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INDIEN

BERGSTOLZ Ski Magazin JANUAR 2016 | Seite 33

In den letzten Wochen vor unserer Abreise dachten wir, dass unsere Reise nach Kaschmir abgesagt werden

muss, da es hier wieder zu Ausschreitungen zwischen den indischen und pakistanischen Militärs gekommen

ist. Die Situation hat sich jedoch wieder beruhigt und wir konnten unsere Reise schlussendlich doch antreten.

Der Anflug auf Srinagar war spektakulär. Man konnte unzählige Berggipfel des Himalayas von oben betrach-

ten, wie den Nanga Parbat, der mit seinen 8.125 Metern alles überragt. Für uns ein sehr

ungewohntes, aber auch aufregendes Gefühl zu wissen, dass wir uns in diesen riesigen

Bergen für den nächsten Monat bewegen werden. Srinagar liegt am Dal-See. Einem See,

der im Frühjahr von Regenfällen und im Herbst von den Schmelzwassern des Himalayas

gespeist wird.

Im September 2014 herrschten hier sehr starke Regenfälle, die in einer Jahrhundertflut die

komplette Stadt zerstörte und die ohnehin schon sehr arme Bevölkerung vor eine eigentlich

kaum bewältigbare Aufgabe stellte. In Srinagar angekommen, bemerkten wir schon am

Flughafen die gewaltigen Nachwirkungen der Flut. Auf demWeg nach Gulmarg, das Berg-

dorf in dem wir den Großteil unserer Zeit verbrachten, fuhren wir durch die Stadt Srinagar, wo wir viele Menschen

beimWiederaufbau der Stadt sehen konnten. Auch „Lebensmittelgeschäfte“ stellten teilweise auf den Verkauf

von Baumaterial wie Nägel, Holz undWerkzeug um. Abdul, ein Einheimischer, den wir in Srinagar kennenlernten,

erzählte uns, dass viele Menschen in Srinagar glauben, die Flut sei eine Strafe Gottes, da sie in der Vergangenheit

wenig gute Dinge getan und somit schlechtes Karma gesammelt haben. Nun spürt man ein Umdenken in der

Gesellschaft und eine Stimmung des Zusammenhalts und der Hoffnung unter den Menschen.

Kaschmir klingt für viele Leute mysteriös und abenteuerlich. Weder das Internet, noch ein Reiseführer verrät einem

die ganze Wahrheit über diesen speziellen Ort. Der Himalaya ist bekannt für seinen extrem trockenen und leichten

„Curry-Pulverschnee“. In Kombination mit den baumlosen, alpinen Zonen im oberen Bereich und den nahezu im

Slalom-Kurs gewachsenen Bäumen im unteren Bereich, bietet dieser Schnee eine der besten Skierfahrungen weltweit.

Doch in diesem Winter haben sich die Wetterbedingungen gegen die Jungs von FreeRidersLife gestellt. Wir hatten

mit wenig Niederschlag, warmen Temperaturen, hoher Lawinengefahr und schlechtemWetter

im alpinen Gelände zu kämpfen.

In den erstenTagen lagen die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und der Schnee in Gulmarg

(2.700 Höhenmeter) war noch gut genug, um Spaß auf den Skiern zu haben. Da jedoch die

Lawinensituation nicht zuließ, das alpine Gelände in Angriff zu nehmen, verbrachten wir die

erste Woche gemeinsam mit den Mountainguides von Kashmir-Heliski in den Wäldern rund

um Gulmarg. Gulmarg liegt am Ende einer Serpentinenstraße, die von Srinagar über 1.000

Höhenmeter durch dichtbewachseneWälder führt. Zwischen diesen Serpentinen konnten wir

einfach mit den Ski den Currypowder befahren, danach ins Auto steigen und uns wieder den

Berg nach oben bringen lassen. DieWälder von Gulmarg reichen teilweise bis auf ca. 4.000 Höhenmeter. Auf dieser

Höhe findet man dichte Birkenwälder, die über eine Gondel von Gulmarg bzw. mit Tourenski erreichbar sind.

Aufgrund der Vorfälle zwischen Pakistan und Indien sind auch am Grenzgebirge zu Pakistan indische Militärs statio-

niert, um die sogenannte „Line of Control“ zu bewachen. Daher hatten wir teilweise Probleme, unsere Ziele am

Berg zu erreichen. Die strengen Militärkontrollen brachten bis zu 1,5 Stunden Verzögerung mit sich und das auf

knapp 4500 m Höhe.

"Man spürt

Zusammenhalt

und Hoffnung

unter den

Menschen"