Bergstolz Issue No. 102

66 ALASKA Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2021 Die nächsten Tage verbrachten wir mit den Vorbereitungen. Wir meldeten uns beim Flugplatz, fuhren noch einmal drei Stunden zurück nach Anchorage, um Proviant zu besorgen und unser Camp-Equipment zu mieten. Zurück in Talkeetna registrierten wir uns in der Ranger Station des Nationalparks und bekamen eine Einweisung in die Benützung der so genannten „Clean Mountain Cans“ – wir nannten sie fortan liebevoll und selbsterklärend „Shit-Cans“ - gibt man sie gefüllt retour, bekommt man die Kaution zurück. Schon von zu Hause aus hatten wir einen Flug mit dem Talkeetna Air Taxi in den Denali Nationalpark gebucht, allerdings ohne genauem Abflugdatum – das hängt vom aktuellen Wetter ab. Manchmal – so erfuhren wir in Talkeetna – kann es eine Woche dauern, bis sich ein Wetterfenster ankündigt. Bruchlandung ins Abenteuer Doch das Glück war auf unserer Seite, Hochdruckeinfluss kündigte sich an. Am Horizont ragten die Riesen der Alaska Range in den Himmel. Wir wogen unser Equipment, beluden das Bushplane, bekamen eine kurze Einweisung von Pilotin Leighan und ein zugerufenes „Good Luck on the first mission of the year in the Alaska Range“. Leighan hob ab und der Denali, mit 6.190 Metern der höchste Berg Nordamerikas, tauchte auf. Unsere Pilotin steuerte zielsicher auf den tief zwischen Granitmonolithen eingeschnittenen Kahiltna-Gletscher zu und begann mit dem Landeanflug auf den Pika-Glacier. Warum sie plötzlich schwarze Beutel aus dem Cockpitfenster schmiss erfuhren wir erst später! Die Propeller staubten den frischen Schnee in die Luft, die Kufen unseres Flugzeugs setzten sanft auf. Leighan musste den Speed so dosieren, dass sie am oberen Ende des Gletschers eine 180 Grad Kurve einlegen konnte, um anschließend wieder starten zu können. Aber die Schneemassen übertrafen alles Erwartete. Der linke Flügel unseres Flugzeugs fing sich, brachte uns in Schräglage und im hinteren Bereich des Flugzeugs wurden wir fast von unserer eigenen Fracht erschlagen. Wir tasteten uns ab: alles heil, die Maschine war zum Stehen gekommen. Wir blieben einen Moment wie versteinert in Schräglage sitzen. Leighan sagte kein Wort, öffnete die Tür, sprang hinaus und versank bis zu den Schultern im Schnee. Auch wir verließen vom Adrenalin gepusht das Flugzeug. Eine Flasche Fireball-Whiskey kullerte durchs Flugzeug, wir schnappten sie uns und nahmen einen kräftigen Schluck. Leighan schaute uns ungläubig an und sagte: “This was the worst landing of my life. An Alaska bushpilot never wants to experience something like this. The situation right now definitely rates a nine out of ten on my ‘What The Shito-Meter’!” Ok, nicht gut!

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