Kaunertal – all you can ski
In der vergangenen Saison freute ich mich besonders auf das FreerideTestival im Kaunertal, da ich vorher noch nie in dieser schönen Region Tirols war und das Event am 30. und 31. März 2019 mein erster Besuch am Gletscher in den Ötztaler Alpen wurde. Aus diesem Grund musste ich auch die Route für die Anreise von meinem Heimatort Altenmarkt im Pongau googeln. Die Fahrzeit bis zu den Gletscherbahnen wurde mir mit über vier Stunden angegeben, weshalb ich doch überrascht war, dass ich bereits nach knapp drei Stunden am Talanfang angekommen war.
Zuerst dachte ich, Google Maps liegt falsch, die Angabe von über vier Stunden Fahrzeit konnte nicht stimmen. Wie sich dann aber herausstellte, fährt man fast eine volle Stunde von Feichten, dem letzten Ort vor dem Gletscher bis zum Parkplatz ganz oben bei den Skiliften. Wegen der vielen Serpentinen, aber auch wegen der Straße, die manchmal so schmal ist, dass man bei Gegenverkehr stehen bleiben oder ausweichen muss, kann man nur sehr langsam fahren. Das Internet war also doch schlauer als ich und ich kam erst nach ca. 4:20 Stunden am Gletscherparkplatz an. Allerdings waren die letzten 50 Fahrminuten auf dieser faszinierenden Gletscherstraße bereits ein Erlebnis. Sie wurde von 1979 bis 1980 ausgebaut, ist mautpflichtig und führt mit 29 Kehren 26 Kilometer vorbei am Gepatsch Stausee, eingebettet in einer spektakulären Berglandschaft, bis auf 2.750m zum Skigebiet “Kaunertaler Gletscher”.
Die Erweiterung der Gletscherstraße war sicher der Start für dieses weitläufige Schigebiet. Davor war der Kaunertaler Gletscher hauptsächlich das Ziel für Snowboarder, die zu den Anfängen des Snowboardens in anderen Gletschergebieten nicht so willkommen waren. Das Testival Gelände, mit den vielen Zelten und Flaggen der Veranstalter und Ausrüsterfirmen bietet einen tollen und herzlichen Empfang. Hier haben alle Freerider und Touring-Begeisterte die Möglichkeit, ein ganzes Wochenende das aktuellste und beste Material auf Teufel komm raus zu testen und das, bevor es vom Handel zum Kauf angeboten wird. Da viele der Freeride Hänge am Kaunertaler Gletscher wieder direkt zum Testival Gelände zurückführen, haben die “Tester” die Möglichkeit, problemlos das Material zu tauschen und so viel wie möglich auszuprobieren.
Ein besonderer Service beim FreerideTestival ist eine Pistenraupe, die Sportlerinnen und Sportler direkt zum Einstieg einer der längsten Abfahrten am Gletscher bringt. Diese Variante endet allerdings unterhalb der Talstationen an der Straße am Fernergries. Auch kein Problem, BMW bietet einen Shuttle Service zurück zu den Talstationen der Lifte. Wer keine Möglichkeit hat am FreerideTestival teilzunehmen und diese Variante trotzdem fahren will, hat leider den “Pistenraupenservice” nicht zur Verfügung und muss 20 – 30 Minuten aufsteigen, um zum Einstieg in diese Variante zu kommen. Unten angekommen gibt es auch den “BMW Service” nicht, jedoch fahren gratis Skibusse. Um nicht unnötig lange warten zu müssen, sollte man sich vorher einen Fahrplan organisieren. Wer sich alleine eine Freeride Tour nicht zutraut, hat am FreerideTestival die Möglichkeit zwischen verschiedenen Touring Gruppen und Angeboten zu wählen. Ich war mit Christoph, unserem Schiführer, für das Peak Performance Freeride Touring Ladies Special verantwortlich, das heißt, Christoph und ich waren an diesem Wochenende nur mit Mädels unterwegs, was zumindest Christoph, glaube ich, sehr genossen hat. In meiner Mädelstruppe war zwischen 18 und 50+ alles vertreten, von der Freetouring-Einsteigerin bis zur erfahrenen Offpiste-Fahrerin. Wie der Name schon sagt haben wir zuerst die Lifte genutzt und sind anschließend die letzten Höhenmeter noch aufgestiegen – um wirklich jeden Tiefenmeter mitzunehmen. Ich hab es sehr genossen, den Ladies Tipps zur Skitechnik zu geben oder auch von Christoph zu hören, wie sich seine Entscheidungen, einen Hang zu befahren oder zu vermeiden, gebildet haben. Im Endeffekt war‘s nicht nur für mich ein äußerst spannendes Freeride-Wochenende, sondern auch für die Teilnehmerinnen: Wer Gas geben wollte, konnte das tun, wer es gemütlicher angehen lassen wollte, ebenfalls. Denn im weitläufigen Gelände finden sich überall sichere und gut einsehbare Meeting-Points, an denen sich die Gruppe wieder treffen kann. Das FreerideTestival war ein mega lustiges Wochenendemit tollen Leuten und perfekten Freeride Bedingungen. Deshalb freute ich mich umso mehr, als ich die Nachricht bekam, dass ich mit dem K2 Alliance Team im April noch einmal für ein Wochenende ins Kaunertal durfte. Mit Vreni und Marie, beide Mitglieder von unserem K2 Alliance Team, wurde auch ich eingeladen, das neueste Material zu testen und Werbeaufnahmen zu machen.
Diesmal übernachteten wir im Gepatschhaus, das sich auf 1.928 m, nur 15 Fahrminuten von der Talstation der Seilbahnen, befindet. Gut ausgeschlafen und nach ausgiebigem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu den Liften. Mit dem Weisseeferner Lift und der Karlesjochbahn gelangt man direkt zur Grenze nach Italien. Besonders am Dreiländerblick an der Bergstation der Karlesjochbahn kann man sich bei schönem Wetter kaum am Panorama sattsehen: Es bietet sich ein herrlicher Ausblick in den Süden und wer will, kann einige Schritte über die Grenze spazieren oder sogar nach Italien abfahren. Dazu braucht man allerdings Touring Equipment, da es keine Lifte gibt, die von Italien wieder zurück auf den Gletscher führen. Wir, von K2 bestens ausgestattet, ließen uns einen Ausflug nach Bella Italia natürlich nicht entgehen.
Vreni, Marie und ich entschieden uns gemeinsam mit unserem Guide Stefan für die Langtaufers Variante hinunter nach Melagg in Südtirol. 1.360 Tiefenmeter feinstes Gelände in wunderbaren Bedingungen abzufahren, macht schon richtig Laune! In den Rinnen fanden wir sogar noch richtig guten Powder und demnach war die Stimmung am Ende des Runs, wo wir uns komplett alleine in einem Kessel wiederfanden, nicht zu toppen. Fett grinsend stiegen wir nach einer kleinen Brotzeit wieder zurück ins Skigebiet auf und gönnten uns an unserem Bulli eine Erfrischung.
Der Bulli, ein umgebauter, alter VW Bus, war auch mittags immer unser Treffpunkt und erwies sich als Alleskönner: Küche, Chillout Lounge und Model für die Werbeaufnahmen. Hier konnten wir Mädels immer wieder Kraft tanken, bevor es am Nachmittag wieder auf den Berg ging.
Auch dieses Wochenende am Kauntertaler Gletscher verging wieder viel zu schnell. Besonders in Erinnerung bleiben mir die vielfältigen Varianten, die alle eine spektakuläre Aussicht über die wunderschöne Gletscherlandschaft bieten.