die Strecke, das Rennen sind für Flori eigentlich kein

Thema, aber die Kälte. „So extrem hatte ich das noch nie“. Was brauche ich an

Kleidung? Wie muss das Rad aufgebaut sein? Was muss als Notfallausrüstung unbe-

dingt mit? Ein Glück, dass hier sowohl der Veranstalter als auch bisherige Teilnehmer

mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zusammen mit Sponsor Maxx Bikes wird das Rad auf-

gebaut: Die dicksten Reifen, Nabendynamo zur Stromversorgung und Beleuchtung,

keine Teile aus Hartplastik, weil die bei der Kälte einfach splittern, eine mechanische

Scheibenbremse, weil bei einer hydraulischen das Öl einfrieren kann. Und dann beginnt

das Training – leider ist der Winter im November und Dezember viel zu warm und die

Gletscherskigebiete sind nicht wirklich begeistert, als Flori um die Genehmigung fragt

„a bisserl Rumradln und ein Winterbiwak aufschlagen zu dürfen“. Dann kommt noch

das ungewöhnlich breite Tretlager an seinem Fatbike dazu, an das Flori seine Beine und

vor allem die Knie erst gewöhnen muss und eine fiese Erkältung dazu, die das

„Kältetraining“ wochenlang unmöglich macht.

So ging es also mit zu wenig Kilometern, zu wenig „Kältetraining“ und einem „mäch-

tig mulmigen Gefühl“ im Bauch Mitte Januar ab Richtung Whitehorse, Yukon Territory,

Kanada. Die ersten Tage passte er seinen Körper an die Zeitumstellung und die

„Rennnahrung“ an. Es folgen die ersten Testfahrten auf den Trails – einfache Skidoo-

Spuren – rund um Whitehorse und die mehrstündige Unterweisung durch den