Bergstolz Issue No. 125

20 ARLBERG Bergstolz Ski & Bike Magazin • 07/2024 Nach vier intensiven Abfahrten stand nur noch der letzte und gleichzeitig längste Aufstieg zum Göttercouloir bevor. Die Beine waren schwer, und über 2.000 Höhenmeter lagen bereits hinter Nadine und ihrem Team. Doch zu wissen, dass Dino bereits oben auf dem Gipfel auf sie wartet und schon vorgespurt hatte, pushte sie enorm. „Zu wissen, dass Dino dort oben schon bereit war, hat wirklich geholfen. Es war wie ein Ziel, das plötzlich greifbar war.“ Als das Team schließlich den Gipfel des Göttercouloirs um 18:40 Uhr erreichte, war die Erleichterung und Euphorie spürbar. „Es war ein unglaubliches Gefühl, dort oben zu stehen. Die Sonne war bereits untergegangen, aber die Energie und Freude, es bis hierhin geschafft zu haben, waren riesig.“ Doch der Tag war noch nicht vorbei: Der letzte Abfahrtsrun musste im Dunkeln, nur mit Stirnlampen, bewältigt werden. „Wir sind vor 15 Stunden in der Dunkelheit gestartet und haben in der Dunkelheit abgeschlossen.“ From Dawn till Dusk – mehr kann man aus einem genialen Skitag wirklich nicht herausholen. Teamarbeit und mentale Stärke Die Mission war mehr als nur ein körperlicher Kraftakt – sie verlangte emotionale Flexibilität und Vertrauen im Team. „Für mich war der Tag schon nach den ersten zwei Lines ein Erfolg“, sagt Nadine. Der Schlüssel lag darin, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen, ohne sich von Ehrgeiz oder Druck treiben zu lassen. „Sicher ist es cool, wenn man das Ziel erreicht, welches man sich gesteckt hat, aber ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist für mich bei solchen Projekten die emotionale Flexibilität. Die Brechstangentechnik ist meist nicht die richtige. Es ist nie 100% sicher, sobald Schnee vorhanden ist, habe ich ein gewisses Risiko.“ Das Team funktionierte wie eine gut geölte Maschine. „Im Team unterwegs zu sein bedeutet, dass man die menschliche Komponente nicht vergessen darf“, erklärt Nadine. Kommunikation und Vertrauen waren entscheidend, um die Herausforderungen des Tages gemeinsam zu bewältigen. Fazit Nadine Wallners epische Herausforderung zeigt, dass große Abenteuer oft direkt vor der eigenen Haustür warten. Mit einer perfekten Mischung aus Vorbereitung, mentaler Stärke und Teamarbeit bewies sie, dass der Arlberg nicht nur ein FreerideParadies ist, sondern auch die ideale Bühne für persönliche Meilensteine. Ihr „Backyard“ – der Arlberg – bleibt ein Ort, an dem sie noch viele weitere Abenteuer plant. I N F O BOX BACKYARD Die zweifache Freeride-World-Tour-Champion Nadine Wallner nimmt es mit fünf der anspruchsvollsten Big-Mountain-Lines am Arlberg auf – und das an nur einem Tag. Um all diese Abfahrten zu verbinden, muss Nadine 29 km und über 3000 Höhenmeter in ihrem "Backyard" bewältigen. FREERIDE–ANSATZ Das Ziel war es, diese Mission im Freeride-Stil zu bewältigen. Das bedeutet: Freeride-Ausrüstung und schnelles Abfahren. Um jedoch die Strecke von 29 km und über 3000 Höhenmeter zu bewältigen, mussten sie Ausrüstung wählen, die sowohl stabil genug war, um gut zu fahren, als auch leicht genug, um die Distanz zu meistern. Kurz gesagt: Sie mussten sich anpassen und die gesamte Mission im Blick haben, nicht nur einzelne Abfahrten. BACKYARD: wird bei der EOFT Tour 2024 gezeigt

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