Bergstolz Issue No. 102

20 ENGELBERG Bergstolz Ski & Bike Magazin • 12 | 2021 Das Gefühl für den Tiefschnee bekam der Göteborger erst während seines Ingenieur-Studiums. Von einem auf den anderen Tag war ihm nach dem Uni-Abschluss klar, dass er alles machen möchte, nur nicht jeden Morgen in eine Firma marschieren, acht Stunden schuften und abends wieder nach Hause zu fahren. Er wollte ein „Ski-Bum“ sein, also eine Art Vagabund, wenn auch nicht lange. Vielleicht nur so ein, zwei Jahre. Das war sein Plan. „Den ganzen Tag durch den Schnee zu shredden, abends Vollgas Party zu machen – das finden wir Schweden als Lebenseinstellung gar nicht so schlecht“, sagt Enander lachend. Heute ist der WahlSchweizer – und da gibt es keine zweite Meinung – der erfolgreichste, angesehenste und begnadetste Ski-Fotograf auf diesem Planeten. Das Who is Who der Sportartikelszene steht bei Enander für seine Fotos Schlange, aber nicht nur: Brausefirmen (Red Bull) oder Luxus-Häuser (Moncler) engagieren ihn ebenso wie beispielsweise Philips, für die er die Kampagne „Fange den Traum“ mit einzigartigen fluoreszierenden Ski-Aufnahmen schoss, im „Art Mode“- Modus zeigt der Global Player Samsung Oskars Kunstwerke auf seinen TV-Bildschirmen der Serie „The Frame“. „Mit Superlativen bin ich vorsichtig“, sagt Rüdiger Schrader vom Verband der Deutschen Gesellschaft für Photographie. „Aber die Bilder von Oskar überziehen mich regelmäßig mit einer Gänsehaut“, sagt Schrader, der an Journalisten-Schulen dem Nachwuchs erklärt, was ein gutes Bild ausmacht. So folge Oskar seinem unnachahmlichen Gespür für die Ästhetik der Natur bis in die entlegensten Winkel der Berge. Und dabei befolgt er nur das simpelste Gesetz der Fotografie: Licht und Linien zum Bild zu komponieren. Das tut er – Achtung Superlativ – laut Schrader, dem einstigen „Director of Photography“ von „Stern“ und „FOCUS“, in unerreichter Qualität. Wie kam es aber dazu? Eine grandiose Skisaison sollte es werden. Also kaufte sich Oskar, damals 24 Jahre alt, im Sommer 2002 mit zwei Freunden einen alten VW-Bus und fuhr los. Von Göteborg nach St. Anton am Arlberg, 1.667 Kilometer, mit 80 Sachen pro Stunde. Es dauerte. Kaum waren sie angekommen, wurden sie wieder verjagt. „Here! No! Camping!“, lautete die klare Ansage des Dorfpolizisten. Die drei Jungs fuhren noch direkt in der Nacht weiter – nach Engelberg. „Ich hatte in einem Magazin was darüber gelesen, und wir dachten: Die haben dort wenigstens einen Campingplatz.“

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