Bergstolz Issue No. 78

SIBIR IEN dem Pistengerät viele verschiedene Gipfel zu erreichen und trotz der geringen Höhe abwechslungsreiche Ab- fahrten bietet. Bei schlechter Sicht sorgen die Birken- wälder für guten Kontrast. Unsere Guides erklärten uns das Gelände und gaben die Spur vor. Bei 20cm Neu- schnee freuten wir uns über einen perfekten Tag in Si- birien. Um keine Zeit zu verschwenden, gab es das Mittagessen im Cat auf demWeg nach oben. Den un- verspurten Schnee mussten wir uns lediglich mit ein bis zwei anderen Cats und Snowmobilern teilen, die die verschneite Landschaft auch zu ihrem Spielplatz er- klärt hatten. Driu erzählte mir, dass sich Snowmobilen für viele Einheimische zum Freizeitsport entwickelt hat. Früher war er Snowboarder, im Sommer auf dem Dirt- bike unterwegs. Obwohl es den Rest der Woche nicht mehr schneite, fuhren wir jeden Tag durch 15 bis 20cm unverspurten Pulver. Zu verdanken war dieser sibirische Zauber dem Wind, der uns immer wieder Schnee verfrachtete und natürlich unseren Guides, die wussten, wo dieser Schnee zu finden war. Problematisch war durch den Wind nur das Anziehen der Schier am Berg. Es bestand immer die Gefahr, dass einem die Schier aus der Hand gerissen wurden. Zwischen fünf und sechs Uhr ging es zurück in die Lodge, wo wir jeden Abend mit einem tollen Abend- essen empfangen wurden. Es fehlte uns an nichts.Wer allerdings nicht zum Frühstück-, Mittag- und Abend- essen verschiedenste, oft schwer definierbare Versio- nen von Fleisch essen wollte, sollte im Voraus für zumindest ein bis zwei Tage vegetarische Mahlzeiten bestellen. An einem Abend beschlossen wir, unsere Guides auf ein Abendessen in das (einzige) Restaurant im Ort einzuladen. Es wurde uns Rentier Steak emp- fohlen (Fleisch, was sonst) und da wir kein Wort auf der Speisekarte lesen konnten, kamen wir dieser Emp- fehlung gerne nach. Das Steak war ausgezeichnet und wie geplant wollten wir nach dem Essen die Rechnung für unsere Guides übernehmen. Allerdings wussten Tash und ich (die zwei einzigen Mädels der Gruppe) nicht, dass es für Russen (zumindest die unserer Gruppe) nicht üblich ist, geradezu kränkend, sich von Frauen einladen zu lassen. Das ging so weit, dass wir nicht einmal unser eigenes Essen bezahlen durften. Selbst als wir uns später an der Bar mir einer Runde Wodka revanchieren wollten, wurden wir zuerst einmal vom Barkeeper fassungslos angesehen und mussten einem unserer Jungs Geld zustecken um für uns zu be- zahlen. Gott sei Dank haben Australier und Österrei- cher keine Probleme damit, sich von Frauen einladen zu lassen ;) Als die Russen jedoch herausfanden, dass ihr Wodka von uns Mädels bezahlt wurde, konnten sie die Bar nicht verlassen ohne vorher noch einmal eine Runde zu zahlen. DieWoche in Sibirien war ein unvergessliches Erlebnis. Kulinarisch, weil ich noch nie zuvor so viel Fleisch ge- gessen habe. Landschaftlich, wegen des sympathi- schen kleinen Dorfes und der wunderschönen Berglandschaft die es umgibt und nicht zuletzt wegen der neuen Freundschaften, der sympathischen Einwoh- ner von Priiskovoe und des tollen Teams von Skiing in Russia. 40 Bergstolz Ski & Bike Magazin • 10 | 2018

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