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Seite 36 | BERGSTOLZ Ski Magazin Oktober 2015

CAMP

Ein Gipfel darf's noch sein

Nachdem die Tür freigeschaufelt, das Holz gehackt und die erste Ladung

Schnee geschmolzen ist, stellen wir fest: das Wetter ist viel zu schön, der

Schnee viel zu fluffig und der Tag noch lang genug, um nicht noch einen

kleinen Gipfel in der näheren Umgebung anzupeilen. Unsere Spitzkehren

legen wir noch im Schatten zurück, doch nach einer guten halben Stunde

verschlägt es uns fast den Atem: Nach Westen schauend erleben wir auf

einem kleinen, namenlosen Gipfel imVerwall einen unvorstellbar schönen

Sonnenuntergang. Fotosession ist angesagt, die Stimmung ist ausgelas-

sen, die gut 1.000 Höhenmeter Aufstieg an diesem ersten Tag spürt keiner

mehr. Im letzten Tageslicht sucht sich jeder seine Line zurück zur Hütte,

die Berge um uns herum glühen, was das Zeug hält.

Der ordentliche Föhnsturm kündigt bereits einen Wetterwechsel an, wir

schauen zu, dass wir in die gemütliche Hütte kommen und die Nudeln

zum Kochen bringen. Richtig, es gibt Nudeln, zweierlei Pesto, Parmesan

(!), Weißwein (!!) und Schoggi zum Nachtisch. All das hat unser Simon

bereits die Tage zuvor auf einer Versorgungstour hinaufgetragen und wir

lassen es uns richtig schmecken. Am großen Holztisch sitzend werden nun

unser aller Geschichten zum Besten gegeben.Wir erfahren, was Vreni alles

in ihrem Riesenrucksack hat und dass man Daunenfäustlinge auch prima

als Hüttenschuhe verwenden kann. Gegen 22 Uhr verkriechen wir uns

langsam in unsere Schlafsäcke, der starke Wind zerrt am Dach, das Feuer

knackt und knistert im Ofen, es ist mollig warm. Die Schnarchquote hält

sich in Grenzen, also hat am nächsten Tag keiner eine Ausrede.

Ein Local findet immer noch Powder

Wir steuern die Östliche Eisentalerspitze an, über das links von uns gele-

gene Joch fegt der Föhn beim Aufstieg über uns hinweg. Die etwas leich-

teren Teilnehmer(innen) des Camps müssen aufpassen, während einer

Spitzkehre nicht umgeweht zu werden. Aus ebendiesen Gründen bestei-

gen wir - sehr zu Vrenis Leidwesen - nicht den Gipfel, sondern fahren di-

rekt über perfekte Freeride-Hänge ins Tal ab. Obwohl es länger nicht

geschneit hat, sogar teilweise im unberührten Powder. Und wir lernen:

Ein Local findet immer noch Powder. Egal wann.

Bevor wir abends die nächste Hütte auf unserer Verwall-Runde im Silbertal

erreichen, werden wir noch zwei Täler überqueren.Wir fellen daher wieder

auf und steigen bergan, die letzten Meter müssen wir booten. Am Joch

kämpft sich für uns, beziehungsweise die nächste Abfahrt, sogar die Sonne

durch und in gigantischer Kulisse, im filmreifen Licht, fahren wir ab. Der

letzte Aufstieg des Tages steht an, wie die ganze Zeit schon in einer gran-

diosen Landschaft. Für heute zum letzten Mal wandern die Felle in den

Rucksack, und über ideales Gelände, zuletzt durch den Wald und über

einen Forstweg (Naturschutzgebiet!), cruisen wir hinab ins Silbertal, bis

direkt an "unsere" Jagdhütte. Der Tag hatte es in sich: 1.200 Höhenmeter

bergauf, 2.500 Höhenmeter in der Abfahrt.

Hütte mit Schmankerln

An der idyllisch im Wald gelegenen Jagdhütte wartet schon Regina,

Simons Freundin auf uns - zusammen mit schneegekühltem Bier, Bana-

nenmuffins, Antipasti und Grissini.Was für eine Begrüßung! Fast getoppt

wird das ganze noch durch die Hütte selbst: Kamin, Bärenfell und Jagd-