Bergstolz Issue No. 41 - page 21

Exzessiv war noch nie
eine richtige Dosis
Sehr gut kann sich Ferdinand noch an sein erstes Downhill-
Rennen erinnern. „Es war der 19. Mai 2009 in Heubach auf der
Ost-Alb, rund eine Autostunde von Stuttgart entfernt. Die
Anmeldung war natürlich schon längst geschlossen: Ich war
damals erst dreizehn Jahre alt und hatte vor lauter Aufregung und
Vorfreude total vergessen, mich für das Rennen anzumelden.“ Als
sein Vater erfuhr, dass sein Filius noch keinen Startplatz hatte, war
dessen Bereitschaft als Taxi zu fungieren gleich Null und die
Aufregung natürlich groß. „Nichts desto trotz gab es für mich kein
Zurück, ich wollte unbedingt dieses Rennen fahren, zog alle
Register und überredete ihn schließlich doch, mitzufahren.“ Es hat
sich dann auch gelohnt: „Mit einem Last-Minute-Startplatz, den
ich in allerletzter Sekunde vor Ort noch klarmachen konnte, stand
ich wenig später dick grinsend auf der Strecke.“
Eine Woche später sah es jedoch schon wieder ganz anders aus.
„Noch immer mit viel Adrenalin im Blut hab ich es im Bikepark in
Winterberg wohl etwas übertrieben und bin böse gestürzt.“ Die
Schulter musste geschraubt werden – zwei Monate Zwangspause!
Kein Biken für zwei Monate war für Ferdinand, und seine dama-
liges Rennfieber, damals fast undenkbar. „Stillsitzen und
Abwarten kam für mich eigentlich nicht in Frage, ich wollte raus
in den Wald und auf mein Rad, doch die Verletzung machte mir
einen Strich durch die Rechnung, die Renn-Saison war gelaufen.“
Ein Jahr später, 2010 wollte Ferdinand dann gleich wieder hoch
hinaus: Mit dem Bike hinaus in die weite Welt, nicht nur nationa-
le Rennen bestreiten sondern bei den bakannten, großen Rennen
mitfahren. „Doch vor lauter Blendung durch zahlreiche Bike-
Videos, vergaß ich ganz, mir eine gesunde Selbsteinschätzung
anzueignen. Mit zu hohen Erwartungen ging ich an den Start, ich
dachte es gäbe eine Art Lichtschalter, den man einfach umlegen
muss, um lichterloh durch den Dreck zu brennen. Es war eben
nicht so einfach wie gedacht, der Sport hat mir eine Lektion
erteilt.“ Es ging sogar soweit, dass er keine Lust mehr hatte auf
sein Downhill-Rad zu steigen. Aber die Finger ganz vom Rad las-
sen, konnte er auch nicht. „Ich hatte in etwas neuem „Halt“
gefunden, heute nennt es sich Enduro, früher hatte es für mich
keinen Namen. Es ließ mich erst einmal für ein halbes Jahr nicht
mehr los, mein Interesse für Downhill lag sprichwörtlich in der
letzten Ecke des Kellers, dort wo die Mäuse und Asseln wohnen.“
Doch irgendwie, kam der „Need for Speed“ wieder zurück und
das Downhill-Bike wurde aus dem Dunkel des Keller geholt. Da
Veränderungen gut tun und neues Material in manchen
Situationen die Motivation wieder aufblühen lässt, verkaufte er
sein altes Rad um sich erst mal mit was Schönen, Neuem auszu-
statten. 2011 fuhr er fast alle Rennen auf nationaler Ebene und
auch außerhalb konnte er seinen Erwartungen gerecht werden.
„Diese Erfahrungen möchte ich mir aufrechterhalten und richte
mich seit letzter Saison danach.“ Auch wenn er sich auf die
Downhill-Rennen fokussiert, ein Enduro-Rennen dazwischen
schadet nicht und die Zeit sollte immer sein. „Genau das heißt
für mich Fahrrad fahren, ich lege mich nicht auf eine Disziplin fest.
Ich bin auf allen Rädern gerne unterwegs, ob Dirt, Pumptrack,
Downhill, Enduro, Statdrad oder Rennrad, ganz egal, ich habe
überall meinen Spaß.“
Action:
Portrait:
Thomas Spöttl
Action:
Thomas Dietze
RIDERPROFILE
BERGSTOLZ Bike Magazin Juli 2013 | Seite 21
Alter:
17
Wohnort:
Stuttgart
Erfolge :
Deutscher Meister DH U17 2012
Sponsoren:
Bergamont | Sram | Maxxis |
SunRingle | Answer.
RIDER PROFILE
FERDINAND
BRUNOLD
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