Bergstolz Issue No. 107

FAMI LY SHRED / / LEOGANG Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 26 Was brauch ich als „Family Shred“-Papa, um die ganze Familie während eines Bike-Wochenendes glücklich zu machen? Klar, einen Bike Park, der für jeden meiner Jungs was zu bieten hat. Kurze Wege. Einen Shop für Vergessenes. Eine coole Bike Schule. Ein schönes Hotel, am besten mit Pool und schöne Berge und Wanderwege für die nicht ganz so „Shred-begeisterte“ Mama. Kann der „Epic Bike Park Leogang“ all diese Wünsche erfüllen? Es ist wie immer im August in Tirol bzw. dem Salzburger Land: Da wo ich im Winter Richtung Fieberbrunn oder Saalbach freie Fahrt habe, ist jetzt halb Deutschland unterwegs. Und natürlich muss der gemeine deutsche Sommerfrischler jede Kuh am Straßenrand, jeden tollen Ausblick auf den Walchsee und jeden Berggipfel ausgiebig diskutieren und dafür natürlich die Geschwindigkeit reduzieren. Mich nervts! Ich will ankommen und nicht unterwegs sein. Aber es hilft nix. Und ich habe ja die Familie dabei und Räder hinten drauf! Ohne die dürften wir wahrscheinlich auch gar nicht auf den großen Parkplatz an der Asitzbahn einbiegen. Es steht zwar kein Türsteher da, der einen mit „Heute nur für Biker“ abweist, aber ohne Bikes auf dem Heckträger würde ich mir schon irgendwie nackt vorkommen. Hütten, der Ortsteil von Leogang in dem der Übungspark, die Asitzbahn und auch unser Hotel „Die Riederalm“ liegen, ist schwer in Bikerhand. Es ist schon beeindruckend, was in den letzten Jahren hier im Leoganger Tal entstanden ist. Mit sieben Bergen, neun Bergbahnen und über 80km Trails gehört Saalfelden Leogang zusammen mit Saalbach Hinterglemm und Fieberbrunn zur größten Bike-Region Österreichs. Speziell der Riders Playground mit Pumptrack, zahlreichen Übungs- und Flowlines, eigenem Schlepplift und Jumpkissen begeistert die Jungs und beschleunigt so das Einchecken und Zimmer beziehen – begleitet natürlich vom dem einen oder anderen „Booaah!!!“- immens. Der kurze Stopp im Radsportgeschäft bleibt uns natürlich auch bei diesem Urlaub nicht erspart: Diesmal sind es aber nicht vergessene Handschuhe oder zu klein gewordene Schoner, sondern mein Rotwild Testbike, das ich auf dem Weg noch geholt habe und an dem natürlich keine Pedale montiert waren. Ich mach mich also im zweigeschossigen Bikes-Shop auf die Suche nach günstigen Pedalen, die Jungs radln schon mal los Richtung Pumptrack. Hier ist es wie immer: Eine ganz eigene, lässige, „zugehörige“ Stimmung. Jung und alt. Wobei „Jung“ für 2-3-Jährige auf Laufrädern und „Alt“ für sechzehn bis siebzenjährige einheimische Semiprofis auf speziellen Dirtbikes steht. Die Kleinen cruisen in der Inline, die Älteren überspringen flowig die Tables auf der anspruchsvolleren Outline. Es geht unglaublich rücksichtsvoll zu, was für entspannte Eltern auf den Zuschauerrängen sorgt. Die Ruhe dort ist aber leider nicht von langer Dauer, weil Kind 2 mit hochrotem Kopf und verschwitzter Mähne ankommt und feststellt: „Der Pool da unten, gehört doch zu unserem Hotel, oder?“ Will heißen: Arschbombenzeit! Ob die Lage des „Good life Resort Riederalm“ besser mit „am“ oder sogar „im“ Bikepark beschrieben ist, ist eigentlich völlig egal. Den Standard für „kurze Wege“ definiert es für uns auf alle Fälle neu. Auch die Ausstattung trifft die Wünsche unserer „Family Shred Crew“ ziemlich gut: Pools, drei Eurojumps für den Jüngsten, schnelles WLAN für das Pubertier, aufmerksamer Service und exzellentes Essen für die Eltern. Auch der „Rookie Bike Kurs“ für die Jungs am nächsten Morgen zahlt massiv auf´s Familienkonto ein. Guide Ronnie macht erst ein paar Übungen im Flachen, arbeitet sich dann in die Flowline im Riders Playground hoch und geht am Nachmittag mit der Gruppe noch auf die Trails. Ich kann in der Zeit die Uphill Eigenschaften meines Testbikes ausprobieren und treffe meine Frau, entspannt in einem der Holztipis liegend, auf dem Asitzkopf. Das Einzige das da die Idylle stört ist das Handy vom Teenie, das leider noch in meinem Rucksack steckt und uns Eltern einmal mehr bewusst macht, was „Dauerbeschuss aus den sozialen Netzwerken“ heißt. Ein Glück, dass es den Lautlos-Regler gibt! Am Nachmittag treffen wir unsere verschwitzten, aber glücklichen Jungs an der BikeSchule, die sich überschlagen mit ihren Aussagen: „Boah des war so geil Mann“, „Ich will nochmal!“ und „Können wir jetzt in den Pool??“. Nach einer Cola Pause entscheiden wir uns fürs Hotel – und während die Jungs sich abwechseln zwischen Wasserrutsche, Salto und Slackline, steigt bei uns die Vorfreude auf das Abendessen - die Gerichte sind von ausschließlich heimischen Lieferanten, einfach nur ein Traum und man merkt, dass die 3 Gault Millau Hauben des hoteleigenen Restaurants „Dahoam“, auch auf die „normale“ Küche abstrahlen. Unterm Strich ein so gelungener Tag für jeden in der Familie, dass ich mir die Frage, ob wir noch einen Tag verlängern sollen, auch hätte sparen können. Denn schließlich will Paul auch mal das Menü und nicht bloß die Kinderkarte essen, Ben will mir die Jumpline am Hangman II zeigen und Johanna noch mal auf den Berg und, und, und… Am nächsten Tag sind wir ziemlich die ersten am Lift. Das Programm bis Mittag ist eng, denn schließlich wollen mir Family Shred LEOGANG Foto, Text: Bergstolz

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