Background Image
Previous Page  15 / 32 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 15 / 32 Next Page
Page Background

TRANSALP

BERGSTOLZ Bike Magazin Mai 2015 | Seite 15

Enduro-Transalp – die besten Trails Österreichs, der Schweiz

und Italien per Muskelkraft und Lift – und das in einer Woche!

Wer hochalpine Pfade und flowige Wiesentrails auf den klassischen Transalp-Routen

vermisst, sollte alternative Alpenüberquerungen abseits der ausgestrampelten

Routen in Betracht ziehen. Eine dieser Routen hatten wir uns vorgenommen mit dem

Ziel großartige Panoramen mit schnellen und anspruchsvollen Abfahrten zu kombi-

nieren. Die Strecke führte uns von Ischgl über Scoul, Livigno, Poschiavo, St. Moritz,

Chiavenna nach Colico am Comer See.

Um einen entspannten Start in das Abenteuer Enduro-Transalp zu haben, sind wir schon

am Vorabend nach Ischgl angereist – neben der Tatsache, dass wir definitiv ausgeruh-

ter starteten, hatte diese Übernachtung noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: der

Tourismusverband Ischgl schenkt Übernachtungsgästen eine Auffahrt mit den

Bergbahnen Idalpbahn und Flimjochbahn. Spareffekt: Ohne große Anstrengung fanden

wir uns nach den ersten 1000 Höhenmetern inmitten der faszinierenden Bergwelt der

Verwallgruppe wieder.

Der erste Anstieg mit Muskelkraft führte über steile Schotterpisten hinauf auf die

Greitspitze. Dort lag das vor uns, wovon wir bei all unseren Trainingseinheiten geträumt

hatten: hochalpine, steile Schottertrails, die uns zur Heidelberger Hütte führen sollten.

Schnell kam wirklicher Flow auf – bis ein Schrei die Idylle zerfetzte: direkt vor mir geriet

einer meiner Kollegen mit dem Vorderrad in eine Untiefe, verkeilte den Lenker und

machte über ebendiesen einen Abflug. Das geschah so schnell, dass ich gerade noch

rechtzeitig voll die Bremshebel ziehen konnte, ohne in meinen verunglückten Kollegen

zu rauschen – schmerzverzerrt hielt er sich unter lautem Schreien die Schulter; in die-

sem Moment wusste ich, dass wir Hilfe brauchten! Glücklicherweise sind zwei meiner

Bike-Kollegen im wahren Leben Ärzte. Sie kümmerten sich sofort um den Verunglückten.

Nach kurzer Zeit war klar: Die Schulter ist gebrochen, der Heli musste kommen. Nun

zeigte sich uns die ganze Macht der Berge: trotz neuester Smartphone-Technik war es

keinem von uns möglich Netz zu bekommen. Glücklicherweise hatten wir ein Rescue

GPS dabei, das mit einem kurzen Knopfdruck einen Rettungs-Heli holt. Keine zehn

Minuten später schwebte schon der gelbe Helicopter über unseren Köpfen und nach

weiteren 15 Minuten waren wir nur noch zu viert.

Noch immer begeistert, wie schnell Hilfe auch in die entlegensten Regionen kommt,

standen wir vor einem neuen Problem! Nicht nur, dass wir einen unserer Freunde ans

Krankenbett verloren hatten, viel mehr standen wir nun zu viert mit fünf MTBikes auf

einem Single-Trail auf ca. 2700 Meter Höhe. Aber wir hatten Glück im Unglück: In der

Ferne stand ein Geländewagen bei einer Herde Schafe. Schnell fuhr einer aus unserer

Gruppe zum Jeep, dessen Fahrer sich als Hirte herausstellte und auf dem Weg ins

Schweizerische Samnaun war. Gerne erklärte er sich bereit das Bike mit ins Tal zu neh-

men und dort aufzubewahren. Glück gehabt, denn vor uns lagen noch einige Höhen-

und Tiefenmeter über den Fimberpass hinunter nach Scoul. Die meisterten wir glückli-

cherweise ohne Zwischenfälle.