Bergstolz Issue No. 110

50 SPIELBERG Bergstolz Ski & Bike Magazin • 08 | 2022 …zurück zur Barriere.Wie der Spielberg zu seinem vielsagenden Namen gekommen ist, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Schwer vorstellbar, dass die Namensgeber unseren Blick auf das Nord-West Face im Sinn hatten. Wahrscheinlicher wäre wohl eine spät abendliche Karten-Runde in einer Alm mit „Haus und Hof Einsatz“. Aber das ist reine Spekulation. Und hat nichts damit zu tun, dass der Spielberg seit Jahrzehnten Menschen anzieht und lokalen Pionieren wie Christian Pletzenauer die Tür in diese Welt geöffnet hat, wenn auch dazumal noch auf zwei Brettern. Es ist nicht verwunderlich, dass aus einer anfänglich leichten Anziehung mit den Jahren eine Sehnsucht entsteht, die einen nicht mehr loslässt, wenn man Tag für Tag auf diesen eindrucksvollen Berg starrt und dabei immer neue Lines entdeckt. Diesen Berg zu befahren ist jedes Mal an sich schon eine Genugtuung, aber da gibt es noch den Gedanken an diese eine Line direkt vom Gipfel, der sich wie ein Virus festgesetzt hat und sich einfach nicht mehr abschütteln lässt. Mit jedem Blick auf den Berg überschlagen sich meine Gedanken: „Geht das? Hmmm, müsste eigentlich schon möglich sein!“ Aber wissen kann man es erst, wenn man es versucht. Ich habe mir eine Erstbefahrung in den Kopf gesetzt. Ein Vorhaben, dass einem wahren Abenteuer gleicht, wenn man bedenkt, dass noch niemand zuvor diesen Versuch gewagt hat. Auf der Suche nach dem „Warum“ Warum tun wir das eigentlich? Uns selbst in Gefahr zu bringen. Und weshalb finden wir ein gewisses Risiko vertretbar? Ich fühle bei meinem Abenteuer in mich hinein und höre ganz genau hin: Was hat es nur damit auf sich? 05.30 – Die Qual des ersten Schrittes In den Tiefen der REM-Schlaf-Phase gibt es nichts Schlimmeres, als diesen verschis…. gemeinen Wecker schrillen zu hören. Da mag die Vorfreude noch so groß sein. Warum zur Hölle ist es so verdammt schwer, den Fuß auf den Boden zu stellen und den ersten Schritt in Richtung Bad zu gehen. Ein kluger Mann meinte mal dazu: „Der Geist ist willig, as Fleisch schwach“. Dennoch lasse ich meine Gedanken, einfach weiterzuschlafen, nicht siegen, denn ich habe heute etwas Besonderes vor. Die Bilder in meinem Kopf an den bevorstehenden Tag lassen mich nicht mehr los und so fällt das Aufstehen zunehmend leichter, wenn auch widerwillig. Prinzip Hoffnung ist auch dieses Mal reizvoller, als den Träumen weiter in der Horizontalen hinterherzujagen. Denn die Hoffnung darauf, dass es heute klappt, wiegt schwerer. Heute ist nicht mein erster Versuch. In den letzten neun Jahren waren es derer gleich fünf. Klappt es diesmal? Lohnt es sich? Oder wird es heute wieder einen Grund für einen Abbruch geben, wie die letzten paar Male? Man möchte meinen, bei so vielen Anläufen stellt sich eine gewisse Routine ein, aber die Fragen, die

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