Bergstolz Issue No. 93

N A C HWU C H S 29 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 10 | 2020 Es gibt immer mehr Freeride Nachwuchs. Ein Trend der sich abzeichnet. Kanada und die USA waren viel- leicht die ersten Länder, in denen private und kom- merzielle Freeride Teams entstanden sind. In Kanada und in den USA gibt es sogar Schulen mit dem Schwerpunkt Freeride. Im europäischen Raum sind sicher die Franzosen mit ihren großen Skischulen die Stärksten, welche Freeride Teams ganzjährig be- treuen. Die Eltern der Juniors müssen hier in die Ta- sche greifen, um den Kids das Freeriden zu ermöglichen. Ähnlich ist es in der französischen Schweiz. Dort gibt es schon seit Jahren Freeride Teams, welche die Berge unsicher machen.Weltweit ist die Nachwuchsarbeit in der Sparte Freeride jedoch selten bis gar nicht in den traditionellen Skiverbänden integriert. Das hat den Vor- teil der Unabhängigkeit, jedoch hat es den Nachteil, dass in der Nachwuchs Arbeit wenig bis keine öffent- lichen Mittel an die Teams fließen. Trifft man solche Teams bei den Junior Contests, kann man immer beobachten, dass dies sehr, sehr gut funk- tioniert. Man sieht, dass die Jugendlichen Spaß haben, sie lernen kreativ zu sein, sie pushen sich gegenseitig und den Ordnungsrahmen gibt der Coach vor. Der Coach hilft den Jugendlichen, dass sie sich „sicher“ entwickeln können. Den öfters genanntenWiderspruch aus Team und dadurch keine Freiheit zu haben kann man nicht erkennen. Eher kann man erkennen, dass die Juniors heilfroh sind, Gleichgesinnte zu haben mit denen sie ihrer Leidenschaft nachgehen können. Im deutschsprachigen Raum stecken wir hier noch in den Kinderschuhen. Beim Skiclub Arlberg haben wir vor vier Jahren mit der Freeride Abteilung begonnen. Es ist ein sehr großer Skiclub und darum konnten wir von Beginn an mit einem seriösen Training starten. Das Sommer- und Herbsttraining variiert zwischen Berg- sport, Mountainbike, Trampolin, Krafttraining, Banger- park – einer Schanze mit Airbag Landung - und Turnen. Es ist also ein bunter Mix aus freerideähnlichen Akti- vitäten, die meist auch die mentalen Fähigkeiten för- dern. Ähnlich dem Skifahren. Vielseitigkeit steht an oberster Stelle. Im Winter geht’s dann zwei Mal in der Woche auf Schnee. In den Ferien jeden zweiten oder mindestens dritten Tag in der Gruppe. Zwischen den Trainings tref- fen sich die Jungs (leider noch keine Mädels) in Klein- gruppen und gehen natürlich selbst Ski fahren. Die Passion ist groß. Wir gehen jetzt in den viertenWinter. Es ist eine Erfolgs- geschichte. Gerade bauen wir die nächste Generation auf und führen sie an die „Großen“ ran. Ich kann be- obachten, das Training fühlt sich nicht wie Training an für diese positiv „verrückten“ Jungs. Es ist eher, dass wir gemeinsam kleine Abenteuer erleben. Ich versuche ihnen alles sorglos und ungefährlich beizubringen. Schritt für Schritt. Mit 18 Jahren sollen sie selbständig sein. Sie sollen dann ihren Weg weiter gehen und meine Funktion als Trainer wird sich dann verändern. Der Titel Trainer und Mentor ist dann eher angebracht. Natürlich fahren wir zu Freeride Junior Contests. Die meisten Jugendlichen wollen sich mit Gleichgesinnten messen. Das fördert auch das Können und steigert das Niveau in der Gruppe. Die teilweise extrem Talentierten fahren um den Sieg mit. Die anderen haben genauso Spaß, denn ihr Run im Contest ist auch hier das per- sönliche Erlebnis. Das Schöne am Sport Freeride ist ja, dass jeder auf seine Art bei den Fahrten ein intensives Glücksgefühl erleben kann. Ich als Trainer darf sie hierbei begleiten, darf sie führen und ihre Kreativität beobachten und fördern. Fehler sind willkommen und helfen in der Entwicklung. Mein Job ist es einzuschreiten, wenn es gefährlich wird. Da muss ich da sein und das im Vorhinein verhindern. Ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Skiclubs in Öster- reich und Deutschland auf diesen wunderbaren Zug aufspringen. Denn eines kann ich garantieren: Jeder, der diese Jahre im Team mit uns verbracht hat, wird ein junger Erwachsener sein mit totaler Leidenschaft zum Freeriden. Und der ein oder der andere kann es ja mal ganz nach oben schaffen! Ich hätte es genos- sen, wenn ich als Jugendlicher so einen Support ge- habt hätte. Auf die Leidenschaft Freeride! » #Stefan Häusl Freeride Coach, 9 Jahre Fahrer auf der Freeride World Tour, Vater einer „freeridenden“ Tochter @stefanhausl www.stefanhausl.com Foto: Mia Knoll Foto: Mia Knoll Foto: Hanno Mackowitz

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