Bergstolz Issue No. 111

36 NORWEGEN Bergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2023 Splitboarding im Jiehkkevárri-Nationalpark Die letzten Jahre in Nord-Norwegen waren einige der besten Splitboard-Jahre meines Lebens. Ich habe mich sowohl als Kletterer, als auch als Rider weiterentwickelt, was es mir ermöglicht hat, an Orte zu gelangen, von denen ich zu Beginn nur träumen konnte.Wenn ich viel Zeit in den Bergen verbringe, habe ich auch die Zeit, über mich selbst, meine Beziehungen, meine Leistungen und meine Ziele nachzudenken. Der Jiehkkevárri ist der höchste Berg in meiner Region, der höchste Berg Nord-Norwegens und der Provinz Troms og Finnmark. Man kann ihn fast immer in der Ferne sehen, wenn man auf einem der Gipfel rund um Tromsø steht. Der Name des Berges stammt von den norwegischen Ureinwohnern, den Nordsamen, und bedeutet "der mit Schnee bedeckte Berg". An allen Seiten des Jiehkkevárri fallen die Faces unfassbar steil ab, aber die eine Line, die wirklich ins Auge sticht, ist die Südwand, auch „Arctic Brenva“-Wand genannt. Dieses Face wurde 1979 von David Nicholls zum ersten Mal geklettert. Mein Rab-Botschafterkollege Eivind Jacobsen und ein guter Freund von mir, Finn Hovem, haben sie 2020 mit Skiern befahren. Als ich meine Freunde von ihrem Abenteuer erzählen hörte und all das Filmmaterial sah, wusste ich sofort, dass ich so etwas unbedingt selbst erleben wollte. Mein Ziel für diese Saison war es daher, drei verschiedene Lines auf dem Jiehkkevárri zu fahren, mit dem Artic Brenva Face als Hauptziel. Alle drei Lines sollten Erstbefahrungen mit dem Snowboard sein. Erreichen der Artic Brenva-Wand Nachdem ich dasWetter und die Schneeverhältnisse über Monate genau beobachtet hatte, tauchte ein Wetterfenster in der Vorhersage auf. Ich beschloss, es mit ein paar Freunden zu versuchen. Es würde ein Abenteuer sein, auf dem Gletscher direkt unter der Wand zu zelten. Nachdem wir unsere Schlitten sieben Stunden lang gezogen hatten, tauchte der Jiehkkevárri plötzlich auf. Da war sie, die Brenva-Gletscherwand, die 1.000 Meter senkrecht in die Luft ragte, mit verrückten Spines, No Fall Zones, Fels und Eis. Mein Herz blieb für einen Moment oder so stehen, als mir bewusst wurde, was ich mir für eine Line ausgesucht hatte. Ich dachte darüber nach, was alles schief gehen könnte. Das Errichten unseres Nachtlagers lenkte mich gerade so weit ab, dass ich meine Bedenken wegschieben konnte, aber als die Dunkelheit hereinbrach und ich mich in meinen flauschigen Schlafsack kuschelte, kehrten die Zweifel zurück. Das andauernde tiefe Grollen und Rumpeln der massiven Seracs, die abbrachen, half auch nicht direkt beim Einschlafen… 4 Tage, 0 erfolgreiche Besteigungen Am nächsten Morgen wachte ich auf, als die ersten Sonnenstrahlen auf mein Zelt fielen. In dieser Sekunde wurde mir klar, dass ich die Chance verpasst hatte, mein Hauptziel für diese Saison zu befahren. Als ich die warme Sonne auf meiner Haut spürte, die die Südwand bereits bearbeitete,

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