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Seite 48 | BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2017

EQUIPMENT

Ser v i ce

LAWINENAIRBAGS 2016/17

ABS P.Ride & Solid

• System aus Base Unit und Zip-On Bag (ABS oder Zip-On Partner)

• Zwei separate Twinbags seitlich

• Linkshänder-kompatibel

• P.Ride System: funkgesteuerte Fernauslösung des Airbags eines

einzelnen Fahrers oder einer Gruppe; deutlich größere Twinbags.

• Solid: Funkauslösemechanismus, große Modellvielfalt unterschied-

licher Hersteller, optionaler Einbau eines Rückenprotektors

• ABS Modulator von The North Face: mit jedem beliebigen Ruck-

sack kombinierbar, aber relativ schwer und teuer)

www.abs-airbag.com

Mammut R.A.S. & P.A.S.

• Herausnehmbares Airbag-System

• Auftriebskörper, Gewicht, Packmaß und Wechsel des Airbag-

Systems wurden optimiert

• Sehr leicht

• P.A.S. sehr guter Schutz von Kopf, Nacken und Brust

• R.A.S. Ultralight leichtester Airbag-Rucksack am Markt

www.mammut.ch

Arva Reactor

• Austauschbares Airbag-System

• Geringes Gewicht und Packmaß

• Zweikammer-Ballon wird durch Membran unterteilt, beide Teile

getrennt gefüllt

www..arva-equipment.com

Arc’teryx Voltair

• Fix verbautes elektronisches Airbag-System – problemlos im

Flugzeug

• Mit einer Akkuladung mehrmaliges Auslösen möglich

• Sehr schnelles Aufblasen der Ballons

• Fortgeführtes Aufblasen füllt Airbag auch bei Beschädigung

www.arcteryx.com

BCA

• Airbag-System fix verbaut

• Einfaches Einpacken der Ballons

• Relativ hohes Gewicht

• Nicht kompatibel mit Rucksäcken anderer Hersteller

www.backcountryaccess.com

JetForce

• Fix verbautes elektronisches Airbag-System – problemlos im

Flugzeug

• Mit einer Akkuladung mehrmaliges Auslösen möglich

• Einfaches Einpacken der Ballons

• Größter Auftriebskörper

• Fortgeführtes Aufblasen füllt Airbag auch bei Beschädigung

www.blackdiamondequipment.com

Alpride

• Herausnehmbares Airbag-System

• Zwei kleine Gaskartuschen – Transport im Flugzeug problemlos

• Niedriges Gewicht

• Nicht mit Rucksäcken anderer Hersteller kombinierbar

www.alpride.com

Ortovox Avabag

• Austauschbares Airbag-System

• Kartuschen Einschicken um € 25

• Beliebig häufige Probeauslösung ohne Kartusche zum Üben

• sehr leichtes Airbag-System (640 g)

www.ortovox.com

Eine große Anzahl an Freeridern hat

Offpiste nicht mehr nur das obligato-

rische Trio aus Schaufel, Sonde und

LVS-Gerät dabei, sondern verpackt

das Equipment in einem Lawinenair-

bag. Nicht nur die Powderenthusias-

ten selbst haben die Sinnhaftigkeit

dieser Ergänzung erkannt, etliche

Produzenten sind ebenfalls auf den

Airbag gekommen. Mittlerweile sind

auf dem europäischen Markt 10 ver-

schiedene Systeme erhältlich, die in

unzähligen Rucksackvarianten ver-

baut werden. Um dir einen Überblick

zu geben und die Entscheidung ein

wenig zu erleichtern, haben wir uns

mit den Spezialisten von Bergzeit zu-

sammengesetzt.

Wofür einen Lawinenairbag?

Zu allererst: ein Lawinenairbag ersetzt

nicht die Notfallausrüstung aus LVS-

Gerät, Schaufel und Sonde und das

Training für den Ernstfall! Er ist aber

ohne Zweifel eine sinnvolle Ergänzung,

sollte es zu einer Lawine kommen.

Dabei bleibt das Ziel aber immer das-

selbe: möglichst NICHT in die Situa-

tion zu kommen, den Airbag auslösen

zu müssen. Er hilft nicht beim Suchen

eines Verschütteten mit dem LVS und

auch nicht beim Ausgraben. Ein Lawi-

nenairbag verringert den Verschüt-

tungsgrad – man bleibt eher an der

Oberfläche und sichtbar. Daher ganz

klar: an LVS, Schaufel und Sonde und

Training für den Ernstfall geht kein

Weg vorbei.

Lawinenairbags am Markt:

Das Prinzip ist bei allen Anbietern

gleich: im Rucksack befinden sich

Luftsäcke, die sich durch das Ziehen

eines Auslösegriffs füllen. Die Unter-

schiede liegen in den Details. Bis 2013

gab es fünf Systeme weltweit: ABS,

Snowpulse und die Weiterentwicklung

durch Mammut, BCA, Wary und

Mystery Ranch. Die beiden letztge-

nannten und Snowpulse konzentrieren

sich auf den nordamerikanischen

Markt und sind in Europa kaum erhält-

lich. 2014 treten dann zwei weitere Air-

bagsysteme auf den Plan: Alpride

(verbaut von Scott, Millet, Vaude, Fer-

rino) und das elektronische JetForce-

System von Black Diamond und

Pieps. Diesen Winter hat Arc’teryx sein

ebenfalls elektronisches Voltair-Sys-

tem auf den Markt gebracht. Sowohl

JetForce als auch Voltair füllen den

Luftsack mittels Akku und Gebläse.

Zusätzlich haben die beiden ehemali-

gen ABS-Partner Ortovox (Avabag)

und Arva (Reactor) 2016/17 ein

eigenes Airbagsystem, bei dem die

Ballons mit Hilfe von Gaskartuschen

aufgeblasen werden, entwickelt.

Welchen Airbag nehme ich jetzt?

Das hängt, wie immer, vom Einsatzbe-

reich und den persönlichen Vorlieben

ab, wobei zwei der bedeutendsten Kri-

terien Gewicht und Packvolumen sind.

Aktuell ist das Ortovox Avabag-Sys-

temmit nur 640 Gramm das leichteste

amMarkt erhältliche, dicht gefolgt von

Mammut R.A.S. und dem Arva Re-

actor. Mit Carbonkartuschen lässt sich

ebenfalls Gewicht sparen, und natür-

lich liegt es hier auch am Rucksack-

modell selbst: Inklusive Airbagsystem

und Kartusche kommt der Mammut

R.A.S. Ultralight (20 L) auf knapp über

1,5 Kilogramm und auch der Ortovox

Ascent 22 Avabag bleibt weit unter 2

kg. Auf den Plätzen folgen der Vaude

Updraft (22 L) und der Scott Mountain

AP (20 L) – beide wiegen knapp über

2 kg und sind mit Alpride-System aus-

gestattet.

Wer weniger aufs Gewicht schaut

und dafür stärker auf Zusatzfunktio-

nen setzt, der hat ebenfalls mehrere

Möglichkeiten. Bei ABS ist mit dem

P.Ride-System seit dieser Saison

eine Gruppenauslösung per Funk

möglich. Diese Funktion dient dazu,

eine Fernauslösung zu ermöglichen,

da ca. 10% der Verschütteten es

nicht schaffen, in der Stresssituation

den Airbag auszulösen. Ferrino bietet

mit dem Full Safe 30 den ersten La-

winenrucksack an, der zusätzlich

zum verbauten Alpride-Airbagsystem

das Ferrino Airsafe aufweist, das das

Atmen im Fall einer Verschüttung er-

möglicht. Außerdem ist der Ruck-

sack

mit

RECCO-Reflektor

ausgestattet.

Weitere Unterschiede liegen darin, ob

die Kartuschen wiederbefüllbar sind

oder nicht, und ob das Airbag-Sys-

tem aus dem Rucksack herausge-

nommen werden kann oder fix

verbaut ist. Letztendlich gibt es noch

unzählige Rucksackvarianten und –

Modelle, da die meisten Hersteller

von Airbag-Systemen außerdem

noch Lizenznehmer haben, die ihr

System verbauen.

Für wen macht ein Lawinenairbag Sinn?

Für jeden, der im Gelände unterwegs ist. Der Airbag

ist die einzige Sicherheit für dich selbst.

Nach welchen Kriterien entscheide ich mich?

Größe, Passform und Gewicht des Rucksacks sind

entscheidende Faktoren. Elektronische Systeme sind

toll für Leute, die viel mit dem Airbag im Flugzeug

unterwegs sind.

Wie sieht es mit Service undWartung aus?

Nach jedem Auslösen gehört der Airbag einge-

schickt um die Funktionstüchtigkeit prüfen zu las-

sen, eine Probeauslösung zu Saisonbeginn sollte

drin sein. Sinnvoll ist auch die unbegrenzte Auslö-

semöglichkeit mancher Systeme, um das Ziehen des

Airbags zu üben.

Gibt es auch sicherheitstechnische Nachteile?

Alle Systeme funktionieren absolut einwandfrei, ich

hab noch von keinem Fall gehört, der besser ausge-

gangen wäre, wenn die Person keinen Airbag ge-

habt hätte.

Muss ich ein neues System kaufen, oder kann ich

auch zum günstigeren Auslaufmodell greifen?

Die neuen Airbags sind oft leichter und bieten tolle

Zusatzfunktionen. Wenn das Budget aber nicht so

hoch ist, dann sind Auslaufmodelle eine gute Alter-

native und eindeutig besser als gar kein Airbag.

EXPERTEN TIPP 

von

CLEMENS 

SCHÖNPFLUG

Teamleitung Outdoor

Ausrüstung/Schuhe

bei Bergzeit