FREESKIING
BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2017 | Seite 47
Generation of Freeskiing
Interview mit Henrik Windstedt
Hi Henrik! Wie war dein Trip „back to the roots“?
Es war eine gute Zeit! Das war nicht wirklich ein Filmtrip wie viele andere für mich, aber trotzdem
herausfordernd und hektisch.Wir hatten nur ein paar wenige Tage zum Filmen, und wenn du dich
nicht in deiner gewohnten Umgebung befindest, dann ist es manchmal schwierig herauszufinden,
was funktioniert und was nicht. Ich hab alles gegeben, um das Ganze cool aussehen zu lassen
und authentisch, aber ehrlich gesagt hatte ich bei ein paar der steileren Sachen schon ein bisschen
Muffensausen, so ohne Helm und Protektoren…
Kanntest du damals die wilden Freeskier schon?
Weißt du, damals als diese großen Namen, die im Film vorkommen, begonnen haben Steilgelände
zu erkunden, war ich einfach noch ein bisschen zu jung. Außerdem bin ich in Schweden groß ge-
worden – da hat es sich eher um Rennsport gedreht, wir haben kein so steiles Terrain, dass Steep
Skiing auf dem Plan stand.
Wer waren deine Idole?
Als ich ein bisschen älter wurde, wollte ich nur springen: Cliffs und Snowboard Park Jumps. Mitte
der 90er konnte ich dann „Walls of Freedom“ von Scott Gaffney aus Squaw Valley ergattern, und
ich fand mein erstes wirkliches Ski-Idol außerhalb Schwedens: Robb Gaffney und Shane McConkey
gaben so unglaublich Gas und sind genauso Ski gefahren, wie ich es wollte! Außerdem gab es in
Schweden einen Buckelpistenfahrer namens Jesper Rönnbäck. Der war ein Rock’n’Roll-Bad-Ass-
Skifahrer und mein Idol – bis heute!
Wie hat es sich angefühlt, zurück zu den alten Latten zu wechseln und damit Ski zu fahren?
Bist du ein bisschen nostalgisch geworden? Viele deiner jüngeren Kollegen haben ja nur
noch auf Carvern Skifahren gelernt…
Oh, die Ski fahren sich total seltsam, vor allem im Powder. Du musst die ganze Zeit pumpen und
springen, damit sie in die richtige Richtung zeigen. Mit den alten Skiern geht nichts einfach! Sie
sind aber nicht schwer, das ist cool, weil Drehungen und Herumspringen nicht so schwierig ist,
obwohl sie über 2 Meter lang sind. Als ich 15 war, bin ich schon mit 201 cm Riesentorlauf gefahren,
und Buckelpiste mit 190 cm-Latten. Dabei bin ich aber gerade mal 174 cm groß. Und damals hab
ich vielleicht 60 kg gewogen…
Bei den Outfits gibt’s aber kein weinendes Auge zurück in die Vergangenheit, oder? Ihr
müsst euch beim Dreh ja halb tot gelacht haben…
Sich zu verkleiden ist immer lustig. Wir hatten eine riesen Auswahl an Klamotten zur Verfügung,
und meine Kombi ist sicher ein All-Time-Classic! Es ist poppig und funktioniert ganz gut im Freien
– solange du in fünf Minuten wieder drin sein kannst, haha! Es ist doch überraschend für mich
gewesen, dass es damals keine technischeren Klamotten gab, und die Fahrer aber doch in ziemlich
entlegenen Weltgegenden geklettert und Ski gefahren sind.
Und, ist eine Fortsetzung geplant? Werden wir dich in Zukunft öfters in Neonpink und mit
Stirnband sehen?
Ich freue mich schon wahnsinnig auf eine Fortsetzung, vielleicht wird es dann eine etwas kleinere
Produktion, die auf VHS erscheinen wird… Ich bin sicher, dass ich noch mehr von dem klassischen
Extreme Skier in mir habe! ;-)
Du bist selbst schon so lange dabei und selbst fixer Bestandteil der „Evolution of Free-
skiing“. Gibt es noch etwas, das du unbedingt erreichen möchtest im Sport?
Ich nehme das als Kompliment. Während meiner Zeit als professioneller Contestfahrer hatte ich
ziemlich mit meinem Rücken zu kämpfen, ich wünschte, ich hätte das einige Jahre länger
machen können. Andererseits bin ich mehr als glücklich mit dem, was ich erreicht
habe:Weltmeisterin zwei verschiedenen Sportarten (2002 Buckelpiste als Junior, 2008 Freeride) und jede Menge
Topplatzierungen bei Freestyle Events. Dazu kommen noch die Parts in den Filmen. Ich will immer
mehr, so bin ich nun mal – aber jetzt habe ich Kinder zuhause und bin auch mental erwachsen
geworden. Ich konzentriere mich aber jetzt stärker auf den kreativen Anteil beim Skifahren als
darauf, weiter zu springen und steilere Sachen zu fahren.
In welche Richtung entwickelt sich deiner Meinung nach Freeskiing?
Oh, wenn es um Skills und Tricks geht, dann lehne ich mich einfach zurück und genieße die Show.
Ich hoffe, dass sich Risikomanagement und Wissen rund ums Freeskiing im Backcountry super-
schnell weiter entwickeln und ein noch viel höheres Niveau erreichen. Und dass sich die Standards
und Technologien für die Suche und Rettung von Verschütteten stark und rasch verbessern.
Vielen Dank für deine Zeit und das Interview!




