Bergstolz Issue No. 106

20 R I DERPROFI LE Bergstolz Ski & Bike Magazin • 04 | 2022 Sina Freis Palmarès liest sich nicht nur außergewöhnlich erfolgreich, sondern für eine 25-jährige auch recht umfangreich: Welt- und Europameistertitel finden sich ebenso wie unzählige Schweizer Meistertitel und – natürlich – nicht zuletzt eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen Tokyo 2020, die verspätet erst im vergangenen Jahr stattfanden. Umso beeindruckender ist diese Liste, wenn man bedenkt, dass die Schweizerin erst im Alter von 12 Jahren zumMountainbike kam: „Ich bin durch meinen Papi zum Velo gekommen. Zu der Zeit suchte ich gerade nach einer neuen Sportart für mich und er fuhr nach Spanien auf Mountainbike-Urlaub – und mein Bruder durfte mit“, erinnert sie sich. „Das fand ich unglaublich – Ferien in Spanien! Wir waren nie richtig im Ausland in die Ferien gefahren, und da wollte ich unbedingt mit.“ Ihr Vater meinte allerdings, dass das nicht ginge, weil sie überhaupt nicht biken konnte. Das reichte, um Sinas Ehrgeiz anzustacheln: „Im nächsten Jahr wollte ich auch mit nach Spanien!“ Sie setzte sich aufs Velo und bestritt noch im gleichen Jahr ihr erstes Rennen. „Im Jahr darauf durfte ich ebenfalls mit nach Spanien“, lacht sie im Rückblick. Schnell fuhr sie auch für einen Verein, und nahm an Wettkämpfen quer durch die gesamte Bandbreite des Radsports teil, von Straßenrennen bis zum MTB. Im Juniorenbereich wurde sie mehrmals Schweizer Meisterin auf der Straße, entschieden hat sie sich dennoch für Crosscountry: „Das gefällt mir einfach am besten. Es wird schnell gestartet, es geht rauf und runter, man fährt coole Strecken. Das ganze Format dauert eineinhalb Stunden und das Niveau ist in den letzten Jahren so gestiegen, das ist auch für Zuseher extrem spannend“, erklärt sie mit ansteckender Begeisterung. Nachdem ihre ersten Renneinsätze noch eher ernüchternd endeten, stand sie schon 2011 erstmals bei einem Rennen ganz oben auf dem Podest. Nur ein Jahr später wurde sie in die Schweizer Nationalmannschaft berufen, 2013 holte sie die Nationalen Meistertitel auf der Straße, im Cyclocross und im Crosscountry. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich Radsportlerin werden wollte und richtete mein Umfeld darauf aus.“ Sina Frei wechselte auf die United school of sports in Zürich, die es jungen Spitzensportlern ermöglicht, eine Berufsausbildung mit dem Sport unter einen Hut zu bringen. Es zahlte sich aus, im U19 und U23-Bereich sammelte die nur 1,51 Meter große Schweizerin einen Titel nach dem anderen. Nach der Lehre konnte sie auf die Spitzensport Rekrutenschule der Schweizer Armee wechseln: „Gemeinsam mit zwei weiteren Mountainbikerinnen, so war das Niveau in unserer Trainingsgruppe immer megahoch.“ Sie bekam ihren ersten Vertrag mit einem internationalen Team bei Ghost und wechselte ein Jahr früher als notwendig in die Elite-Kategorie. „Ich fuhr gleich in meiner ersten Elite-Saison Top-4-Plätze ein und bekam die Möglichkeit, zu Specialized zu wechseln“, erinnert sie sich. „Für mich ging ein Traum in Erfüllung.“ Vergangenes Jahr schließlich kam an Sina Frei niemand mehr vorbei: Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokyo, Weltmeisterin im XC Short Track, Dritte im XCO und zum Drüberstreuen ein Sieg beim Cape Epic gemeinsammit Laura Stigger: „Die Zieleinfahrt in Tokyo war definitiv die emotionalste meines gesamten Lebens, es war extrem überwältigend, unvergesslich und einfach megaschön! Und trotz meiner Erfolge bin ich immer noch die gleiche Sina. Gut, ich werde öfter erkannt – also hauptsächlich, wenn ich Radklamotten trage – und es ist ein megaschönes Gefühl, wenn Kinder auf mich zukommen und mir erzählen, dass ich ihr Superstar bin. Auch wenn ich das selbst überhaupt nicht so empfinde.“ Was Sina Frei zu einer macht, mit der im Weltcup immer zu rechnen ist, ist die Ausgeglichenheit, die sie ausstrahlt – nicht nur auf dem Bike: „Ich fahre sowohl bergauf als auch bergab auf sehr gutem Level. Und ich bin mental stark“, meint sie im Interview. Ihre Zielstrebigkeit zeigt sich erst auf Nachfrage: „Ich arbeite hart für meinen Erfolg, und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann kenne ich meine Verpflichtungen und setze das bestmöglich um.“ Was sie sich so in den Kopf gesetzt habe, wollen wir gerne wissen. „Einen Weltcup-Gesamtsieg – oder zumindest einen Podestplatz. Den XCO Weltmeistertitel. Und mein großes Ziel ist Paris 2024.“ Was sie nicht dazuzusagen braucht: Die Silbermedaille hat sie schon zuhause. Alter: 25 Wohnort: Uetikon am See Beruf: MTB Pro, Ausb.zur Kauffrau-United School of Sports / Sonova AG Sponsoren: Specialized Factory Racing, Lidl, Halo, Regiobank Männedorf, Focus Water, Intersport, Davos Klosters, H.P. Schmid AG Bachenbülach, Spitzensport Schweizer Armee, Oakley, Prematic, BikeHalle Uetikon am See Erfolge: 2020 Silbermedaillengewinnerin Olympische Spiele Tokyo 2021 XC Short Track Weltmeisterin 2021 3. Weltmeisterschaft XC Olympic 2021 Gewinnerin Cape Epic mit Laura Stigger 2017, 2018, 2019 Weltmeisterin team Relay Media: www.sinafrei.ch @freisina SINA FREI „Nie aufgeben. Immer nach vorne schauen.“ Foto: Michal Cerveny / Specialized Factory Racing Team Foto: Michal Cerveny / Specialized Factory Racing Team

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