Bergstolz Issue No. 103

TRAUMBERUF HEL IGUI DE Skier. Während Bindungen noch klicken, erklärt Jordan wie es läuft. Er fährt voraus, nach jeweils fünf Schwüngen folgt der nächste und so weiter. Nur rechts von seiner Spur fahren, da links weiter unten ein gefährliches Felsband lauert. Zwischen den Gästen wird großzügig die Reihenfolge ausgemacht. Klar, möglichst unverspurt ist immer schöner, als wenn der Hang schon beackert wurde. Ich lasse gerne den anderen den Vorsprung. Somit habe ich mehr Zeit mich mit der hübschen Guidin zu unterhalten. Mit ihrem dunklen Teint und den schwarzen Haaren gibt sie eine hervorragende Ski Pocahontas ab. Die Aufgabe als Letzter zu fahren ist nicht zu unterschätzen, erfahre ich.Wenn einer der Gäste nicht mithalten kann oder stürzt ist es ihre Aufgabe ihm zu helfen. Oder auch mal das ein oder andere aufmunternde Wort zu finden. Vor allem das gefürchtete versinken in ein sogenanntes „Treehole“ kann heikel werden. Bei einer Schneehöhe von mehreren Metern verschwindet der Skifahrer schnell im lockeren Schnee unter einem Baum und es ist verdammt schwer ihn dann ausfindig zu machen. Deshalb muss man mit einem vorabbestimmten Skipartner immer in Kontakt bleiben. Der Vordere ruft, der Hintere antwortet als Echo. Hört dies der Vordermann nicht mehr, muss er sofort stehen bleiben und kontrollieren, was los ist. Ich erlöse die ruhige Siebenundzwanzigjährige von meiner Fragerei und stelle nun als letzter Gast meine Skier in die Vertikale. Hui, was für ein Schnee. Und das am Anfang des Winters. Champagne Powder! Der Vormittag verschwindet in Windeseile. Kaum am Setup Platz abgeschwungen, schwebt schon die Individual Gondel auf uns herab. „Das funktioniert ja wie ein Schweizer Uhrwerk“, meint schmunzelnd ein Schweizer Gast zu mir. Beim Mittagessen ist mehr Zeit zum Quatschen. Die Guides von unserer und einer anderen Gruppe haben schon aus Schnee einen Tisch geschreinert. Auf dem wird eine umfangreiche Brotzeit verteilt. Heiße Suppe, Sandwiches, Kekse, Schokolade und Tee. Mit einem dampfenden Suppenteller nähere ich mich der stets freundlich lächelnden Emma. Im hiesigen Fernie geboren, begann sie schon mit drei Jahren mit dem Skifahren. Wer fängt hier eigentlich nicht mit Drei an, denke ich mir. Auch im Sommer kommt sie von den Helikoptern nicht los. Sie arbeitet dann als Firefighter, also Feuerwehrfrau, in Nelson B.C. In ihrer Freizeit dreht sich eigentlich alles um den Bergsport: Mountainbike, Klettern, Kajak und Berglauf. Wow! Bevor ich ihr einen Heiratsantrag mache, wende ich mich lieber einem etwas älteren Herrn zu der aussieht wie Clint Eastwood in Skiklamotten. Auch der trägt das rote Guide Jäckelchen mit den typischen Wiegele Aufdrucken. Allerdings: auf dem Namenssticker steht vor John ein Dr. für Doktor. Auf die Frage welcher Doktor er ist, antwortet John, dass er Arzt sei. Wenn irgendeinem Skifahrer hier etwas passiert ist er per Funk sofort zur Stelle. Er macht dies nun schon in der dritten Saison. Jeweils für zwei Wochen. Dann kommt wieder ein anderer Ski fahrender Arzt zum Zug. OfBergstolz Ski & Bike Magazin • 01 | 2022

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