Bergstolz Issue No. 110

R I DERPROFI LE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 08 | 2022 MAX HITZIG „Mit Ski an den Füßen habe ich das Gefühl, eine Superkraft zu besitzen“ Alter: 20 Homespot: Silvretta Montafon Sponsoren: K2 Skis, BCA, Montec Highlight: 1. Platz FWT Fieberbrunn Qualifizierung für die FWT 2023 Ziele: 1. Platz FWT Media: @maxhitzig maxhitzig Foto: Germain Arias-Schreiber Foto: Anton Breyr 41 „Man hat nur einen Versuch, um die perfekte Route zu wählen und so viel wie möglich von seinem Können zu präsentieren, ohne dass man die Strecke davor kennt“, sagt Max Hitzig im Interview. Diese eine Chance zu ergreifen, wenn sie sich einembietet, das kann der Montafoner offenbar ziemlich gut: Über eine Wildcard zu einem Startplatz für den Freeride World Tour Stopp in Fieberbrunn 2022 gekommen – sein erster Start bei der FWT wohlgemerkt – begeistert er Judges und Publikum gleichermaßen und holt sich direkt den Sieg. So geradlinig das erscheinen mag, der Weg nach Fieberbrunn war es nicht direkt: Max bekam für den 4*-Qualifier im Montafon eine Wildcard, stürzte aber in seinem Run. „Mein Ziel war ein Podiumsplatz und damit ein Platz in den Finals – Traum geplatzt. Da hab ich echt gedacht, das wars jetzt mit meiner Skikarriere“, erinnert er sich zurück. „Aber nur eine Stunde später hatte ich eine Wildcard für einen 3*Qualifier in der Schweiz in der Tasche. Den hätte ich glatt gewonnen, wenn ich nicht ein gesperrtes Cliff gesprungen wäre.“ Während des Contests war eine Lawine abgegangen und eine Sektion des Faces wurde gesperrt. Da der Starter das aber nur auf Französisch bekannt gab, bekam er die Info nicht mit, fuhr seine Line und wurde anschließend disqualifiziert. Dafür – Überraschung – bekam er eine Wildcard für den anschließenden 4*-Bewerb, bei dem er endlich am Podest ganz oben landete. Danach in Jasna wurde er Zweiter und hatte das Ticket für die Freeride World Tour 23 in der Tasche. „Und dann hab ich noch die Wildcard für Fieberbrunn bekommen“, lacht er. „Am Start fühlte ich mich zuerst nicht so gut, aber dann kam die Sonne raus. Es hört sich vielleicht komisch an – wenn das Wetter gut ist, dann fühlen sich die Landungen weicher an und alles wirkt irgendwie einfacher. Und ja, am Ende hats ja ganz gut hingehauen für mich.“ Max grinst. Das Ziel, Profi-Freerider zu werden, hatte der gelernte Elektrotechniker sich schon mit 14 in den Kopf gesetzt. „Die Ausbildung hab ich beendet. Aber für mich war seit damals klar, dass ich das mit dem Skifahren so lange probiere, bis es klappt“, erklärt er. Die Liebe zumSkifahren und zu den Bergen wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt: „Mein Papa ist Bergführer und Skilehrer, ich war noch nicht mal zwei Jahre alt, als ich das erste Mal auf Ski stand. Im Kindergarten dann bin ich am Nachmittag auch immer mit meinem Papa mitgefahren“, erzählt er und berichtigt: „Ehrlicherweise bin ich oft gar nicht im Kindergarten gewesen, sondern schon in der Früh mit ihm zum Skifahren gegangen.“ Die klassische Rennkarriere im Skiclub hat ihn hingegen nie interessiert: „Die haben mich eher genervt damals, da wollte ich nicht dazu gehören. Mein großer Bruder hat dann irgendwann mit Freestyle angefangen, da bin ich mit. Aber da wir mit meinen Eltern schon so früh auch immer im Gelände waren, war für mich der Weg zum Freeride eigentlich vorgezeichnet. Skifahren gibt mir das Gefühl der Freiheit. Nur ich, meine Ski und die Natur - mehr braucht es nicht.“ Entsprechend früh kam Max auch in Berührung mit den Schattenseiten des Freeridens. „Unser Vater hat uns von klein auf den Umgang mit alpinen Gefahren nähergebracht“, erzählt er. „Trotzdem, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, waren wir alleine, ohne Eltern unterwegs. Es hatte einen 4er, wir hatten Spaß im Powder und glaubten, dass schon nichts passieren würde. Wir haben aber jede Menge Lawinen losgetreten, glücklicherweise ist nicht mehr passiert. Zuhause waren meine Eltern dann sehr ruhig, sie haben mir klar gemacht, wie gefährlich sorgloses Verhalten am Berg sein kann. Und da hats bei mir ‚klick‘ gemacht. Ich bin seitdem nie mehr wieder in eine solche Situation gekommen.“ Seinem Enthusiasmus fürs Freeriden hat das dennoch keinen Abbruch getan: „Mich reizt der Adrenalinschub, den ich bekomme, wenn ich mit voller Geschwindigkeit einen Hang hinunterfahre oder ein Cliff springe. Sobald ich mir meine Ski an die Füße schnalle, habe ich das Gefühl, eine Superkraft zu besitzen. Ich kann nicht mehr nur den Berg hinab laufen, ich fahre, ich fliege, bis ich wieder am Boden ankomme.“ An den Contests gefällt ihm der Ansporn durch die Konkurrenz, aber: „Eigentlich geht es bei den Wettbewerben nicht nur darum, gegen die Mitstreiter zu fahren, sondern auch gegen den Berg. Man hat nur einen Versuch. Die Challenge ist es, die mich begeistert.“ Challenge, Adrenalin, Konkurrenz – Ehrgeiz ist Max Hitzig sicher nicht fremd. Im Gespräch bekommt man allerdings das Gefühl, dass der es nicht ist, der ihn als Freerider auszeichnet. Viel eher schon eine selbstbewusste Mischung aus Freude am Skifahren, einer gewissen Bescheidenheit und dem Wissen um das Glück, genau das tun zu können, was er liebt: „Ja klar will ich der Beste sein! Aber ich mache mir nicht zu viel Druck, sondern versuche einfach Spaß auf der Tour haben. Das wird ein Abenteuer für mich, und ich möchte zeigen, was ich kann.“ Wie er seine Lines anlegen will? „Grad runter. Früher wollte ich immer superkreativ fahren, aber die ‚alten Hasen‘ haben mir beigebracht, dass es am besten in der Falllinie läuft.“ Ziemlich geradlinig also – passt zu ihm. Und wenn es so geradlinig weitergeht wie bisher, dann dürften wir von Max Hitzig in den kommenden Jahren noch einiges hören. Foto: Dom Daher

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