Bergstolz Issue No. 102

ALASKA Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2021 Schaufel-Party für Leighan Das Flugzeug war heil geblieben, wir mussten es „lediglich“ wieder aufrichten und in die richtige Position bringen. Leichter gesagt als getan, denn kein Flugzeug – und auch kein kleines – kann man, wenn man selbst bis zur Brust im Schnee versinkt, einfach anheben. Nach einer gefühlten Ewigkeit buddeln war das Flugzeug wieder gerade, aber mittlerweile bis zu den Tragflächen im Schnee versunken, keine Chance wegzukommen. Also bauten wir in den nächsten Stunden eine Rampe und trampelten einen Runway platt. Als Leighan erneut den Motor startete, schaffte sie es mit Mühe und vollem Schub, abzuheben. Stille. Als wir unsere Zelte aufbauten – zwei Schlafzelte und ein Kochzelt - dämmerte es bereits, die Kälte zog uns in die Knochen, aber das Adrenalin unserer Bruchlandung hielt uns wach. Erschöpft verkrochen wir uns in unsere Schlafsäcke. In der Nacht wachte ich einige Male auf, immer näher kam mir Chris – oder ich ihm. Die Zeltplane beulte sich zusehends ins Innere – es schneite wie verrückt. Und täglich grüßt das Murmeltier Am nächsten Morgen bog sich unser Kochzelt unter einer rund ein Meter dicken Neuschneeschicht. Wir sortierten uns, traten den Schnee platt, stolperten über unsere Shit-Cans, versuchten zu Frühstücken, schmolzen Schnee um Tee zu kochen – mit viel Zucker und Rum, der weckt die Lebensgeister! Und obwohl es immer noch schneite, beschlossen wir ein erstes Mal unseren Abenteuerplatz mit den Skiern zu erkunden. Wir klebten die Steigfelle auf, legten Klettergurt und Seil im Falle eines Gletscherspaltensturzes an und stapften los. Es herrschte null Sicht, nach einer kurzen Abfahrt im bauchtiefen Schnee brachen wir ab. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Schaufeln. Der Schneefall, den wir sonst so liebten, ließ nicht nach und wurde zunehmend zum Problem. Insgesamt, so erfuhren wir später, kamen um die fünf Meter Neuschnee während unseres Aufenthalts zusammen. Über Satellitentelefon hielten wir Kontakt mit Talkeetna: So lange keine Wetterbesserung in Aussicht war, konnten sie uns aus unserer misslichen Lage nicht befreien. Wir mussten ausharren. Morning Glory: wie eine Fata Morgana in weiß und blau Es dürfte der fünfte oder sechste Tag auf dem Gletscher gewesen sein, als Chris uns aus dem Schlaf jodelte: Die Sonne lachte vom azurblauen Himmel. Was für ein

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