Bergstolz Issue No. 113

18 TASMANIEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 03 |2023 ANREISE: Viele Biker ziehen es vor, mit ihren eigenen Bikes zu reisen. Die meisten Fluggesellschaften erlauben 30 kg für Fahrräder. Fahrräder können an Bord der Spirit of Tasmania transportiert werden. REISEZEIT: In Tasmanien kann man das ganze Jahr über Mountainbiken, allerdings kann es in den nassen Wintermonaten zu Sperrungen der Wege kommen. Die Winter sind mit Durchschnittstemperaturen von 0,5 °C bis 10,5 °C mild und die Sommer mit 9 °C bis 19 °C eher kühl. RUMKOMMEN: Autovermietungen bieten eine Reihe von Fahrzeugen für Mountainbiker an, darunter Autos mit Fahrradträgern und Geländewagen mit weichen Heckpolstern. Transfers vom Flughafen zum Trail können von Unternehmen wie Up Down and Around, Premium MTB Transfers und Maydena Express organisiert werden. Drive Ride Explore ist auf Selbstfahrer-Mountainbike-Abenteuer spezialisiert; Tailored Trails bietet Privattransfers und maßgeschneiderte mehrtägige Erlebnisse an; und White Knuckle Mountain Bike hat einen speziell angefertigten Campervan zu vermieten, in dem Fahrräder sicher untergebracht sind. SCHLAFEN: In Derby gibt es eine Reihe von Unterkünften, von einem kostenlosen Campingplatz am Flussufer bis hin zu modernen Gästehäusern. Zu den Unterkünften gehören Dales of Derby, die Platz für bis zu 24 Personen bieten, Derby Lodge, Derby Forest Cabins, Tin Mountain oder Blue Derby River Cabins. Besonderer Tipp: Blue Derby Pods Ride Der dreitägige Blue Derby Pods Ride mit privaten, in den Wald eingebetteten Pods, persönlichen Guides und All-In-GourmetVerpflegung verleiht dem Abenteuer einen Hauch von Luxus. Ab 1.200 EUR. www.bluederbypodsride.com.au ESSEN: Hungrige (und durstige) Radfahrer haben in Derby die Qual der Wahl: Von Frühstücksburritos im Two Doors Down Café und Pizza im The Hub bis hin zu guter, altmodischer Gastfreundschaft im Dorset Hotel und Craft Beer im Side Tracked, einer Pop-up-Bar der örtlichen Brauerei Little Rivers Brewing Co. WEITERE BIKE–LOCATIONS: • St. Helens Mountain Bike Trails // Landschaftlich reizvolle Routen für alle Könnensstufen auf 68 Kilometern Trails und acht Loops. www.sthelensmtbtrails.com.au • Maydena Bike Park // Größter Gravity Park der südlichen Hemisphäre mit 73 Trails und einem Höhenunterschied von 820 Metern. Der Park ist größtenteils steil und technisch anspruchsvoll und eignet sich daher am besten für erfahrene Fahrer. www.maydenabikepark.com GEHEIMTIPP: Wer die Nordlichter faszinierend findet, wird die Südlichter lieben. Die „Aurora Australis“ ist in Tasmanien dank der saubersten Luft der Welt besonders gut zu beobachten. I N F O BOX freuen uns über den erstaunlich guten Grip. Das liegt aber nicht an der weichen Gummimischung unserer Pneus oder an den stabilisierenden Extrakilos unserer motorisierten E-Boliden. Der Grund sind die besonderen Eigenschaften der Erde, die hier als "hero dirt" bekannt ist. Sie speichert die Feuchtigkeit extrem gut und klebt wie Klebstoff an den Fahrradreifen. Wir kleben wie Achterbahnwagen auf dem Trail und pushen unsere Bikes über das launige Auf und Ab durch den dichten Urwald. Nach einer gefühlten Ewigkeit entlässt uns der Trail für kurze Zeit auf eine Forststraße, die uns Zeit gibt, den Trail-Wahnsinn der vergangenen eineinhalb Stunden zu verarbeiten. Während ich mich gedanklich noch in Farnhausen befinde, steigt Lisa in die Eisen und lässt mich beinahe in ihr Hinterrad krachen. Bevor ich fragen kann, was los ist, deutet sie mit großen Augen auf ein mit Moos bewachsenes Wiesenstück nahe der Straße. Ein graues Fellknäuel tapst in aller Seelenruhe über die Wiese und sucht nach etwas Fressbarem.Was wie eine Mischung aus Ewok und übergewichtigem Murmeltier aussieht, ist in Wirklichkeit ein Wombat, erklärt uns Steve. Die „Stealer of Hearts“, wie die kleinen Flauschkugeln hier manchmal genannt werden, sind ausgewiesene Chiller und essen bis zu acht Stunden am Tag. Und das Beste: Sie kacken Würfel! Kein Witz. So richtig ungemütlich wird ein Wombat nur, wenn ein Artgenosse sein Revier angreift. Dann kann es ganz schnell mal zum – Achtung, festhalten! – „Mortal Wombat“ kommen. Wer beim Biken aufmerksam seine Umgebung beobachtet, kann mit etwas Glück weitere exotische Tiere wie Wallabys, das sind etwa 80 Zentimeter große Mini-Kängurus, Kakadus oder natürlich die berühmten Tasmanischen Teufel entdecken. Auf den letzten Trail-Kilometern wird es noch mal richtig spaßig. Schnelle Anliegerkurven wechseln sich mit kleinen Jumplines ab. Hier und da rollt man über einen Granitfelsen oder quert ein kleines Bachbett. Manchmal erleichtern Metallstege die Überfahrt über allzu raues Gelände. Als hätte man Sölden aus dem Ötztal mitten in den Dschungel verfrachtet. Immer schneller rauschen wir durch den grünen Trail-Himmel. Der Spaßlevel steht am Anschlag. Und dann kommt plötzlich etwas, das wir in unserem Endorphinrausch komplett ausgeblendet haben: Das Ende unseres TrailMarathons. Nach ein paar Minuten auf einer Forststraße stehen wir am weißen Sandstrand des Swimcart Beach, klatschen uns dauergrinsend ab und nehmen einen tiefen Zug von der – wissenschaftlich erwiesen – saubersten Luft des Planeten. Epic! Auf dem Rückweg im Shuttle beißen wir in unsere Sandwiches, schlürfen ein Bier aus der Local Brewery und philosophieren über die vergangenen Tage. Über diese fantastische Insel, die früher als Strafkolonie Australiens galt und heute mit ihren vielen Nationalparks ein Naturparadies erster Güte ist. Und über die heilende Kraft des von uns so geliebten MountainbikeSports, der ein ganzes Dorf vor dem Ruin bewahrt und vielen Menschen wieder Hoffnung, einen Job und eine Perspektive gegeben hat. Cheers! Fotos: Stu Gibson Fotos: Adam Gibson Fotos: Natalie Mendham

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