Bergstolz Issue No. 107

22 R I DERPROFI LE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 05 | 2022 „Ich fahre einfach gerne Velo!“ sagt Birgit Bless. Die 26-jährige Schweizerin hat es auf Instagram mit ihren mehr als 38.000 Followern Bike-Influencerin geschafft. „Oh nein, ich bin keine Influencerin!“ antwortet sie vehement. „Ich will den Leuten meine Passion fürs Biken weitergeben und nicht Profit aus meiner Reichweite schlagen und da mordsmäßig abcashen. Ich tue einfach das, was ich gerne tue.“ Was sie gerne macht, sieht man auf ihrem Instagram-Account, und sie erzählt es auch: „Ich liebe Enduro! Je technischer und schwieriger ein Trail, desto cooler! Ich finde Trails megacool, wo Du ans Limit gehen musst, wo Du Dir vorher überlegen musst, was Du da machst.“ Umso erstaunlicher ist das, weil Bigi erst seit etwa sechs Jahren Mountainbike fährt. „Ich bin durch meinen Ex-Freund dazu gekommen und es hat mich voll gepackt, seitdem hab ich nie mehr was anderes gemacht.“ Das Mountainbike war Liebe auf den ersten Pedaltritt. „Biken ist meine Leidenschaft, dafür lebe ich. Mich sieht man eigentlich nur auf dem Bike, und wenn nicht, dann im Gym“, erzählt sie lachend und ergänzt: „Ich bin jedenfalls recht schlecht im chillen, bei mir muss es immer irgendwie laufen. Und je mehr Velo ich fahre, desto besser.“ Ihr Enthusiasmus ist ansteckend, so wundert es nicht, dass sie ihre Leidenschaft auch im persönlichen Kontakt weiterzugeben versucht. Die ausgebildete Sozialpädagogin fährt nämlich nicht nur in ihrer Freizeit „zur Psychohygiene“ MTB, sie baut es in ihre berufliche Arbeit ein. „Ich habe meine Diplomarbeit darüber geschrieben, wie Biken das Selbstkonzept von Jugendlichen fördern kann. Dadurch, dass sie erleben können ‚Wow, jetzt bin ich einen Trail gefahren, den ich vor zwei Wochen noch nicht geschafft habe!‘ oder ‚Cool, ich kann jetzt einen Platten flicken!‘ erleben sie Selbstwirksamkeit. Und das ist für die Kinder und Jugendlichen so wertvoll!“, erklärt sie begeistert. „Es ist so cool zu sehen, dass sich die Kids durch das Biken entwickeln, nicht durch eine spezielle Therapie, sondern durch etwas Alltägliches.“ Sie erzählt, dass schon etliche „ihrer“ Schützlinge danach gar nicht mehr absteigen wollten. „Schade ist nur, dass es die finanziellen Verhältnisse für viele oft schwer machen, an ein taugliches Bike zu kommen. Aber einer meiner ehemaligen Bezugsjugendlichen hat jetzt sogar die Lehre zum Velo-Mechaniker gemacht. Vielleicht hatte ich da ein bisschen Einfluss…“ Wenn Birgit von ihrer Leidenschaft erzählt, wirkt das nicht aufgesetzt oder gekünstelt - und es war sicher auch diese Authentizität, die ihr ihre Sponsoren und Instagram-Reichweite gebracht hat. „Ich bin mit einem Schweizer Händler beim Biken gewesen und das hat perfekt gematcht. Er hat mich mit Klamotten ausgestattet und wenig später ist dann die Bekleidungsfirma auf mich zugekommen“, erinnert sie sich. „Ich bin mir auch sicher, dass Instagram bei mir nur so gut funktioniert hat, weil ich immer 100% authentisch bin. Du musst machen, was Dir Freude bereitet und nicht, was Du glaubst, tun zu müssen, weil es anderen gefällt. Du darfst Dich nicht verkaufen, nicht für alles einspannen lassen. Nur dann kannst Du Deine Passion wirklich weitergeben.“ Plötzlich beginnt sie zu lachen: „Und Du musst Reels posten! Ohne Reels geht auf Insta grad gar nichts!“ Dass sie ihre Bike-Leidenschaft 24/7 lebt, nimmt man Birgit sofort ab. „Ich hasse das Wort ‚Work-Life-Balance‘. Es ist doch voll blöd, wenn Du zwei Leben leben musst – eins für die Arbeit und eines für die Freizeit“, führt sie aus. „Mir ist das megawichtig, dass ich das machen kann, was ich gerne mache. Für mich funktioniert die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit nicht, bei mir fließt beides ineinander, das liebe ich. Da brauch ich keine Work-Life-Balance, weil ich immer gerne mache, was ich tue.“ Im Gespräch lacht Birgit viel und bestätigt: „Ja stimmt, für mich darf das Leben gerne so weitergehen wie bisher. Ich bin sowieso ein megapositiver Mensch und versuche immer, gute Vibes zu verbreiten. Weg mit dem Konkurrenzdenken! Wir können doch alle so viel voneinander lernen!“ Sie wirkt in sich ruhend und komplett im Flow. Wobei: „Ich kann eigentlich gar nicht gut Flowtrail fahren, ich hab ein bisschen Angst vor der Geschwindigkeit“, gibt sie grinsend zu. Das wird aber sicher noch kommen, denn für Birgit Bless liegt der Reiz und die Schönheit am Biken genau darin: „Dass man nie ausgelernt hat! Biken ist ein endloser Prozess, Du lernst immer noch was dazu.“ Alter: 26 Homespot: Graubünden - Davos/Klosters Beruf: Sozialpädagogin Sponsoren: Trek, Endura, Shimano/Fumo, Bliz Eyewear Erfolge: Ich sehe meinen Erfolg darin, dass ich mir eine große Reichweite erarbeitet habe, mit welcher ich meine größte Leidenschaft teilen und weitergeben kann. Ziele: Living life to the fullest. @bigiii_ BIRGIT BLESS „Biken ist ein endloser Lernprozess“ Foto: M. Alfieri

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