18 NORWEGEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 06 |2023 Nach weiteren langen Etappen im Sattel erreichen wir Sunnmøre, die südliche Küstenregion der norwegischen Fylke Møre og Romsdal. Gelten hierzulande die Lofoten und Lyngen als norwegische Traumziele, so dürfen wir feststellen, warum zurecht die Sunnmøre-Alpen der Top-Spot in Norwegen sind. Aus dem Wasser ragen steil die bewaldeten Berge. Entlang den Fjorden reihen sich kleine Dörfer mit markanten Holzhäusern und frischer Powder ziert die Gipfel. Um jede geradelte Kurve finden wir ein weiteres optisches Highlight. Das Ski-Touren in Sunnmøre ist wie eine Schatzsuche, bei der wir keine Ahnung haben, was als Nächstes kommt. Sanfte Hügel, schroffe Klippen und atemberaubende Ausblicke ins Meer mischen sich mit unberührtem Pulverschnee und erstklassigen Abfahrten. Und trotzdem schwingt bei uns immer eine gewisse Unruhe mit, denn die Lawinengefahr ist real. Als beim Aufstieg zum Gipfel des Saudehornet bei Orsta mehrere Tourengeher vor uns eine Lawine auslösen, wird klar, dass wir die kommenden Tage früh aufstehen und steile Südhänge meiden sollten. Niemand kommt zu Schaden, aber ein weiteres Mal wird uns klar, dass wir zwar hier sind, um Spaß zu haben, aber dieser sollte sicher sein. Uns dämmert auch langsam, dass unser ursprünglicher Plan von Oslo bis auf die Lofoten zu fahren etwas optimistisch kalkuliert war. Wir kommen mit dem Rad weniger schnell voran und wollen dabei auch nicht auf die guten Skitage verzichten. Nach längerer Überlegung beschließen wir, nicht weiter nach Norden zu fahren, sondern die besten Touren in Sunnmøre und dem benachbarten Romsdal anzusteuern. Das gibt uns die Gelegenheit, auch mehrere Tage an einem Ort zu bleiben und die lokalen Touren zu gehen. Im lokalen Supermarkt Hellesylt, einem kleinen 700-Einwohner Dorf, werden wir auch zum Gesprächsthema, nachdem wir uns an mehreren Abenden am Heizkörper aufwärmen. Der lokale Bergführer berichtet uns von weiteren spannenden Touren, die sich lohnen und für uns steht schnell fest, dass es viele weitere Trips nach Norwegen benötigt, um die immensen Möglichkeiten nur ansatzweise auszukosten. Etwa 1000 Kilometer später befinden wir uns in Åndalsnes. So langsam merken wir den April, denn die kräftigen Sonnenstrahlen verwandeln den Schnee der steilen Südhänge in „Slaps“ – norwegisch für Schneematsch. Beziehungsweise ist das mehrfach angetauter Harsch, der teilweise schwer zu befahren ist. Wir träumen von weiteren Tagen auf Skiern, jedoch sitzt uns die Zeit im Nacken. Daheim in Deutschland wartet wieder die Arbeit und wir müssen uns langsam aber sicher wieder nach Süden orientieren.
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