Bergstolz Issue No. 113

TASMANIEN 17 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 03 |2023 aus dem Boden, die auf so illustre Namen wie „Return To Sender“, „Berms’n’Ferns“ oder „Black Dragon“ getauft wurden. „Wenn man die Leute auf ein Fahrrad setzt, verschwinden all ihre Probleme. Immer mehr Menschen wollen diesem schmalen Band folgen und sehen, wohin es führt“, philosophierte World Trail-Gründer Jacobs damals. Und er sollte Recht behalten. Mit den Trails und der Einweihung 2014 kamen auch die Mountainbiker. Und mit ihnen neue Unterkünfte, Campingplätze, Cafés, Bars und Restaurants. Auch Steve und Tara wagten damals den Sprung ins kalte Wasser, verabschiedeten sich von ihren sicheren Jobs am Festland, suchten sich Investoren und realisierten nach drei arbeitsintensiven Jahren ihren Traum vom Bike-Utopia im Urwald. Am Beispiel von Derby zeigt sich, welches Potenzial und welche Macht der Mountainbikesport hat. Dass der Radsport einem größeren Zweck als Spaß und Erholung dienen kann: der Umgestaltung einer ganzen Gemeinde. Und da heißt es immer, der Fußball vereint die Menschen… Mit der Enduro World Series holten sich die Tasmanier dann 2017 eine der weltweit wichtigsten Mountainbike-Veranstaltungen in ihre Gegend, die sonst nur in legendären Bike-Destinationen wie Whistler, La Thuile oder Finale Ligure stattfinden. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war Blue Derby dick und fett auf der Landkarte der Bike-Community eingetragen. Mittlerweile hat auch das rund 60 Kilometer entfernte St. Helens an der Küste sein eigenes Wegenetz, das mit dem Blue Tier sogar verbunden ist. Das macht den Nordosten Tasmaniens zweifellos zu Australiens führender Mountainbike-Destination. Am nächsten Tag wollen wir einen dieser Verbindungstrails unter die Räder nehmen. Der „Bay of Fires-Trail“ führt vom höchsten Punkt des Blue Tier über 42 Kilometer durch Regenwald und subalpines Gelände, klettert durch riesige Granitfelsen und spuckt die Trail-Marathonisti an der Ostküste in der Bay of Fires Conservation Area nahe St. Helens wieder aus. Dort wartet als Belohnung dann der weiße Sandstrand von Swimcart Beach. Klingt verlockend. Laut Steve ein „epic ride“, den wir auf keinen Fall auslassen dürfen. Es gibt einige Orte auf der Welt, an denen man von den Bergen bis ans Meer biken kann. Doch 42 Kilometer Trailvergnügen am Stück sucht man dort vergeblich. Dementsprechend groß ist unsere Vorfreude, als wir uns zum Startpunkt hoch oben auf dem Blue Tier's Trailhead shutteln lassen. Steve hat uns empfohlen, für unseren Marathon-Trail auf E-Bikes umzusteigen, um sich von den vielen kurzen Gegenanstiegen nicht aus dem Flow bringen zu lassen. In unseren Rucksäcken haben wir reichlich zu trinken und etwas zu essen dabei, denn auf dem langen Weg gibt es nichts außer Wildnis. „Have fun!“, ruft uns Steve zu und tritt in die Pedale. Wir folgen ihm durch den riesigen hölzernen Torbogen des Trailheads. Auf an den Strand! Der Trail führt erst mal recht planiert über den offenen Blue Tier, bevor er kurz darauf in dichten Wald eintaucht. Los geht die wilde Fahrt durch ein Dickicht aus majestätischen Myrtenbäumen, riesigen Baumfarnen und gewaltigen Eschen. Der an sich flowige und recht einfache Trail ist immer wieder gespickt von kleinen Felsenbrocken, die sich wunderbar zum Abziehen und Spielen eignen. Hier und da müssen wir unsere Bikes kurze Anstiege und felsige Stufen hinaufwuchten. Wir bahnen uns den Weg zwischen rundgeschliffenen Granitfelsen hindurch und halten immer wieder mal an, um den Blick über die umliegenden Bergketten und die noch weit entfernte Küstenlinie schweifen zu lassen. Jetzt legt der Trail an Tiefenmetern zu. Handtuchbreit jagt er uns durch alle Grüntöne einer schier endlosen Farnlandschaft. Wir nehmen Fahrt auf und lassen unsere Bikes wie auf Schienen durch die vielen Kurven flitzen und Fotos: Natalie Mendham Fotos: Matt Staggs Fotos: Natalie Mendham Fotos: Stu Gibson

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