RIDERPROFILE
Seite 21 | BERGSTOLZ Bike Magazin Mai 2015
Alter.
39
Wohnort. Sibratsgfäll, Augsburg
Sponsoren. Qloom, Deuter, Liteville, Syntace
Ausrüster. 5.10, Adidas Eyewear, TUNE, Lupine, IXS,
Schwalbe, Fox
Highlights. Noch immer gesund Bikesport betreiben
zu können.
RIDER PROFILE
Gerhard
Czerner
Gerhard Czerner hat am 10.05.1976 in Augsburg das Licht
der Welt erblickt. An die ersten Stunden auf dem Bike kann
er sich nicht mehr erinnern. Aber daran, schon in jungen
Jahren alles was zwei Räder hatte kaputt gefahren zu
haben. Die nahe Umgebung des Elternhauses wurde
schnell zur Spielwiese. Bald schon wurde über alles gefah-
ren, was sich nicht schnell genug entfernen konnte.
Aus diesem Spieltrieb und der Entdeckungslust wurde eine
Sportart: Trial. Praktisch, weil vor der Haustüre machbar,
nie langweilig, weil jede Ecke zur Herausforderung wurde.
Nach der Schule ging es dann jeden Nachmittag aufs Bike.
Naheliegend auch die Berufswahl nach der Schule,
Zweiradmechaniker. Doch schon bald war klar, Fahren
macht mehr Spaß als Schrauben, und das Ziel vom
Radfahren zu Leben war klar. Erfolge in Wettkämpfen
brachten Sponsoren und Showaufträge, die den Lebens-
unterhalt finanzierten. Nach dem Zivildienst war es klar, es
gibt nur eins: Radfahren! „Es waren auch echt magere
Zeiten dabei. Manchmal hab ich das Auto stehen lassen
müssen, weil ich mir den Sprit heim nicht hab leisten
können, und bin dann mit dem Bike weiter.“
Doch Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Als Tourguide und
Fahrtechniktrainer wurde bald schon ein Zubrot verdient,
und noch heute ist es eine Einnahmequelle. „Irgendwann
hatte ich keine Lust mehr über Paletten zu hüpfen, und hab
mich anderen Dingen zugewandt.“ Alpine Sportarten,
Klettern, Hochtouren, Skifahren, Snowboarden standen
eine Weile im Mittelpunkt. Diverse Ausbildungen in anderen
Bereichen erlaubten es, auch damit zu überleben. Staatl.
Gepr. Snowboardlehrer, Fitness Trainer, Wanderführer,
Raftguide sind nur ein paar der abgelegten Prüfungen .
„Wieder auf dem Bike habe ich gemerkt, dass ich die
Erfahrung aus meinen alpinen Jahren sehr gut fürs Biken
brauchen konnte, und die Erfahrungen im Ausland den
Horizont ziemlich erweiterten.“ So ist heute die Spielwiese
größer geworden und hat sich über den ganzen Globus ver-
teilt. „Heute bin ich froh, mein Wissen als Ausbilder für
Guides weitergeben zu können. Auch habe ich Partner in
der Industrie, die mein über Jahrzehnte gewachsenes
Wissen schätzen.“ Gerhard ist unter anderem als
Fotofahrer und Ausbilder im Bundeslehrteam MTB des DAV
tätig. Auch bringt er sein Wissen bei der Firma Deuter in die
Entwicklung ein. Ganz oben steht aber noch immer das
Biken an sich in diversen Formen. Egal ob Trial, Dirt,
Bikepark, Enduro oder auch lange Touren, die Abwechslung
macht’s für ihn aus. Technisch darf es ruhig anspruchsvoll
sein, er kann seine sportlichen Wurzeln doch nicht verber-
gen. „Ich finde es schon spannend zu sehen, dass man sich
doch auch in nicht mehr ganz jungen Jahren noch weiter-
entwickeln kann auf dem Bike. Manchmal dauert es halt
ein bisschen länger als noch mit 16.“ Dank der
Unterstützung seiner Sponsoren ist es Gerhard möglich,
auch Stories und Videos weltweit zu verwirklichen. „Die
Idee der Abfahrt vom Djebel Toubkal in Marokko, 4165m,
hatte ich vor 12 Jahren, als ich mit dem Snowboard dort
war. Aber erst jetzt war die Zeit reif mit dem Bike dorthin zu
gehen und erfolgreich abzufahren.“ Die Ideen gehen sicher
nicht aus, der Globus ist groß und er hat noch einige Ideen
in seinem Kopf. „Unterwegs zu sein, dort wo noch nicht
viele mit dem Bike waren, fremde Kulturen sehen,
Menschen treffen, das ist für mich wichtig im Bikesport
heute. Und ein bisschen Herausforderung darf schon auch
dabei sein.“
Fotos: Martin Bissig
Fahren statt schrauben